Auf sanften Druck:Mehr Schutz für Kinder

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Immer mehr Vereine unterzeichnen einen Vertrag mit dem Landkreis und verpflichten sich, die erweiterten Führungszeugnisse ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter zu kontrollieren

Von Marlene Krusemark, Freising

Das Amt für Jugend und Familie arbeitet nach wie vor an den Kooperationsvereinbarungen mit den Vereinen im Landkreis zum Kinderschutzgesetz. 2012 hatte der Bund ein Gesetz verabschiedet, um den Schutz für Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen zu erhöhen.

Dieses Gesetz verpflichtet alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Jugendhilfe zur Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses, in dem auch Anmerkungen zu Sexualstraftaten verzeichnet sind. Bei ehrenamtlicher Arbeit liegt die Entscheidung, ob die Mitarbeiter ein Zeugnis vorlegen müssen, bei den Vereinen selbst. Das Freisinger Landratsamt hat deshalb an alle 1215 Vereine im Landkreis Verträge verschickt, in denen sie sich zur Kontrolle des erweiterten Führungszeugnisses verpflichten.

"Mittlerweile haben wir 800 Rückmeldungen auf das Schreiben bekommen. Davon haben auch ein paar Vereine angegeben, dass sie gar keine Jugendarbeit betreiben. Aber all diejenigen, die sich zurückgemeldet haben und mit Kindern- und Jugendlichen arbeiten, haben den Vertrag unterschrieben", erklärt Eva Dörpinghaus, Sprecherin des Landratsamtes.

Mit der Unterzeichnung des Vertrags gehen die Vereine eine Selbstverpflichtung ein, sich erweiterte Führungszeugnisse ihrer Mitarbeiter vorlegen zu lassen. Diese Vorgehensweise stieß anfangs auf Proteste. "Ein Kritikpunkt war der bürokratische Aufwand. Viele waren auch unsicher, was die Vereinbarung konkret bedeutet und wie sie praktisch umzusetzen ist", so Dörpinghaus. "Da kamen viele Anrufe rein. Nachdem das Amt für Jugend und Familie erklärend tätig war, wurde die Notwendigkeit dieser Maßnahme aber eingesehen."

Laut Bayerischem Landessportverband ist die Vorlage des erweiterten Führungszeugnisses von Trainern und Übungsleitern im Kinder- und Jugendbereich zu befürworten. Diese Personengruppe habe die Möglichkeit, "eine besondere Nähe, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen oder auch Macht und Abhängigkeit zwischen Leiter/in und Minderjährigen zu missbrauchen." Dies gelte auch für ehrenamtliche Mitarbeiter, die "99,9 Prozent der Vereinsarbeit im Landkreis übernehmen", so Eva Dörpinghaus.

Um die noch fehlenden Vereine zu einer Umsetzung der Maßnahme zu bewegen, werde nun ein weiteres Schreiben verschickt. Die Streichung von Fördergeld im Falle einer Weigerung hält Eva Dörpinghaus allerdings für keine sinnvolle Methode. "Ich denke, in dieser Sache muss auf Kooperationsbasis gearbeitet werden."

Im Büro des Sportclubs Eintracht Freising liegen mittlerweile 40 erweiterte Führungszeugnisse, so Geschäftsführer Reinhard Gmähle. Es sei auch für den Verein wichtig, diese Dokumente einsehen zu können - wenn zum Beispiel tatsächlich mal etwas passieren sollte, so Gmähle. Die erweiterten Führungszeugnisse haben die Trainer eigenständig beim Bürgerbüro beantragt. Mit Hilfe eines Formulars kann man sich als "Ehrenamtlicher" auch von den anfallenden Gebühren befreien lassen.

"Diese Formulare haben wir im Büro, um den Prozess zu erleichtern", sagt Georg Appel, Fußballchef beim SEF. Die Maßnahme werde von den Trainern gemeinhin akzeptiert, hat er festgestellt. Wer datenschutzrechtliche Bedenken habe, könne auch nur die in Bezug auf Kinderschutz relevanten Einträge vorzeigen. Das sei den Betroffenen beim SEF aber zu aufwendig gewesen. Dem Verein liegen daher die kompletten Unterlagen vor.

Der SEF hält seine Mitarbeiter dazu an, das Führungszeugnis alle drei Jahre neu vorzuzeigen. Beim DFB müsse das sogar jährlich geschehen. "Wenn ein Verfahren während der drei Jahre zwischen der Vorlage der Führungszeugnisse eingeleitet wird, kriegen wir natürlich nichts davon mit", so Appel. Eine hundertprozentige Garantie, kinderschädigendes Verhalten ausschließen zu können, gebe es nie. "Aber es ist gut, dass wir den Eltern sagen können, dass wir uns um das Thema kümmern. Damit können wir auch ihnen ein bisschen Sicherheit geben", sagt Appel.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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