Auf dem Biohof Schönegge in Meilendorf:Mit allen Sinnen die Umwelt entdecken

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Im neuen Naturkindergarten erkunden seit Anfang des Monats 21 Zwei- bis Vierjährige die Tier- und Pflanzenwelt. Grundlage ist ein extra ausgearbeitetes pädagogisches Konzept

Von Gudrun Regelein, Nandlstadt

Ein Besuch auf dem benachbarten Bauernhof stand an diesem Dienstag auf dem Programm. Vormittags, nach dem Morgenkreis und einer kleinen Brotzeit, ging es los zu den Kühen auf der Weide. "Die Kinder waren begeistert, vor allem natürlich von den Kälbern", erzählt Lilian Schwaiger. Die Sozialpädagogin und Tochter von Erhard Schönegge, der gemeinsam mit seinem Bruder Horst den Ökohof Schönegge im Ortsteil Meilendorf betreibt, ist die Vorsitzende des Vereins Erlebnis Naturgarten, unter dessen Trägerschaft der neu eröffnete Naturkindergarten steht.

Seit September besuchen 21 Kinder - Platz wäre für 30 - vormittags den Kindergarten auf dem Schönegge-Hof. Der Jüngste derzeit ist gerade einmal zwei Jahre und zwei Monate alt, die meisten anderen zwischen drei und vier Jahre. Die Knirpse haben die Möglichkeit, auf dem riesigen Gelände viel zu entdecken, zu erforschen und zu spielen. Was sich nach großem Spaß anhört, hat allerdings ein ausgearbeitetes Konzept als Grundlage. "Unsere pädagogische Ausrichtung liegt in den Bereichen Natur-und Umweltbildung, Bauernhof- und Waldpädagogik und der tiergestützten Pädagogik", sagt Nadja Stephan, die Kindergartenleiterin. Kinder bräuchten auf ihrem Weg hin zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit einen geeigneten Lernort, in dem sie aktiv ihre soziale und räumliche Welt mit allen Sinnen entdecken können. Ein Naturraum - wie ihn der Naturgarten Schönegge biete - ermögliche gerade in einer Zeit der permanenten Reizüberflutung klare, einprägsame Sinneserfahrungen.

In kleinen Gruppen, die von mindestens vier Betreuern begleitet werden, wird der Vormittag gestaltet: Einige Kinder füttern beispielsweise die Meerschweinchen und Kaninchen auf dem Hof, die Gartengruppe kümmert sich darum, dass alle bei der Brotzeit mit hofeigenem Gemüse und Obst versorgt werden. Und dann steht noch das heilpädagogische Reiten auf dem Programm. Einen Tag in der Woche ist die Gruppe im Wald unterwegs - aber auch wenn man sehr viel draußen unterwegs sei, sei man kein Waldkindergarten, sagt Lilian Schwaiger. "Wir besitzen auf dem Gelände ein eigenes Gebäude mit kleiner Küche, einem Gruppenraum, einem Büro und einer Toilette. Wir haben die Möglichkeit, nach innen zu gehen." Bei einem Waldkindergarten dagegen gebe es normalerweise lediglich einen Bauwagen als Unterschlupf.

Das Interesse an einem Naturkindergarten sei groß gewesen, immer wieder habe es Anfragen gegeben. "Und wir auf dem Schönegge-Hof haben uns immer wieder gesagt, wie schön es wäre, einen eigenen Kindergarten auf dem Hof zu haben", erzählt Schwaiger. Im vergangenen Jahr habe schließlich ein Interessent angefragt, der einen Waldkindergarten auf dem Gelände integrieren wollte; dieser Plan konnte nicht umgesetzt werden. "Da haben wir uns entschlossen, selber aktiv zu werden."

Im September öffnete der Naturkindergarten seine Pforten. "Es war eine Herausforderung, mit so vielen kleinen Kindern, von denen viele zuvor noch nicht im Kindergarten waren, gemeinsam zu starten", sagt Kindergartenleiterin Nadja Stephan. Nach nur drei Wochen laufe mittlerweile alles schon ganz selbstverständlich. "Für die kurze Zeit der Eingewöhnung ist das beachtlich", sagt die Heilerziehungspflegerin. Die Gruppe wachse zusehend zusammen, erste Freunde hätten sich bereits gefunden. Sie sei sehr zufrieden - auch wenn man gemeinsam noch immer versuche, das Konzept zu verbessern. Für sie sei ein Naturkindergarten ihr Lebenstraum gewesen, sagt Stephan: "Der wurde hier nun verwirklicht."

Weitere Infos unter: www.schoenegge.de; Kontakt unter: naturkiga@schoenegge.de

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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