Auch am Schafhof wird gefeiert:Reinigende Kraft

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Sonnwendfeuer haben eine Jahrhunderte lange Tradition. In manchen Landkreisorten wird diese heute noch gepflegt

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Am Mittwoch war der längste Tag des Jahres. Mit ihm begann auch der kalendarische Sommeranfang. Die Sommersonnenwende, also der Zeitpunkt, an dem die Sonne ihren höchsten Stand über dem Horizont erreicht, wird vielerorts gefeiert: Bekanntester Brauch sind wohl die großen Feuer, die auch als Johannisfeuer bekannt sind.

Aber auch an diesem Samstag wird es noch Sonnwendfeiern geben. Am Schafhof in Freising beispielsweise: "Das ist ein fester Programmpunkt bei unserem Johannismarkt, den wir seit 13 Jahren veranstalten", sagt Beatrix Kornhaas, die im Schafhof für die Organisation der Kunsthandwerkermärkte zuständig ist. Entzündet wird der etwa zwei Meter hohe Holzhaufen gegen 21.30 Uhr von Mitgliedern der Freisinger Feuerwehr. Die Feuerwehr ist dann während des gesamten Spektakels, also bis Mitternacht, mit vier Männern und einem Löschwagen am Schafhof, das sei Vorschrift, berichtet Kornhaas. Auch müsse das Feuer beantragt und genehmigt werden. Und der Einsatz der Feuerwehr natürlich bezahlt werden. Das Sonnwendfeuer habe man als historischen Brauch mit in den Johannismarkt integriert - "weil es sich anbietet". Etwa 350 Besucher seien in den vergangenen Jahren extra deswegen gekommen. "Es ist ein sehr schönes Event", sagt Kornhaas.

Der längste Tag des Jahres sei "natürlich etwas ganz Besonderes", sagt der Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge. Seit wann genau es die riesigen Sonnwendfeuer gebe, könne er nicht genau sagen, aber zumindest seit dem 11. Jahrhundert würden diese in ganz Deutschland entzündet. "Der Brauch wurde auch von Bischöfen und Königen gepflegt. Es wurde getanzt und gefeiert. Oftmals wurde auch über das Feuer gesprungen. Wenn das ein Paar tat, hieß es, dass es bald heiraten werde", berichtet Goerge. Mit einem heidnischen oder altgermanischen Brauch habe das Entzünden des Feuers aber nichts zu tun, vielmehr wurde dem Feuer immer eine reinigende Kraft zugesprochen. Traditionell sollte es vor Missernten und Seuchen schützen. Mit dem Brauch wurde die Sonne unter anderem als Wachstumsantrieb verehrt. Ursprünglich wurden die Feuer in der Nacht zum Johannistag, dem 24. Juni - das ist der Geburtstag Johannes des Täufers -, entzündet, berichtet Goerge. Im Laufe der Zeit sei der Brauch allerdings zunehmend verloren gegangen - und im Landkreis gebe es inzwischen nur noch relativ wenige Sonnwendfeiern, die zumeist von Vereinen veranstaltet werden.

Die Freiwillige Feuerwehr Hallbergmoos beispielsweise feiert an diesem Samstag: "Wir wollen die Tradition erhalten", sagt der erste Kommandant, Walter Schreck. Um 21 Uhr werde das Feuer entzündet. Schon am Nachmittag aber findet ein buntes Rahmenprogramm statt, bei einer Challenge wird ab 14 Uhr der stärkste Feuerwehrmann gesucht.

In den vergangenen Jahren seien immer viele Besucher gekommen, um die Faszination des Feuers zu erleben, das dann bis in die frühen Morgenstunden verglimmt, erzählt Schreck. Das Gelände sei relativ frei gelegen, deshalb werde der Holzstapel auch ziemlich hoch sein - nämlich etwa 15 Meter. "Aber natürlich werden wir bei der Trockenheit das Gelände rundherum wässern", sagt der Kommandant. Auch werden Feuerwehrzüge für den Notfall da sein.

Weitere Sonnwendfeiern im Landkreis finden am Samstag beispielsweise in Langenbach (18 Uhr auf dem Fuchsberg), Wolfersdorf (18 Uhr im Bauhof), Rudelzhausen (18 Uhr in der Heigl-Halle) und Tegernbach (19 Uhr beim Sportplatz) statt.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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