Asylbewerber in Au:Nicht einfach klingeln

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Bürger wollen den neuen Nachbarn helfen. Das Landratsamt koordiniert die Angebote

Peter Becker

- Die ersten Asylbewerber sind in Au angekommen. Seit vergangener Woche haben zwei Familien, eine syrische und eine mazedonische, ein Haus an der Kohlstattstraße bezogen. Und ein Nachbar, Thomas Naumann, regt sich auf. Aber nicht etwa wegen der Neuankömmlinge, sondern wegen der Essenspakete mit Konserven, die ein Fahrer vorbeibrachte. Die Asylbewerber wussten damit offenbar nichts anzufangen. Der Lieferant gab zwar Erklärungen ab, "aber im tiefsten Bayerisch", bemängelte Naumann. Das Landratsamt hätte sich doch im Vorfeld um die Essensgewohnheiten der Familien kümmern können, kritisierte er mit Blick auf Irmgard Eichelmann und Michael Mallow. Sie vertraten die Behörde beim Informationsabend, den die Auer Bürgerinitiative 2000 veranstaltete.

Die Veranstaltung hätte eigentlich vor dem Eintreffen der ersten Asylbewerber in Au stattfinden sollen. Die Bürgerinitiative wollte zuvor das Gespräch mit den Nachbarn suchen, um etwaige Ängste auszuräumen und aufzuklären. Überraschend für das Landratsamt kamen aber dann bereits in der vergangenen Woche 22 Asylbewerber im Landkreis an, von denen zwei Familien in Au untergebracht wurden. Irmgard Eichelmann musste den Nachbarn beschwichtigen. Es sei eben drunter und drüber gegangen. "Es war eine extreme Situation." Die Konserven seien zur Erstversorgung gedacht gewesen. Die beiden Familien könnten nun selbst auf entsprechenden Formularen ihre Mahlzeiten zusammenstellen. Die Konserven würden selbstverständlich wieder abgeholt, beruhigte Mallow den Nachbarn, der Verschwendung von Steuergeld fürchtet.

Die Angelegenheit mit den Konserven war ein leichter Verdruss im Vergleich mit dem Wirbel, den im Frühjahr die Nachricht ausgelöst hatte, in Au könnte eine Sammelunterkunft für Asylbewerber entstehen. Diese ist abgewendet, die Flüchtlinge werden nun dezentral in der Marktgemeinde untergebracht. Nun treibt die Auer die Sorge um, wie sie die Ankömmlinge am besten unterstützen können. Franz Asbeck, Vorsitzender der Bürgerinitiative, riet davon ab, einfach an deren Haustür zu klingeln. "Wir haben eine Liste mit Helfern zusammengestellt", erklärte er. Diese umfasse etwa "20 Leute". Wer die Familien unterstützen wolle, solle sich an die Sozialverwaltung im Landratsamt wenden, die dann die Angebote koordiniere. Irmgard Eichelmann riet von spontanen Sachspenden ab. Diese könnten unter Umständen für Ärger sorgen, etwa wenn auf einmal zwei Kühlschränke gleichzeitig an eine Familie geliefert würden.

Michael Mallow, Leiter des Sachgebiets Kommunales im Freisinger Landratsamt, sagte, die Behörde benötige weiterhin Unterkünfte für Asylbewerber. Diese seien schwierig zu finden, weil sie oft nicht die Sicherheitsansprüche erfüllten. Wohnungen mit Ölofen etwa würden nicht akzeptiert. Dies sei aus Brandschutzgründen zu gefährlich. Nach Auskunft von Mallow müsse der Landkreis mittlerweile 150 Flüchtlinge unterbringen. Mit ein Grund für deren steigende Zahl sei der Bürgerkrieg in Syrien. "Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die syrische Familie länger in Au bleibt", antwortete Matthias Weinzierl vom Bayerischen Flüchtlingsrat auf die Frage eines Auer Bürgers. Dieser hatte wissen wollen, wie lange es wohl dauern werde, bis über die Asylanträge entschieden sei.

© SZ vom 12.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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