Heißer Einsatz:Die Freisinger und ihr THW

Lesezeit: 3 min

Autoabwurf aus zwölf Metern Höhe und eine Holzbrücke ohne Nägel und Schrauben: Die THW-Mitglieder beweisen sich beim Tag der offenen Tür als geschickt und technisch versiert. Trotz brütender Hitze kommen die Besucher in Massen.

Von Jenny Schößler, Freising

1 / 4
(Foto: Marco Einfeldt)

Ein Pool samt Boot mitten in der Luitpoldanlage: Das Freisinger THW hatte den Besuchern am Tag der offenen Tür so einiges zu bieten.

2 / 4
(Foto: Marco Einfeldt)

Auch bei glühender Hitze ist die Schutzkleidung für THW-Mitglieder Pflicht, wenn sie im Einsatz sind - oder wenn sie simulierte Bergungsarbeiten vorführen.

3 / 4
(Foto: Marco Einfeldt)

Sandsäcke befüllen und mit dem Rettungsboot fahren: Das und noch viel mehr war am Sonntag bei "Tag der offenen Tür" des THW Freising im Angebot.

4 / 4
(Foto: Marco Einfeldt)

Den Bau einer Leonardo da Vinci-Brücke, die allein aus miteinander verflochtenen Hölzern ohne Fixierung besteht, beherrscht bereits die THW-.Jugend.

Es ist heiß, erbarmungslos heiß an diesem Sonntag auf dem Schottergelände der Luitpoldanlage. 250 Meter weiter lädt ein großes blaues Banner an der Isar-straße zum Besuch auf das Gelände ein. "Im Dienste der Humanität" steht dort groß und breit auf dem Stoff. Rechts und links ist der THW-Zahnkranz abgebildet. 50 000 Liter Wasser, zwei Boote, ein 25-Meter hoher Kran, 13 Fahrzeuge, der König Power Sandking Turbo, ein Gerät zum Befüllen von Sandsäcken, und 50 ehrenamtliche Mitglieder: Das Technische Hilfswerk Freising stellt sich an diesem Tag vor und hat einiges aufgeboten.

Seit 10 Uhr tummeln sich Kinder mit ihren Eltern zwischen den Fahrzeugen und schauen mit großen Augen zu den starken Männern in blauen Uniformen herauf. Die stehen lächelnd in der Hitze und erklären alles geduldig.

Die Kinder dürfen natürlich mit ins Boot

"Wir können hier die technische Hilfe einfach mal greifbar machen und die Besonderheiten von unserem Ortsverband zeigen", erzählt Philip Rudolf, 36. Er ist Einsatzkraft beim Zugtrupp des Ortsverbandes. Zufrieden schaut er über den Platz. Einige Kinder huschen an ihm vorbei, sie wollen Boot fahren. In der Mitte des Geländes ist ein riesiges Becken aufgebaut. Sanft tuckert eines der Boote des THW Freising auf dem Wasser. Hin und her fährt es und so sehen die kleinen und großen Matrosen, wie so ein Boot der Katastrophenschützer aussieht. Begeistert sitzen zwei Buben auf einer Metallbrücke, die über dem Becken aufgebaut ist und schauen herunter. 15 Meter weiter türmt sich ein Sandhaufen auf. Daneben ist ein Tisch mit zwei Trichtern aufgestellt.

Etwa 1000 Besucher sorgten an dem Tag dafür, dass von den über 500 Semmeln zum Schluss nichts mehr übrig war. (Foto: Marco Einfeldt)

Gerade hält ein THW-Mitglied einen Sandsack unter die Öffnung des Trichters, während ein junges Mädchen mit Hilfe ihres Vaters kräftig Sand in das Loch schaufelt. Konzentriert nimmt sie anschließend ein sogenanntes Rödelgerät in die Hand und verzwirbelt die Drahtschlinge, um den Sack zu schließen. Nur noch den Namen auf den Sack schreiben und schon landet er auf der Palette bei den ganzen anderen Säcken. Die Männer am Stand erklären, dass die Säcke beim nächsten Einsatz verwendet werden. Bei der Vorstellung, dass ihr Sack irgendwann mal jemanden helfen könnte, strahlen die Augen des kleinen Mädchens.

Paul ist zur Beruhigung aller nur eine Puppe mit Fußballkopf

Es ist 15 Uhr. Zeit für den letzten Autoabwurf. Die Besucher sammeln sich alle mit einigem Sicherheitsabstand um den großen Kran herum an. Gerade binden einige Helfer ein altes rostiges Auto an einen dicken Haken. Dann wird der Wagen hochgezogen. Im Inneren sitzt Autofahrer Paul, wie ein Sprecher erklärt. Paul ist zur Beruhigung aller eine Stoffpuppe mit rundem Fußballkopf. Was ihn erwartet, ist ein Sturz aus zwölf Meter Höhe. Damit will das THW einen Aufprall mit einer Geschwindigkeit von circa 50 Stundenkilometern simulieren und den Besuchern zeigen, welche Wucht bei einem derartigen Unfall entsteht. Gespannt gucken alle nach oben, als der Sprecher von drei herunter zählt. Plötzlich löst sich der Haken und mit einem lauten Knall schlägt das Auto auf.

Paul scheint es nicht gut zu gehen. Der Aufprall hat die Motorhaube komplett eingedrückt und zerknautscht liegt der alte Wagen nun auf dem Boden. Die Sirene eines Martinshornes kündigt das Erscheinen des THW an und ein Wagen fährt vor. Detailliert erklärt der Sprecher, wie das THW in einem solchen Fall arbeitet und begleitet so die Hilfsaktion des fünf Mann starken Trupps, das den armen Paul aus seinem Auto befreit. Knappe 22 Minuten nach dem Aufprall ist die Fußballkopfpuppe gerettet. Für die Helfer gibt es reichlich Applaus.

Das THW hofft auf neue Helfer

Wem währenddessen zu warm geworden ist, der läuft eine kleine Runde durch das Dekontaminationstor. Im Normalfall werden durch die Düsen des Tores Desinfektionsmittel versprüht, um gegen Seuchenfälle vorzugehen. Heute aber pusten diese klares Wasser in die Luft. Hunger leiden muss an diesem Tag übrigens auch keiner. Direkt nebenan warten 23 selbstgebackene Kuchen, 100 Schnitzel-, 200 Bratwurst- und 200 Steaksemmeln auf die Besucher. Am Ende des Tages sind alle Semmeln weg. An die 1000 Besucher kamen zum "Tag der offenen Tür" des THW Freising. Für Philipp Rudolf ist es eine gelungene Veranstaltung. Er und die anderen Ehrenamtlichen hoffen, dass sie neue Helfer anwerben konnten.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: