Arbeit:Kein leichter Weg

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Arbeitslosigkeit und Sucht hängen oft eng zusammen. Der Verein Prop hilft Betroffenen zurück ins Erwerbsleben

Von Rebecca Seeberg, Freising

Dass arbeitslose Menschen in eine Sucht rutschen, ist nicht selten. Wie man in solchen Fällen helfen kann, wurde jetzt bei einem Workshop des Suchthilfevereins Prop e.V. im Kardinal-Döpfner-Haus erarbeitet. Insbesondere ging es dabei um die Reintegration der Betroffenen ins Arbeitsleben und in diesem Zusammenhang auch um die dafür unerlässliche Zusammenarbeit zwischen Jobcenter und Therapeuten. Ein Patient des Prop e.V. berichtete zudem exemplarisch über den Verlauf seiner Therapie.

Max G., der anonym bleiben möchte, war bereits mit 23 Jahren aufgrund einer drogeninduzierten Psychose im Therapiezentrum Aiglsdorf in Behandlung. "Ich war bis oben hin zugepumpt mit Psychopharmaka und wollte nur schlafen", berichtet er über diese Zeit. Doch nach einer Umstellung seiner Medikamente fing Max G. an, wieder Interesse an einer Tätigkeit zu verspüren und begann, das Beschäftigungsangebot des Zentrums in Anspruch zu nehmen.

Ein schrittweises Heranführen an das Arbeitsleben, so Prop-Pädagogin Kirsten Baron, sei für Suchtpatienten elementar. "Um eine Sucht zu überwinden, braucht man Arbeit, da sie unter anderem Sinn gebend ist und dem Menschen das Gefühl gibt, gebraucht zu werden", erklärt sie. So entstehe Sucht eben oft auch umgekehrt durch die Folgen einer Arbeitslosigkeit. Eine Statistik des Prop-Therapiezentrums in Aiglsdorf bestätigt das. 2014 seien nur etwa zehn Prozent der Patienten vor einer Therapie erwerbstätig gewesen. Deshalb ist es das erklärte Ziel der Pädagogen, ihre Patienten noch während der Behandlung in das Arbeitsleben zu integrieren.

Die harte Realität zeige, dass das oft kein einfacher Weg sei, so René Spilner, ebenfalls Pädagoge des Prop e.V.. Grund hierfür sei unter anderem, dass der Ablauf zwischen Therapeuten und Jobcentern nicht immer reibungslos funktioniere. Denn das Jobcenter ist erst nach einer beendeten Therapie der Betroffenen für die Arbeitsvermittlung zuständig, wie Alexandra Weinzierl, Beauftragte für Chancengleichheit des Jobcenters Freising, erklärt. So dauere es lange, bis die Klienten eine Stelle fänden und damit eine Zukunftsperspektive. Das Jobcenter Freising hat daher beschlossen, mit der Arbeitsvermittlung bereits sechs Monate vor Abschluss einer Therapie zu beginnen. Besonders motivierte Patienten des Therapiezentrums Aiglsdorf können in eine Therapeutische Wohngemeinschaft (TWG) nach Nandlstadt. So bleiben sie im Landkreis und damit dem Jobcenter zugeteilt.

Auch Max G. wohnt mittlerweile dort und hat eine Ausbildung zum Kinderpfleger begonnen. "Das macht mir Spaß mit den kleinen Zwergen", erklärt er. Mittlerweile ist er Klassenbester, Klassensprecher und wird seine Abschlussprüfung im Mai nächsten Jahres machen. Max G. sei ein Einzelfall, geradezu ein Paradebeispiel für eine gelungene Reintegration, lobt René Spilner den jungen Mann. "Trotzdem", betont er, "Reintegration ist zeitintensiv, ein Weg voller Hindernisse, aber er lohnt sich."

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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