Anchora:Konzert mit Gänsehaut-Momenten

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Das Chorprojekt Anchora überzeugt mit unterhaltsamen Arrangements populärer Musik von Jan Delay bis Beyoncé

Von Philipp Weigl, Freising

Als Teil der neuen jungen Musikergeneration, die seit kurzem die Freisinger Kulturlandschaft bereichert, hat das Chorprojekt Anchora ein erfrischendes Konzert in der Aula des Camerloher-Gymnasiums gegeben. Ein bunt gemischtes Publikum - besonders viele junge Leute waren gekommen - erwartete ein zwei Stunden langes Programm aus fein strukturierten Arrangements populärer Musik für Chor, Band, Streicher und Sologesang in unterschiedlichen Besetzungen.

Chorleiterin Mimi Neumair und Arrangeur Lukas Maier hatten in ihrer Auswahl von leichter Unterhaltung über Chart-Hits bis hin zu emotionaler Ballade alles aufgeboten, was Lust und Laune macht. Als eine von drei Gesangs-Solisten gestaltete Lydia Treutter den Auftakt trefflich und mit schöner Stimme, indem sie das schwungvolle Willkommens-Lied "Anchora singt für dich" zusammen mit dem Chor intonierte. Dem mitreißenden "Life is a Rollercoaster" folgte die Teen-Pop-Hymne "Stronger" von Britney Spears. Wer hier den Dance-Stil des Originals erwartete, wurde mit einer ungewöhnlichen A-cappella-Version überrascht.

Beim "Uferlos-Medley", einer Zusammenstellung deutschsprachiger Songs von Künstlern wie Die Ärzte oder Jan Delay, konnten die Begleitmusiker ihre ganze Vielseitigkeit zur Geltung bringen. Die Band spielte perfekt auf den Chor abgestimmt. Eine weitere Klangfarbe kam durch das Streichquartett hinzu, das mit unaufdringlichem Spiel eine Bereicherung darstellte. Eine glänzend choreografierte Bodypercussion der Chormitglieder wusste zudem als pfiffiger Effekt zu überzeugen.

Nach der Pause ging es erst einmal etwas rockiger zu. Bei "Power of Love", dem Hit aus dem Film "Zurück in die Zukunft", überzeugte Sänger Häns Czernik mit seiner facettenreichen, klaren und ausdrucksstarken Stimme. Dass der Chor nicht nur Pop-Rock singen kann, sondern auch Sinn für Komik hat, bewies die Gangster-Rap-Parodie "Style und das Geld". Das weitestgehend sinnbefreite Werk gefiel vor allem durch die witzige Gestik der männlichen Chormitglieder und die zum Teil grobe Sprache. Großer Applaus. Spaßig sollte es weitergehen, denn nun kam ein Arrangement von Liedern an die Reihe, welche bei den Camerloher-Schülern als beliebt-berüchtigt für das Vorsingen vor der Klasse gelten, wie Moderator Fabian Pflügler ausführte. Anchora ist ja untrennbar mit dem Camerloher-Gymnasium verknüpft, da sehr viele Chormitglieder und auch die Leiter selbst dort früher Schüler waren. So entstanden absurd-kuriose Kombinationen dieser Lieder; der Chor sprach damit wahrscheinlich so manchem (ehemaligen) Schüler aus dem Herzen.

Das letzte Drittel stand mehr im Zeichen emotionaler Stücke. Den Anfang machte Justin Biebers "Love ", das eher ungewohnt lyrisch für den Künstler klingt. Mimi Neumair entlockte dem Chor durch ihr unaufgeregtes und präzises Dirigat wunderbar leichte Klänge. Dass auch die Sänger aufgerufen sind, am Programm mitzuwirken, zeigte die Eigenkomposition von Tenor Felix Wenner. Das Stück "Snow" begann mit langen atmosphärischen Tonsilben und wurde unterlegt von flächigen Synthesizer-Klängen. Mit dem Einsatz von Solosängerin Marie Öttel entspann sich im weiteren Verlauf eine erdige Rockballade im Musical-Stil. Mit "Happy" von Pharrell Williams ging das Konzert zu Ende. Noch einmal zogen Chor und Band in der voll besetzten Aula alle Register. Als Zugabe erklang "Halo" von Beyoncé, vielleicht der emotionale und klangliche Höhepunkt, als die Sänger während des Liedes von der Bühne schritten und sich, weiter singend, im Kreis um die Zuschauer aufstellten und damit noch einmal einen Gänsehaut-Moment erzeugten.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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