Allershausen:Unterricht in Gefahr

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Viele ausländische Schüler verstehen kaum Deutsch

Von Petra Schnirch, Allershausen

In Allershausen leben immer mehr Migranten, der Ausländeranteil ist in den vergangenen fünf Jahren von neun auf 18,2 Prozent gestiegen. Ein Problem treibt Bürgermeister Rupert Popp und Schulleiter Georg Riedel dabei besonders um: In den Klassen sitzen mittlerweile viele Kinder, die kein oder kaum Deutsch verstehen. Der Versuch, diese in einer Integrations- oder Übergangsklasse zusammenzufassen, bis sie ausreichend Deutsch können, um dem regulären Unterricht zu folgen, war bisher erfolglos, wie Popp am Donnerstag bei der Bürgerversammlung im Fuchswirt schilderte. "Es gibt keine einzige Lehrerstunde mehr für den Deutschunterricht."

Die Grundschule besuchen derzeit 34 Migrantenkinder, 25 sprechen laut Popp schlecht oder gar nicht Deutsch, in der Mittelschule könnten sich 33 der 42 Migrantenkinder kaum verständigen. Insgesamt zählt die Grund- und Mittelschule etwa 400 Kinder und Jugendliche. Der Schulleiter schlägt inzwischen Alarm, wie Popp berichtete. Es sei fast kein regulärer Unterricht mehr möglich. Ähnlich sei die Situation in den Kindertagesstätten. Obwohl in Allershausen mittlerweile 84 Asylbewerber leben, stammt der kleinste Teil der betroffenen Mädchen und Buben aus Flüchtlingsfamilien. Viele kommen aus Osteuropa.

Stellten früher Türken, Italiener, Griechen und Österreicher die größten Gruppen unter den Ausländern, sind es nun Ungarn, Polen, Rumänen und Kroaten. Was Popp in der Schul-Diskussion ärgert: Das Baurecht sei "ruckzuck" geändert worden, als immer mehr Asylbewerber ankamen. Selbst Unterkünfte im Außenbereich werden meist schnell genehmigt. Im Kultusministerium aber reagiere man auf die Probleme in Allershausen bisher nicht - und Popp glaubt nicht, dass seine Gemeinde hier ein Einzelfall ist. Schulleiter und Bürgermeister suchen weiter nach einer Lösung. "Es muss etwas passieren", sagte Popp.

Noch eine Schwierigkeit sieht er auf die Gemeinden zukommen: die Suche nach Wohnungen für anerkannte Asylbewerber. Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, übernimmt der Freistaat die Kosten. Danach aber sind die Kommunen zuständig. Wenn nur 20 bis 30 der aktuell in Allershausen lebenden Asylbewerber anerkannt werden, stehe die Gemeinde vor einem Problem. "Mir ist schleierhaft, wo wir sie unterbringen sollen", sagte der Bürgermeister. In einigen Jahren werde sich die Lage durch den Familiennachzug noch verschärfen, befürchtet er.

Ein anderes Phänomen belastet vor allem die Mitarbeiter im Einwohnermeldeamt. Eine Monatsübersicht, die Popp bei der Bürgerversammlung auf die Leinwand projizieren ließ, zeigte, dass sich die Zahl der in der Gemeinde lebenden Ausländer manchmal sprunghaft um bis zu 30 nach oben oder unten bewegt. Er führt dies auf Arbeitergruppen aus Osteuropa zurück, die sich im Rathaus während ihres Aufenthalts an- und abmelden. Für das Personal dort sei das an solchen "Großkampftagen" kaum noch zu bewältigen.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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