Alarm bei den Waldbesitzern:Borkenkäfer fressen sich durch den Bestand

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Die deutsche Bezeichnung Buchdrucker stammt von den Larvengängen des Käfers, deren Aufsicht geschnittenen Lettern ähnelt. (Foto: Christian Endt)

Bestände der "Buchdrucker" und "Kupferstecher" haben sich wegen des heißen Sommers extrem vermehrt. Für Freising gilt aktuell die dritte von insgesamt vier Warnstufen. Betroffene Bäume müssen sofort entfernt werden

Von Marina Wudy, Freising

"Buchdrucker" und "Kupferstecher" - hinter diesen beiden putzigen Namen verbergen sich zwei nicht ganz so putzige Tierchen, nämlich Borkenkäfer. Besonders letzterer, der Kupferstecher, bereitet den Waldbesitzern und Förstern im Landkreis dieses Jahr große Sorgen. Denn nachdem im März dieses Jahres bereits Sturmtief Niklas viele Bäume an den Wurzeln schädigte, kam noch die große Hitzewelle diesen Sommer hinzu. So konnten sich Borkenkäfer in den ohnehin bereits geschwächten Bäumen extrem gut ausbreiten. Aktuell leidet der Landkreis deshalb unter einer regelrechten Plage: Laut dem Borkenkäfermonitoring der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft gilt für Freising aktuell die dritte von insgesamt vier Warnstufen.

"Die durch die Borkenkäfer verursachten Schäden werden tatsächlich erst jetzt sichtbar. In den letzten Wochen häufen sich die Rückmeldungen bei uns über das Ausmaß des Befalls", sagt Stefan Warsönke, Bereichsleiter für Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Erding. "Denn gleich zu Beginn, wenn sich der Borkenkäfer in die Rinde bohrt, sieht man ja nur die kleinen runden Löcher. Mittlerweile aber verfärbt sich bei den befallenen Bäumen die Krone und die Rinde fällt ab, sodass nun deutlich erkennbar ist, wie viel des Baumbestands tatsächlich betroffen ist." Generell seien das im Landkreis nahezu ausschließlich Fichten, erklärt Warsönke. Dass die Zahl der betroffenen Bäume dieses Jahr sehr hoch ist bestätigt auch Ingo Kellner, Förster bei der Waldbesitzvereinigung Freising: Das Ausmaß, in welchem der Landkreis dieses Jahr von den Käfern betroffen sei, "wesentlich größer als im Vergleich zum letzten oder auch vorletzten Jahr".

Um eine mögliche Ausbreitung oder Verschlimmerung der Lage noch zu verhindern, müssen die betroffenen Bäume nun schnellstmöglichst abgeholzt werden. Denn wie Stefan Warsönke erklärt: "Jetzt wo es kälter wird, stellen die Borkenkäfer in der Regel ihre Schwärmflüge ein. Sie bleiben dann unter der Rinde. Wenn diese allerdings abfällt, bleibt auch der Borkenkäfer mit ihr auf dem Waldboden liegen und kann dort überwintern. Im Frühjahr ist dadurch dann die Zahl der Borkenkäfer noch mal viel höher und die Gefahr für eine erneute Plage steigt natürlich." Warsönke plädiert deshalb an alle Waldbesitzer im Landkreis, ihren Bestand gründlich zu untersuchen und die betroffenen Bäume sofort zu entfernen - und zwar noch bevor die Rinde abfalle, denn nur dann werde auch der Borkenkäfer mit ihr aus dem Wald gebracht.

Allerdings besteht dennoch die Gefahr, dass die Kupferstecher bei einem milden Herbst ihre Schwärmflüge noch fortsetzen und sich weiter verbreiten. "Sollte das Wetter die nächsten vier oder fünf Wochen eher warm bleiben kann es durchaus sein, dass die Borkenkäfer noch einmal ausschwärmen", sagt Ingo Kellner. Wichtig sei deshalb, dass Waldbesitzer auch grüne Bäume eingehend untersuchen. Denn dort hielten sich die Borkenkäfer ja noch auf, wohingegen bei bereits verdorrten Bäumen die Möglichkeit bestehe, dass der Käfer noch einmal ausgeschwärmt sei.

Der Förster ist sich auf jeden Fall sicher, dass das Abholzen der betroffenen Fichten das "Hauptgeschäft" für Landwirte und Waldbesitzer in den kommenden Wochen werde. "So wie es ausschaut, werden wir wahrscheinlich bis in den Winter hinein mit dem Entfernen der befallenen Fichten beschäftigt sein", sagt Kellner.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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