Aktion auf Facebook:Sicher nach Hause

Lesezeit: 2 min

Frauen helfen Frauen: Das Projekt "Sicher nach Hause" soll das Risiko verringern, abends oder nachts auf dem Heimweg überfallen zu werden. (Foto: oh)

Nach dem Sexualverbrechen vom vergangenen Wochenende hat die Freisingerin Gudrun Petz ein Projekt gestartet, das Frauen auf einsamen Heimwegen schützen soll. Die Polizei will die neue Community unterstützen.

Von Alexandra Vettori, Freising

Die Vergewaltigung einer Frau am vergangenen Wochenende in Freising hat für Gudrun Petz den Anstoß gegeben. Hysterie und Angstgezeter seien ihre Sache nicht, aber "ich wollte etwas tun, damit wir Frauen uns sicherer fühlen", sagt sie. Und so hat die 34-jährige Freisingerin angefangen zu recherchieren. Herausgekommen ist "Sicher nach Hause Freising", ein Projekt, das Gudrun Petz jetzt auf Facebook gestartet hat. Dort haben sich bereits nach einem Tag viele Unterstützer und Gutfinder gemeldet - und auch die Freisinger Polizei begrüßt die Initiative.

Das Prinzip ist einfach: Beim Heimweg telefonieren Frauen mit anderen Frauen, der Zeitpunkt für das Telefonat wird vorab in einer Whatsapp-Gruppe vereinbart. So fühlt sich diejenige, die alleine unterwegs ist, sicherer - und ist es auch. "Täter wollen ungestört sein", das habe ihr auch der Freisinger Polizeichef bestätigt, erzählt Petz, sicher aber könne er nicht sein, wenn sein potenzielles Opfer gerade mit jemandem spricht. "Weil man vorher ja gesagt hat, wo man sich befindet, kann die Frau am Telefon sofort die Polizei alarmieren, wenn das Gespräch abreißt oder irgendetwas nicht stimmt", so Gudrun Petz.

Männer dürfen bei der Aktion nicht mitmachen, denn dann bestünde das Risiko, dass sich ein Vergewaltiger einschleicht und über die Gruppe erfährt, wann eine Frau alleine nachts unterwegs ist. Das entspreche zwar nicht dem Grundsatz von der Gleichheit der Geschlechter, gibt Petz zu, hier aber gehe es darum, Risiken zu minimieren. "Wenn auch Männer ein Sicherheitsbedürfnis haben, müssen sie halt eine eigene Gruppe bilden", fügt sie hinzu.

Bei ihren Recherchen im Internet hat sie herausgefunden, dass es derlei telefonische Heimweg-Unterstützung bereits in anderen Städten gibt. Was sie daran gestört hat, ist jedoch, dass es nur vorgegebene Zeitfenster, beispielsweise an den Wochenendabenden, gebe. "Was aber ist, wenn es im Winter um fünf Uhr dunkel wird, und ich am Mittwochabend heimgehe?", fragt sie.

Bei "Sicher nach Hause Freising" gibt es keine Vorgaben. Die Frauen tauschen sich in der Gruppe aus, und schauen selbst, zu welchen Zeiten sie jemanden finden, der mit ihnen telefoniert. Außerdem entspreche das Geben und Nehmen in der Community eher ihrem Verständnis einer funktionierenden Gesellschaft, erklärt Petz.

Damit es aber keine Community von Karteileichen wird und die Sicherheit gewahrt ist, hat die Bürokauffrau eine kleine Hürde eingebaut. Wer mitmachen will, muss sich einen Anmeldebogen von der Facebook-Seite (www.fb.me/SicherNachHauseFreising) herunter laden und ihn ausgefüllt per Brief, Fax oder Mail zurück schicken. Außerdem besteht Petz auf eine Kopie des Ausweises. Derlei könne zwar auch gefälscht werden, doch sei es nicht so einfach wie in komplett anonymen Gruppen. Aus dem Grund hat sie sich als Medium auch Whatsapp ausgesucht und nicht Facebook, wo die Aktion derzeit startet, und sich auch Nicht-Mitglieder einloggen können.

Es gehe bei der Aktion in keinster Weise um Panikmache, versichert Gudrun Petz, im Gegenteil: "Wir wissen, dass es einen Unterschied zwischen gefühlter Angst und tatsächlicher Bedrohung gibt. Man hat das Gefühl, die Gewalttaten werden mehr, tun sie aber nicht. Laut Polizei gab es voriges Jahr beim Volksfest drei sexuelle Delikte, heuer waren es zwei. Trotzdem gibt es viel Verunsicherung, und da muss man etwas tun." Beim Freisinger Polizeichef Ernst Neuner hat sie bereits vorgesprochen, er hält die Sache für eine gute Idee und will die Community unterstützen, beispielsweise mit Präventions-Veranstaltungen.

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: