Aktion auf dem Altstadtchristkindlmarkt:Schreib mal wieder

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Die Postlkarte hat ausgedient. Michael Rehklau findet, das muss man ändern. (Foto: Marco Einfeldt)

Michael Rehklau macht Werbung für die Postkarte und Freisings OB Eschenbacher sendet gleich Grüße an seinen Kollegen Max Gotz nach Erding.

Von Dennis Wenzl, Freising

Was ist in der Weihnachtszeit eigentlich noch umsonst? Auf diese Frage stieß Michael Rehklau, als er mit seinem Bruder diskutierte, wann beide Zeit finden würden, ihre Oma an Weihnachten zu besuchen. Diese ist kürzlich in ein Altenheim umgezogen und die Brüder Rehklau haben festgestellt, dass keiner von beiden Zeit finden wird. Sie einigten sich darauf, ihr eine Weihnachtskarte zu schicken. Doch wer sollte sie kaufen und das Porto bezahlen? Schließlich wohne sein Bruder in Graz, erklärt Michael Rehklau, als er die Geschichte erzählt, und mit der Distanz würden solche organisatorischen Dinge schnell zum Problem. Gemeinsam hätten sie gerätselt, wie es anderen Leuten mit ihrer Weihnachtspost ginge und ob die Menschen überhaupt noch Weihnachtskarten schrieben.

Irgendwann dachte sich Michael Rehklau, dass man doch den Menschen die Gelegenheit geben könnte, kostenlos Weihnachtskarten zu verschicken. Das Maskottchen der Aktion "Schreib mal wieder . . . eine Weihnachtskarte" ist "Guggi". Der kleine Schutzengel in Lederhosen sei im Oktober entstanden und stehe für "Brauchtum und Tradition" meint Rehklau, für etwas "Bodenständiges". Dann begab er sich auf die Suche nach Sponsoren für sein Projekt. Dabei wurde er erst einmal "abgewatscht", erzählt er. Die Unternehmen waren schwer zu begeistern für die Idee, kostenlose Postkarten zu finanzieren. Alle hätten gefragt, was für sie dabei herausspringe. Also gibt Rehklau jedem, der eine Karte schreibt und verschickt, eine Visitenkarte oder einen Gutschein eines Sponsoren. Mittlerweile unterstützen vier Unternehmen sein Projekt, fünf, wenn man Rehklaus "mia san süden" dazuzählt.

Am Freitag kam OB Tobias Eschenbacher an Rehklaus Stand auf dem Altstadtchristkindlmarkt, um sich die Aktion anzusehen und selbst eine Karte zu verschicken. Er schrieb eine Weihnachtskarte an seinen Amtskollegen in Erding, Max Gotz, und wünschte ihm schöne Grüße vom Freisinger Altstadtchristkindlmarkt. Zwar habe er die Weihnachtskarten, die das Rathaus verschickt, alle unterschrieben, aber Rehklaus Projekt sei "eine nette Aktion, die einen erinnert, etwas persönlich zu schreiben". Oftmals sei es eine "Zeitfrage", ob man noch etwas selbst schreibe, ergänzte der OB. Eschenbachers Weihnachtskarte war die 87. Karte, die bei Rehklau versandfertig hinterlegt wurde. Etwa 400 Stück hätten sich Leute mit nach Hause genommen, um sie in Ruhe zu schreiben. "Ich bin zufrieden, wenn alle 1100 weg sind", meinte Michael Rehklau. Am Montag werde er die erste Fuhre kuvertierter Karten zur Post bringen. "Das Wort kostenlos ist in Deutschland ein Problem", erklärt er. Die Leute würden häufig fragen, wo denn der Haken liege, bei seinem Angebot. Einmal sei eine alte Dame im Rollstuhl am Stand gewesen und hätte eine Weihnachtskarte geschrieben, schildert Rehklau. Sie habe ihren Geldbeutel herausgekramt und gefragt, was es denn koste, die Karte zu verschicken. "Das kostet doch bestimmt drei Euro" habe sie vermutet. Rehklau habe sich schwer getan, die alte Dame zu überzeugen, dass er das kostenlos macht. Außerdem hätte er gesehen, dass sie nur 1,50 Euro in der Geldbörse hatte. Sie habe ihm so Leid getan, dass er ihr noch einen Aufkleber mit dem Schutzengel "Guggi" mit auf den Weg gegeben habe.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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