Abstimmung:Knappe Sache

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Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat über Erhalt oder Abriss des Oktogons. Künftig wollen einige Kommunalpolitiker auch für private Bauherren mehr Flexibilität der Denkmalpfleger einfordern

Von Petra Schnirch, Freising

Es dürfte eine spannende Debatte im Stadtrat werden - und die Abstimmung könnte knapp ausgehen. Am kommenden Donnerstag steht der Bauantrag zu Umbau und Sanierung des Diözesanmuseums auf der Tagesordnung und somit auch der vorgesehene Abriss des Oktogons (19 Uhr, großer Sitzungssaal im Rathaus). Den bedauern fast alle Stadträte, dennoch wird ein Teil von ihnen der Planung zustimmen, vor allem um die Wiedereröffnung des seit 2013 geschlossenen Gebäudes nicht länger hinauszuzögern. Und eines zeichnet sich schon jetzt ab: Künftig werden einige Kommunalpolitiker auch für private Bauherren mehr Flexibilität der Denkmalpfleger einfordern.

Die größte Fraktion, die Freisinger Mitte, wird den Bauantrag der Erzdiözese wohl überwiegend billigen. Er persönlich finde den Turm schön, sagt Fraktionssprecher Reinhard Fiedler, aber "das spielt bei der Entscheidung keine Rolle". Nach dem Baurecht gebe es gar keine andere Möglichkeit, als die Planung zu befürworten - denn das Landesamt für Denkmalpflege hat den Abriss des Erkers genehmigt. Darauf hatte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher schon im Bauausschuss hingewiesen - und auch darauf, dass er einen anderslautenden Beschluss beanstanden müsste. Letztendlich seien die Entwürfe lange genug bekannt, aus dem Stadtrat habe es bis vor kurzem keine Stimme dagegen gegeben, sagt Fiedler. Nach fast zweijähriger Planungszeit könne man dem Bauherren nicht plötzlich mitteilen, die Planung gefällt uns nicht mehr, zumal die Stadt stets eingebunden war.

Sebastian Habermeyer, Fraktionssprecher der Grünen, sieht dies ganz anders. Er gehört zu den zehn Stadträten, die den Beschluss nach der Sitzung des Bauausschusses - der hatte die Pläne mit knapper Mehrheit abgesegnet - für das gesamte Gremium reklamiert hatten. Deshalb steht der Bauantrag nun noch einmal auf der Tagesordnung. Das Oktogon sei ein Stadtbild prägendes Element und ein Teil des Denkmals, auch wenn er erst 1876, sechs Jahre nach dem Bau des damaligen Knabenseminars, an das Gebäude angefügt worden war. Das Argument, dass sich der Sanierungsbeginn bei einem Veto des Stadtrats verzögern könnte und die Baukosten dadurch steigen würden, lässt Habermeyer nicht gelten. Bei einem privaten Bauherren würde das auch keine Rolle spielen. Der Stadtrat hätte bei so einem sensiblen Thema früher eingeschaltet werden müssen, findet Habermeyer. Für manchen privaten Antragsteller würde er sich in der Stadt "die gleiche Behandlung" wünschen, wenn es um den Denkmalschutz geht. Ganz einheitlich werden die Grünen aber nicht abstimmen, wie der Fraktionssprecher ankündigt.

Die CSU wird sich Anfang der nächsten Woche treffen, um noch einmal über das Thema zu beraten. "Wir tun uns alle sehr schwer", bekennt Fraktionschef Peter Geiger. Es sei ein Abwägungsprozess. Dass das Oktogon abgerissen werden soll, findet er sehr schade. Andererseits müsse man das Große und Ganze sehen. Auf dem Domberg entstehe mit der Sanierung des Museums ein tolles Projekt. In weiten Teilen sei die Planung sehr durchdacht, auch sei erreicht worden, dass der Lichthof erhalten wird. Eines muss der Stadtrat am Donnerstag laut Geiger im Auge haben: dass die Realisierung des Vorhabens nicht gefährdet wird. Am liebsten wäre es Geiger, wenn im Dialog mit Erzdiözese und Denkmalschützern noch eine Lösung mit Oktogon gefunden werden könnte.

Bereits am Donnerstagabend haben sich die SPD-Stadträte getroffen. In der Fraktion steht es laut Sprecherin Heidi Kammler zwei zu zwei, was den Bauantrag der Erzdiözese angeht. Sie selbst will ihm zustimmen, denn sie möchte, dass die Museumspläne mit Gastronomie umgesetzt werden. "Das ist mir sehr wichtig." Sollte eine Umplanung erforderlich werden, könnte es durch die damit verbundene Verteuerung zu Abstrichen kommen, befürchtet Kammler. Und sie hält es auch für nicht ganz abwegig, dass das Museum dann verlegt würde.

Benno Zierer, Landtagsabgeordneter und Stadtrat der Freien Wähler, ist ein Befürworter des Oktogons und unterstützte die Petition von Stadtheimatpfleger Norbert Zanker, die im Wissenschaftsausschuss des Landtags abgelehnt wurde. Zierer geht davon aus, dass die Freien Wähler mehrheitlich gegen den Bauantrag stimmen werden. Und er bezweifelt, dass der Brandschutz mit Oktogon nicht gewährleistet werden könnte, wie stets argumentiert werde. "Bei anderen Bauten sperrt sich das Denkmalamt vehement gegen kleinste Veränderungen, bei so einem bedeutenden Bauwerk knicken die Denkmalschützer dann ein", kritisiert er. Die beiden ÖDP-Stadträte Ulrich Vogl und Monika Hobmair haben ebenfalls den Vorstoß unterstützt, dass der ganze Stadtrat entscheiden sollte.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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