Abschied  von Allershausen:"Ich bin ja nicht aus der Welt"

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Nach 47 Jahren im Beruf geht der Allershausener Verwaltungsleiter Johann Vachal jetzt in Ruhestand. 23 Jahre lang hat er die Geschäfte im Rathaus der Gemeinde geführt. Christian Graßl wird sein Nachfolger

Von Petra Schnirch, Allershausen

Ganz leicht fällt Johann Vachal der Abschied nicht. Nur noch einige wenige Tage ist er im Amt, dann geht der 64-Jährige in Ruhestand. Zwar freut er sich, wenn er nach 47 Jahren Berufstätigkeit künftig mehr Freizeit hat. Aber: "Ich arbeite gern", sagt er - und "eigentlich gibt es noch so viel zu tun", fügt er hinzu und deutet auf den Bildschirm vor sich und die Unterlagen. Das Neugebiet Eggenberger Feld-Süd beispielsweise, das gerade entwickelt wird. Seit 23 Jahren, genauer gesagt seit 22 Jahren und elf Monaten, leitet Vachal die Geschäfte der Verwaltungsgemeinschaft im Rathaus in Allershausen. Ebenso lange arbeitet er eng mit Bürgermeister Rupert Popp (PFW) zusammen. Eigentlich wollten sie auch gemeinsam in Ruhestand gehen, doch Vachal ist Popp nun doch um ein Jahr voraus.

Nach einer so langen Zeit kenne er die Gemeinde, kenne er die Leute. Der Abschied werde für ihn deshalb "mit Sicherheit ein Rieseneinschnitt", sagt Vachal. Wie sehr er sich mit Allershausen identifiziert, schildert er selbst mit einer kleinen Anekdote. Auch in seiner Heimatgemeinde Rohrbach im Landkreis Pfaffenhofen mischt Johann Vachal für die Gruppierung Bürgergemeinschaft in der Kommunalpolitik mit, ist seit 2002 Dritter Bürgermeister. In Diskussionen ertappe er sich dabei, dass er berichte, wie "wir in Allershausen" das machen, erzählt er und schmunzelt. Was gefällt ihm an Allershausen besonders? "Der Zusammenhalt ist gut", sagt Vachal, ohne lange zu überlegen. Bei Veranstaltungen seien alle auf den Füßen.

Im Ruhestand will Johann Vachal mit seiner Frau mehr reisen, auch nach Südafrika. (Foto: Marco Einfeldt)

Langweilig wird ihm in den kommenden Monaten dennoch nicht werden. Im Organisationsteam für die 1150-Jahr-Feier in Rohrbach kann er seine Erfahrungen aus dem Festjahr zum 1200-jährigen Bestehen Allershausens einbringen. Bei Fragen zur Bauleitplanung will er seinen Nachfolger Christian Graßl bei Bedarf unterstützen. "Ich bin ja nicht aus der Welt." Dass er 1996 überhaupt nach Allershausen kam, liegt an gleich zwei Entscheidungen der Kommunalwahlen. Vachal war damals Bauamtsleiter und stellvertretender Geschäftsleiter im Rohrbacher Rathaus. Er hatte selbst für das Bürgermeisteramt kandidiert, war aber unterlegen. Dort wollte er damals nicht bleiben. Und in Allershausen wurde eine Stelle frei, weil Verwaltungsleiter Rupert Popp gerade Bürgermeister geworden war. "Ich habe den Wechsel keinen Tag bereut", sagt Vachal. "Ich fahre nach wie vor jeden Tag gerne in die Arbeit."

Popp habe ihn frei arbeiten lassen, die Wertschätzung durch ihn und den Gemeinderat sei da, "das macht das Arbeiten angenehm". Der Bürgermeister wiederum sagt, sie seien ein "sehr gutes Team" gewesen, hätten oft die gleichen Gedanken und Ideen gehabt. "Wir waren fast wie ein altes Ehepaar." Vachal beschreibt das Klima im Rathaus insgesamt als sehr gut. Es gebe so gut wie keinen Personalwechsel. Zu seinem 60. Geburtstag lud Vachal auch alle seine Kollegen aus Allershausen nach Rohrbach ein.

Die zunehmende Bürokratie dagegen sei schon "nervig", schildert der Geschäftsleiter. Es würden immer mehr Aufgaben auf die Gemeinden verlagert. Vachal nennt die Datenschutzgrundverordnung. Auch die Abrechnung der Straßenausbaubeiträge - der Staat will den Gemeinden den weggefallenen Anliegeranteil erstatten - werde zum bürokratischen "Horror", befürchtet Vachal. In einer einzige Legislaturperiode gebe es etwa 1500 neue Vorschriften. "Wenn man es auf die Spitze treibt, könnte man sich fast selber verwalten."

Es gab aber viele schöne Momente in seiner Dienstzeit in Allershausen. Vachal erinnert an den Bau des Kindergartens, an die Ortsmitte, wo auch er sich als Mitglied des Arbeitskreises einbringen konnte. Geärgert hat ihn dagegen die Posse um den Hochbehälter, der wegen zahlreicher Mängel ausrangiert werden musste. Vier bis fünf Richter hätten sich bereits mit der Materie befasst, sagt Vachal. Vielleicht gebe es mal einen Vergleich, ob dann aber auch Geld fließen werde, sei eine andere Sache. "So etwas kann doch nicht sein."

Mit seiner Meinung hat er nie hinterm Berg gehalten. In den Sitzungen des Gemeinderats sagte er auch mal deutlich, wenn es etwas für rechtlich nicht umsetzbar hält. Persönlich geworden sind die Meinungsverschiedenheiten nie.

Im Ruhestand will Vachal mit seiner Frau mehr reisen, nach Südafrika und Namibia zum Beispiel oder verschiedene Städte anschauen. Auch mehr Zeit für seine sechs Enkel will er sich nehmen. 2020 kandidiert er eventuell noch einmal für die Rohrbacher Gemeinderat. Dass er jetzt dann nicht mehr ins Büro fährt, kann er sich allerdings "noch gar nicht vorstellen".

© SZ vom 25.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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