Abfallfrevel:"Es hat brutal ausgeschaut"

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Freisinger Amtsgericht verurteilt 27-Jährigen zu Geldstrafe, weil er auf Grundstück Autowracks und Kühlgeräte lagert

Von Peter Becker, Freising

"Ein netter Kerl, aber ein bisserl gschlampert". Mit diesen oder ähnlichen Worten charakterisieren die Zeugen den 27-jährigen Mann, der wegen unerlaubten Umgangs mit Abfällen auf der Anklagebank des Freisinger Amtsgerichts sitzt. Dazu passt, dass er eine Stunde zu spät zum Verhandlungstermin kommt. Er hatte gedacht, der würde erst um 14 Uhr beginnen, so wie es eigentlich zum ursprünglichen Termin vor gut einem Monat vereinbart worden war. Erst ein Telefonanruf seines Anwalts zitierte ihn herbei. Am Ende des Prozesses spricht Richter Manfred Kastlmeier eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen á 30 Euro gegen ihn aus.

Der Mann, ein Baggerfahrer aus dem Landkreis Landshut hatte im vergangenen Jahr sechs ausrangierte Autos und 50 Klimageräte auf einem angemieteten Grundstück bei Volkmannsdorferau gelagert. Eine Frau hatte sich über den "Saustall", wie ihn Richter Kastlmeier bezeichnete, beschwert. Die Verwaltungsgemeinschaft Mauern gab den Missstand an das Freisinger Landratsamt weiter. Die Behörde entsendete einen Mitarbeiter zu dem Grundstück. Der machte Fotos von den chaotischen Zuständen auf dem Grundstück, wo die Autos und die Kühlgeräte einfach auf Gras oder auf Kies standen. Der Mann verschaffte sich einen Überblick, ob eventuell irgendwo Flüssigkeiten ausliefen. "Ich hab nichts feststellen können, dass was rausläuft", sagt der als Zeuge geladene Angestellte des Landratsamts.

Die Behörde informierte den Angeklagten, dass er das Gerümpel, das er zum Ausschlachten nützen wollte, so schnell wie möglich beseitigen solle. Eine Aufforderung, welcher der 27-Jährige nicht sofort nachkam. Dieser entschuldigt sich mit seinen damaligen Lebensumständen. Er habe damals gerade als Baggerfahrer angefangen, erzählt er. Er wollte sich bei der Firma einen Namen machen, habe auch samstags und sonntags auf Baustellen gearbeitet, um nach der Probezeit übernommen zu werden. "Ich habe die Prioritäten anders gesetzt", sagt der 27-Jährige.

Das kann sein Vermieter, ein Landwirt aus Hohenpolding, nur bestätigen. Ihn hatte das Freisinger Landratsamt zuerst angeschrieben. Er war dann nach Volkmannsdorferau gefahren, um sich einen Überblick zu verschaffen. "Es hat brutal ausgeschaut", schildert er vor Gericht. Er habe seinem Pächter dann geholfen, den Saustall zu beseitigen. "Menschlich ist er ein Guter", charakterisiert er den Angeklagten. "Aber er kann sich halt nicht aufraffen, sein Ding zu machen."

Richter Kastlmeier belässt es bei einer Geldstrafe im unteren Bereich, obwohl der 27-Jähriger wegen schweren Diebstahls unter offener Bewährung steht. Seine Bewährungshelferin hat einen positiven Bericht über ihn abgegeben. Er sei zuverlässig und unterstütze seine Eltern, heißt es darin. Richter Kastlmeier belohnt das umfassende Geständnis des Angeklagten, das nach einem Rechtsgespräch mit seinem Verteidiger zustande gekommen war. "Der Saustall ist aufgeräumt", stellt der Richter fest. Ein bisschen Glück hat der Angeklagte, dass aus den Autos und den Kühlgeräten keine Flüssigkeiten oder Gase ausgetreten sind. Dann hätte eine konkrete Gefährdung der Umwelt bestanden. So hatte nur die abstrakte Gefahr bestanden, dass Betriebsstoffe das Erdreich hätten verunreinigen oder Fluorkohlenwasserstoffe in die Atmosphäre entweichen können.

Der Angeklagte soll seine Lehre daraus ziehen, mahnt Richter Kastlmeier. Die Geldstrafe hält er für angemessen. "Mehr braucht es nicht, einsperren wäre zu hart gewesen." Allerdings muss der 27-Jährige mit der Verlängerung seiner Bewährungszeit rechnen.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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