70 Jahre nach Kriegsende:In memoriam Adolf Lodowski und Sergej Petrow

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Für die am 29. April 1945 getöteten Soldaten und KZ-Häftlinge steht auf dem Friedhof Tüntenhausen ein Grabstein. (Foto: Veronica Laber)

Mit einem ökumenischen Friedensgebet wird in Tüntenhausen der Ereignisse der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs gedacht

Von Peter Becker, Freising

Mit dem Grab an einer exponierten Ecke des Tüntenhausener Friedhofs hat es eine besondere Bewandtnis: Am 25. April 1945 zog ein so genannter Todesmarsch von Häftlingen auf der Bundesstraße B 301 Richtung Süden. Die Gefangenen, bewacht von Männern der Waffen-SS, befanden sich auf dem Weg von Buchenwald zum Konzentrationslager in Dachau. In einem Hof bei Erlau stand ein Korb mit Futterkartoffeln, auf den sich einige der ausgehungerten Männer stürzten. Es entstand ein Tumult mit dem bewaffneten Aufsichtspersonal, den vier Häftlinge zur Flucht nutzten. Zwei von ihnen fand man Tage später verhungert in einem Stadel. Bestattet wurden sie zusammen mit sechs Soldaten und zwei SS-Angehörigen, die sich am 29. April an der Amper bei Zolling ein Gefecht mit amerikanischen Soldaten geliefert hatten.

An diesem Dienstagabend gedenken die Kuratie Sankt Michael in Tüntenhausen, die evangelische Gemeinde in Freising, die Stadt Freising sowie die Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) mit einem ökumenischen Friedensgebet der Ereignisse der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. Die Feier beginnt um 18.30 Uhr in der Kirche Sankt Michael. Den Gottesdienst gestalten Andreas Fußeder, Pastoralreferent im Pfarrverband Neustift und Pfarrerin Meye Hoesch de Orellana mit einem Friedensgebet. Die Stadt Freising ist mit Bürgermeisterin Eva Bönig, Ortssprecherin Elvira Wiesheu und sowie den Stadträten Guido Hoyer und Hubert Hierl vertreten. Letzterer wird am Grabmal einen Kranz niederlegen. Hoyer, zugleich Kreis-Vorsitzender des VVN-BdA, spricht über den Todesmarsch durch den Landkreis Freising.

Mit initiiert hat die Veranstaltung Pastoralreferent Martin Fußeder sowie der Tüntenhausener Pfarrgemeinderat. Er hatte bereits vor zwei Jahren an dem Grab eine Rede gehalten. Anlass war damals, dass Hoyer die Namen der zwei Häftlinge in Erfahrung gebracht hatte. Von ihnen existierten bis dahin nur Nummern. Es habe zur perfiden Strategie der Nationalsozialisten gehört, sagte Fußeder damals, den Häftlingen ihre Namen zu nehmen. Bei den Opfern handelt es sich wie Hoyer in Erfahrung gebracht hatte, um den polnischen Landwirt Adolf Lodowski und den Russen Sergej Petrow. Symbolisch erhalten die Beiden an diesem Dienstag ihre Namen zurück. Es sei ein Gedenkstein in Auftrag gegeben, sagt Fußeder. Dieser wird auf dem Grab platziert. Die Idee dazu war vor zwei Jahren entstanden. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", hatte sich Fußeder anlässlich des 70. Jahrestags der Ereignisse gedacht. Mit dem Friedensgebet wollen die Veranstalter den Gedenktag "auf die aktuellen Kriege ausweiten", erklärt der Pastoralreferent.

Im Anschluss an diese Veranstaltung stellt der Historiker Ulrich Schneider in der Stadtbibliothek sein Buch über den Antifaschismus vor. Beginn ist um 20 Uhr. Am 8. Mai erinnert der VVN-BdA an die Befreiung des Stalag Moosburg. Beginn ist um 18 Uhr am Gedenkbrunnen in Moosburg.

Walter Ort, Verfasser der Mintrachinger Chronik, stellt an diesem Dienstag von 20 Uhr an im ehemaligen Mintrachinger Schulhaus seine Forschungsarbeit zum Zweiten Weltkrieg und das Kriegsende im Neufahrner Ortsteil vor. Der Vortrag wird bei Bedarf am Mittwoch, 6. Mai, wiederholt.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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