70 Jahre Kriegsende:Erinnern muss sein

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Warum man die Opfer des Krieges nie vergessen darf

Von Peter Becker

Die Stadt Freising erinnert an das Bombardement des Bahnhofs am 18. April 1945. An diesem Dienstag versammeln sich Antifaschisten, Vertreter der Kirchen und Delegierte des Stadtrats an einem Grab in Tüntenhausen, um Menschen zu gedenken, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ihr Leben ließen. Am Mittwoch ist 70. Jahrestag der Befreiung Freisings durch amerikanische Truppen. Weniger geläufig ist, dass geschätzt 130 Menschen verhungert sind oder von Nazi-Schergen ermordet wurden, als sie den Landkreis auf ihrem Todesmarsch gen Dachau hin durchquert haben.

Manche Menschen fragen sich, ob dieses Erinnern an vergangene Geschehnisse sein muss. Alles ist lange her und muss nicht ständig von Neuem aufgekocht werden. Die Antwort auf diese Frage lautet klar: Ja! Es ist nötig, dass die historischen Zusammenhänge nicht jeden Tag aufs Neue, aber doch in regelmäßigen Abständen erläutert werden. Selbst in der Gegenwart gibt es immer noch Menschen, die im Nationalsozialismus irgendwo einen positiven Kern entdeckt haben wollen oder diese Ära gar glorifizieren. Die Zeitzeugen, die etwas aus den schwärzesten Jahren der deutschen Geschichte zu erzählen haben, sterben jedoch allmählich aus. Wer will dann noch vor Krieg und Verfolgung warnen?

Selbst wer 2015 seinen 70. Geburtstag feiert, hat zwar die Not der Nachkriegsjahre erlitten, aber Bombenhagel und Salven aus Maschinengewehren nicht bewusst miterlebt. So lange herrscht Frieden in West- und Mitteleuropa. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Um dies festzustellen, genügt ein Blick in die Ukraine und den Nahen Osten. Die Fehler aus der Vergangenheit nicht zu wiederholen, darin liegt der Sinn der Rituale, die mit der Erinnerungskultur einhergehen. Mag sie auch Manchem als überzogen erscheinen.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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