40 Jahre im Lehramt:Zeit für neue Ideen

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Walter Bauer, Leiter der Nandlstädter Grund- und Mittelschule, geht in den verdienten Ruhestand. (Foto: Marco Einfeldt)

Walter Bauer, Leiter der Grund- und Mittelschule Nandlstadt, geht in den Ruhestand. Konkretes hat er sich für die Jahre nach dem Berufsleben nicht vorgenommen

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Die Tage, die Rektor Walter Bauer an seinem Schreibtisch an der Grund- und Mittelschule Nandlstadt sitzt, sind gezählt. Zum Schuljahresende wird der beliebte Pädagoge in den Ruhestand verabschiedet. 40 Jahre lang hat er im Landkreis Freising zunächst als Lehrer in Freising an der Paul-Gerhardt Schule, dann als stellvertretender Schulleiter in Hallbergmoos und schließlich 17 Jahre als Schulleiter in Nandlstadt Generationen von Schülern kommen und gehen. In den letzten Jahren seiner Laufbahn bereitete Walter Bauer auch die Zusammenlegung der Mittelschulen Au und Nandlstadt in der Marktgemeinde vor und unterstützte die Bemühungen der Gemeinden im nördlichen Landkreis für die Errichtung einer Realschule in Au. Schließlich organisierte er auch die Verschmelzung der beiden Mittelschulen.

Gelegentlich würden noch Unterschiede zwischen den Schülergruppen sichtbar, sagt der scheidende Schulleiter, er sei jedoch zuversichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis aus beiden Schulen eine Einheit werde. Mit der Zusammenlegung wurde für viele Schüler eine wohnortnahe Mittelschule erhalten und die Auflösung einer oder beider Schulen vermieden. Verändert habe sich in all den Jahren die Haltung vieler Eltern gegenüber ihren Kindern und der Schule. Darin sieht Bauer auch in Zukunft eine große Herausforderung. Wenn massives schulisches Fehlverhalten, beispielsweise die Verletzung von Mitschülern oder Sachbeschädigungen, geahndet werde, werde häufig die Ursache nicht beim Kind, sondern bei der Schule gesucht.

Als symptomatisch nennt Bauer einen Vorfall im Schulbus: Ein Schüler versprüht dort sein Deo, der Bus musste anhalten. Nachdem der Schüler einen Verweis erhalten hat, machen dessen Eltern am Tag darauf ein Versagen des Busfahrers geltend. Der Schüler sei nicht angemessen auf das Verhalten im Schulbus vorbereitet worden. Die Ordnungsmaßnahme wurde als unangemessen bezeichnet und sollte zurückgenommen werden. Die Erziehungsarbeit der Schule werde von den Eltern immer weniger unterstützt, bedauert Walter Bauer. Auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land würden sich verwischen sich, die vorherrschende Meinung, dass es in einer "Landschule" noch beschaulich zugehe, stimme nicht mehr. Eine große Unterstützung sieht der Schulleiter in der Jugendsozialarbeit an den Schulen, die es bei seinem Amtsantritt noch nicht gegeben hatte. Die Gespräche mit den Schülern entspannten Konflikte, das Sozialtraining in den Klassen wirke vorbeugend.

Walter Bauer wohnt in Freising und hat morgens bei der 30-minütigen Autofahrt in die Hallertau bereits die Schule im Kopf. Wichtig sei für ihn aber vor allem die Heimfahrt, die er als "Abkühlungsphase" empfinde, in der er "runterschalten" könne. "Bis man nach Hause kommt, sind die Probleme schon etwas kleiner",erzählt der Pädagoge. Für seinen Ruhestand hat sich Walter Bauer nichts Konkretes vorgenommen, er lasse sich ganz auf die Umstellungsphase ein und sei vielseitig interessiert, sagt der 64-Jährige. Einen Rat für seinen Nachfolger habe er nicht, denn jeder Schulleiter müsse seinen eigenen Weg finden. Und es schade nichts, wenn nun nach 17 Jahren ein neuer Chef mit neuen Ideen und einer eigenen Handschrift die Grund- und Mittelschule mit ihren 390 Schülern übernehme. Wer seine Nachfolge antreten wird, weiß Bauer noch nicht.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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