300 000 Euro Kosten:Neue Anlage für stillgelegte Deponie

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Noch immer tritt in Marchenbach Gas aus, das kontinuierlich verbrannt werden soll. Jetzt muss nachgerüstet werden

Von Peter Becker, Haag

Die Mülldeponie Marchenbach bei Haag ist längst stillgelegt. Im Untergrund entstehen jedoch weiterhin Gase, die nicht unkontrolliert in die Umwelt entweichen sollen. Sie werden über eine Gasentsorgungsanlage mit Hochtemperaturfackel abgesaugt und verbrannt. Die alte Anlage ist jetzt in die Jahre gekommen und wird per Beschluss des Planungs- und Umweltausschusses des Kreistags rückgebaut und durch eine Schwachgasanlage ersetzt. Die Investitionskosten betragen etwa 300 000 Euro. Die jährlichen Betriebskosten sollen bei 10 000 Euro liegen.

Die Mülldeponie ist seit dem Jahr 2005 stillgelegt. Auf einer Fläche von etwa 3,7 Hektar lagern dort 760 000 Kubikmeter unbehandelter Hausmüll und hausmüllähnlicher Gewerbemüll. Aufgrund der organischen Rückstände in den gelagerten Abfällen entsteht dort immer noch Deponiegas, bestehend aus Methan und Kohlendioxid. Damit das Gas nicht ungehindert in die Umwelt entweichen kann, wird es abgefackelt. Zu diesem Zweck gibt es seit 1989 eine Gasförderstation nebst Hochtemperaturfackel. Von 1992 bis 1996 erfüllt das Gas sogar noch einen sinnvollen Effekt: Mittels Motor wurde es zur Stromerzeugung genutzt. Weil allerdings seit 13 Jahren nicht mehr so große Gasmengen entstehen, rentierte sich das nicht mehr. Der Motor wurde abgebaut und durch die aktuelle Fackel ersetzt.

Diese hat jetzt ebenso ihren Zweck erfüllt. Sie ist technisch veraltet, es treten immer häufiger Störungen auf. Außerdem ist sie für größere Gasmengen ausgelegt, die in der stillgelegten Deponie längst nicht mehr erreicht, sondern weiter zurückgehen werden. Währen die Laufzeit im Jahr 2010 noch bei 90 Prozent lag, ist sie mittlerweile auf 40 Prozent zurückgegangen und soll künftig sogar bis auf fünf Prozent absinken. Im Jahr 2018 wurden auf der Deponie 227 000 Kubikmeter Gas verbrannt. Die Methankonzentration lag bei 34 Prozent. Umgerechnet aufs Jahr entspricht das einer Menge von 77 000 Kubikmeter des Gases. Berechnungen zufolge sollen laut Sitzungsvorlage in zehn Jahren nur noch 45 000 Kubikmeter Methan anfallen.

Nun kommt das Landesamt für Umwelt ins Spiel. Dessen Vorgaben zufolge sollte das Gas möglichst kontinuierlich das ganze Jahr über abgesaugt werden, zumindest kontinuierlich von Montag bis Freitag. Das entspräche einer Auslastung von etwa 70 Prozent, welche die alte Anlage nicht mehr erreicht. Das Landesamt forderte deshalb nun vom Landratsamt ein Konzept, wie es auf der Mülldeponie in Marchenbach mit der Gasverbrennung weitergehen soll.

Die billigste Variante wäre die Umrüstung der alten Anlage gewesen. Davon riet Johannes Hofmann von der Kommunalen Abfallentsorgung im Landratsamt ab. Er empfahl eine neue Anlage, statt die alte "notdürftig umzubauen". Die Wahl fiel auf die Schwachgasanlage, die auch Deponiegas mit weniger Methangehalt effektiv verbrennt. Damit wäre die Entsorgung des Deponiegases für die nächsten 20 Jahre gesichert. Anschließend käme ein Biofilter in Betracht.

Sorgen des Haager Bürgermeisters Anton Geier, das Deponiegas oder dessen Verbrennung könnte Auswirkungen auf ein benachbartes Wohngebiet haben, zerstreute Hofmann. Die neue Anlage sei in jedem Fall eine Verbesserung, sagte er. Der technische Wirkungsgrad liege bei hundert Prozent. Bei der alten Anlage könne sich dagegen Methan ansammeln und in die Umwelt diffundieren.

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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