200 Fachleute diskutieren beim "Waldtag":Holz aus der Nachbarschaft

Lesezeit: 2 min

Waldbesitzer setzen bei der Vermarktung verstärkt auf Regionalität - offen ist, ob der Verbraucher dies honoriert

Von Katharina Aurich, Freising

Die Lebensmittelbranche hat es vorgemacht, nun wollen auch Waldbesitzer und Forstfachleute auf Regionalität als Verkaufsargument setzen. Etwa 200 Fachleute trafen sich kürzlich am Zentrum Wald, Forst, Holz in Weihenstephan zum "Waldtag" und diskutierten darüber, wie man Verbraucher erreichen und vor allem überzeugen könne, Holz aus heimischen Wäldern statt zum Beispiel Importe aus Osteuropa zu kaufen. "Wir stehen dabei ganz am Anfang und schauen neidisch auf die Ernährungswirtschaft", die es geschafft habe, den Verbraucher für regionale Produkte zu sensibilisieren und zu gewinnen, sagt Jürgen Bauer, Geschäftsführer der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern.

Das Holz aus den bayerischen Wäldern sei nachhaltig erzeugt und müsse keine langen Wege zum Abnehmer - das sind Holzhandel, Schreiner oder Zimmerer - zurücklegen. Außerdem könne man sicher sein, dass in Bayerns Wäldern kein Raubbau betrieben werde, es wachse jährlich mehr Holz nach, als geschlagen werde. Bayern sei schließlich ein Holzland, erläutert Bauer. Wer Holz verwende, das in der Umgebung gewachsen sei, bekomme einen Baustoff oder Heizmaterial mit einer unschlagbaren Ökobilanz. Der Preis unterscheide sich kaum von importiertem Holz, allerdings werde Brennholz aus dem osteuropäischen Raum manchmal günstiger angeboten, gibt er zu. Aber dann wisse man nicht, wie es gewachsen und ob es vielleicht einem Kahlschlag zum Opfer gefallen sei.

Bauer hofft, dass dem Verbraucher der etwas höhere Preis des heimischen Holzes das gute Gewissen Wert ist und auch, dass das internationale Siegel PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) bekannter wird. Damit werden Wälder zertifiziert, die nach strengen Richtlinien nachhaltig bewirtschaftet werden. Trägt ein Produkt aus Holz das PEFC-Siegel, dann sei die gesamte Produktherstellung, vom Rohstoff bis zum gebrauchsfertigen Endprodukt, durch Gutachter kontrolliert, erläutert Bauer weiter. In Deutschland trifft das inzwischen auf 7,3 Millionen Hektar Wald zu, das ist etwa ein Drittel der gesamten Fläche. Allerdings fehlten noch Erfahrungsberichte über die Wirksamkeit des Siegels, ob Verbraucher tatsächlich darauf achten, sagt Bauer. Es gehe in Zukunft darum, die Kunden verstärkt zu sensibilisieren und sie zu bewegen, beim Holzkauf nachzufragen, woher der Rohstoff stammt.

Für die Kunden des Sägewerks Alois Neumair in Oberhummel, das kürzlich sein 50. Firmenjubiläum gefeiert hat, ist dies längst normal und Regionalität selbstverständlich. Aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern bezieht das Sägewerk sein Holz und verkauft es an Abnehmer, die auch nicht von weiter weg kommen, schildert Neumair. Dies sei ihm von Anfang an wichtig gewesen. Seine Kunden vertrauten darauf, dass sie bei ihm nur Holz bekommen, das auch in der Umgebung gewachsen ist.

Nicht die Regionalität, sondern die Qualität steht dagegen beim Holzhandel Scholbeck in Freising im Vordergrund. Daher beziehe er sein Holz oft aus Österreich, sagt Josef Scholbeck, der in fünfter Generation in der Branche tätig ist. Er verkaufe zum Beispiel sehr viel Lärchenholz, aber die Bäume aus dem Freisinger Forst erfüllten nicht seine Qualitätsansprüche, daher kaufe er Ware aus ganz Europa ein. Tropenhölzer machten jedoch nur fünf Prozent seines Umsatzes aus. Seine Kunden fragten nicht, wo oder wie das Holz gewachsen sei, die Bezeichnung "Europäisches Holz" reiche ihnen als Information aus, so Scholbecks Erfahrung.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: