20 Jahre Kunstverein:Querschnitt

Lesezeit: 2 min

Bilder aus 20 Jahren zeigen die Mitglieder des Kunstvereins "Freisinger Mohr" noch bis zum 25. Oktober im Gefängnis. (Foto: Lukas Barth)

Der Kunstverein "Freisinger Mohr" zeigt im Gefängnis Bilder aus zwei Jahrzehnten kreativen Schaffens

Von Dennis Wenzl, Freising

Eine Frau sitzt im Schneidersitz auf dem Boden. Aus dem Rücken wachsen ihr zwei prächtige Flügel. Ein Engel sollte man denken. Doch es ist eine Wächterin. Die Wächterin sitzt im Kreis mit acht Totenschädeln. Ihr Gesichtsausdruck ist milde, aber aufmerksam. Sie trägt ein vollkommen durchsichtiges Kleid. Das Bild "Die Wächterin" ist eine Aktzeichnung. Die Szenerie ist in weißen Umrissen auf schwarzem Grund gehalten. Die Schatten sind rötlich-gelb. Nach dem Zeichnen wurde das Bild fotografiert und dann digital bearbeitet. Es hängt in der neuen Ausstellung des Kunstvereins Freisinger Mohr. Dieser feiert in den Räumen des alten Gefängnisses sein 20-jähriges Bestehen.

Die Ausstellung heiß "Querschnitt" und ist eine Retrospektive auf zwei Jahrzehnte künstlerisches Wirken. In fünf Räumen und in den dazwischenliegenden Gängen hängen Akte und Landschaften, stehen Plastiken und Töpfereien. Eine Jury hat entschieden welche Bilder aus all den Jahren ausgestellt werden. Dabei war man "nicht so streng" wie Dieter Hammer, einer der Künstler und Vorsitzender des Vereins verriet. Im Gegensatz zur Jahresausstellung, bei der jeder Werke einreichen könne, sei man bei den eigenen Mitgliedern nicht so kritisch. Trotzdem scheinen es die schönsten Werke geschafft zu haben. Wie die Radierung "Energiefluss" von Johanna Schwemmer. Ein weißer Fluss dringt durch die harte, schwarze Landschaft und geht in Fäden auf. Ähnlich wie Adern durchs Fleisch dringt der weiße Energiefluss durchs Dunkel. Am grauen Horizont laufen die Energiefäden durcheinander, umschmeicheln einen schwarzen Berg. Neben diesem Bild steht nun Dietlinde Swienty, die langjährige frühere Vorsitzende am Mikrofon. "Das ist heute eine Ausstellung, die mir besonders am Herzen liegt", sagte sie. Sie werde häufig gefragt, was der "Mohr" im Namen des Kunstvereins zu bedeuten habe, sei dieser Begriff doch mittlerweile verpönt. Doch der Mohr ist Teil des Freisinger Stadtwappens. Die erste Aktivität vor 20 Jahren, war eine Mal- und Zeichenreise nach Schneizlreuth, erinnert sich Dietlinde Swienty. Seitdem fahre man jedes Jahr am letzten Aprilwochenende zum Malen. Diese Fahrten finde man als eigenen Schwerpunkt mit Aquarellen in der Ausstellung wieder. Seit 1997 treffe man sich im kleinen Kreis mit Modellen, um Akte zu zeichnen. Lediglich den Vorschlag des Bodypaintings habe man einmal ausschlagen müssen, verriet die Rednerin. Ebenfalls wichtig für den Kurs seien die Lehrer gewesen, aber mittlerweile hätten die Kursteilnehmer "ihre eigene sichere Handschrift". Annemarie Forstner nahm stellvertretend für alle Kursleiter Blumen entgegen. Die Lehrer hätten ihnen neben den Techniken eine große Begeisterung vermittelt, sagte sie. Keramik und Kalligrafie seien nur zwei weitere Beispiele für das mittlerweile vielseitige Programm. Es sei dem Verein ein Anliegen die lokalen Künstler auszustellen und bei der Jubiläumsausstellung sei das wieder gelungen.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: