125  Jahre Historischer Verein:Geschichte verstehen

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Der Historische Verein Freising feiert mit einem Festakt im Asamsaal sein 125-jähriges Bestehen. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher würdigt das Engagement und sichert die Unterstützung der Stadt zu

Von Johann Kirchberger, Freising

Für das geschichtliche Erbe der Stadt Freising einzutreten, sei dem Historischen Verein in seiner 125-jährigen Geschichte stets ein Anliegen gewesen, sagte Vorsitzender Günther Lehrmann bei der Jubiläumsfeier im Asamsaal. Ohne Geschichtstümelei, ohne Profilierungssucht habe man sich stets dem Erkennen und Verstehen der Freisinger Vergangenheit gewidmet. Denn, so Lehrmann, "die Stadt liegt uns einfach am Herzen".

"Wer Freising nicht kennt, kennt Altbayern nicht", dieser Satz des Historikers Wilhelm Heinrich Riehl habe womöglich 1890 Freisinger Honoratioren dazu veranlasst sich näher mit der Geschichte Freisings zu beschäftigen und den Historischen Verein zu gründen, sagte Lehrmann. Am Anfang sei die Sammeltätigkeit gestanden, die schon bald zur Gründung eines Museums geführt habe, das bescheiden begonnen und stets unter Platzproblemen gelitten habe. Lehrmann widmete seinen Festvortrag dann auch größtenteils der Geschichte des früheren Heimat- und heutigen Stadtmuseums, der Sammlung des Historischen Vereins. Der Verein habe sich aber auch stets um die Denkmal- und Stadtbildpflege gekümmert. Vergeblich eingesetzt habe man sich für die Erhaltung des Ziegeltors und der Martinskapelle, sagte Lehrmann, erfolgreich habe man für die Sanierung des Philippsschlosses und des Marcushauses gekämpft. Stets seien sich eben in den vergangenen 125 Jahren Fortschritt und Tradition konträr gegenübergestanden.

Das 43. Sammelblatt, angesichts eines 372 Seiten starken Werks eine sehr bescheidene Bezeichnung, das am Freitagabend an die 700 Mitglieder übergeben wurde, befasst sich mit den 107 Schützenscheiben, die von der erstmals im Jahre 1433 erwähnten Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft dem Historischen Verein als Dauerleihgabe überlassen wurden. Das Sammelblatt und die dazugehörige Ausstellung im Museum seien "Zeugnis und Dokumentation der Geschichte Freisings". Die Schützenscheiben, so Lehrmann, seien von überregionaler Bedeutung. Als Dank überreichte er den Feuerschützen eine neue Schützenscheibe, die von Sallie Wunner gestaltet wurde und Arbeiten aus der Geschichte des Historischen Vereins zeigen.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher lobte den Historischen Verein als Säule des Freisinger Gemeinwesens, auf breiter Basis repräsentiere er das öffentliche und bürgerliche Freising. Das Sammeln von Freisinger Geschichtszeugnissen, die Sorge um die wissenschaftliche Beschäftigung mit der ältesten oberbayerischen Stadt, die Bibliothek des Vereins und der Einsatz für die Denkmalpflege hätten eine besondere Würdigung verdient. Der Verein wirke durch den Einsatz eigener materieller Mittel, aber auch durch ideelles Engagement sowie durch das Pflegen und Knüpfen eines dichten Netzes von Unterstützern. Stadt und Verein zögen an einem Strang, so Eschenbacher, "unser kräftigstes gemeinsames Kind ist das Stadtmuseum", dessen Betrieb die Stadt räumlich und personell sichere und dessen kostbare und stets wachsende Sammlung der Verein zur Verfügung stelle.

Museumsleiterin Ulrike Götz war es vorbehalten die Festgäste über Sammelblatt und Ausstellung zu informieren, die den Namen "Freising im Visier" tragen. Die Schützenscheiben aus der Zeit von 1684 bis 1954, die dem Verein quasi in den Schoß gefallen seien, bezeichnete sie als eine der bemerkenswertesten Sammlungen ihrer Art im altbayerischen Raum. Bisher fast ausschließlich im Schützenheim aufbewahrt, seien die Scheiben nun räumlich, konservatorisch und organisatorisch im Stadtmuseum bestens untergebracht. Sie stellten eine sinnvolle Verflechtung mit den Gegenständen aus der Zeit der fürstbischöflichen Herrschaft und der Freisinger Bürger- und Vereinsgeschichte dar. Götz sprach von Bildern voller Farbigkeit und einer Vielfalt von Motiven, angefangen von antiken Göttern, allegorischen Frauengestalten, einer kriegerischen Bavaria, Porträts von Freisinger Bürgern, Gestalten aus Dichtung, Märchen und Sagen bis hin zum Freisinger Bär in vielen Varianten und Stadtansichten. Da sie größtenteils konkreten Malerpersönlichkeiten zuzuordnen waren, seien die Schützenscheiben auch eine Galerie der Freisinger Malergeschichte.

Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, so Götz, hätten die Feuerschützen einen großen, eigenwilligen Bilderzyklus aufbewahrt, in dem sich die politische und gesellschaftliche Geschichte, die Kultur- und Mentalitätsgeschichte der letzten 300 Jahre spiegelten. Der Bogen spanne sich dabei von der Epoche der Fürstbischöfe bis zum Dritten Reich und die jüngere Vergangenheit. Die im Jahr 2009 übergebenen Schützenscheiben seien nun nicht nur materiell gesichert und konserviert, sondern auch beschrieben und eingeordnet.

Die Ausstellung "Freising im Visier" ist noch bis 17. April im Stadtmuseum zu sehen.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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