1000 Gäste werden erwartet:Guru lädt in die Luitpoldhalle

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Sektenbeauftragter sieht die Bewegung kritisch, Stadt verteidigt Vermietung des Saals

Von Laura Dahmer, Freising

Der Guru Paramahamsa Vishwananda kommt an diesem Samstag in die Freisinger Luitpoldhalle. Die Veranstalter rechnen damit, dass mehr als 1000 Menschen kommen werden, um sich den Segen des Gurus zu holen. Vishwananda ist der spirituelle Führer der neohinduistisch-synkretistischen Gemeinschaft "Bhakti Marga", die ihr Hauptzentrum in Heidenrod-Springen im Taunus hat. Die ist für den Sektenbeauftragten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Matthias Pöhlmann, keine Unbekannte: "Wir haben uns schon mit der Gurubewegung auseinandergesetzt und betrachten sie durchaus als kritisch", sagte er der SZ.

Seine Kollegin Heike Beck hatte sich in der Zeitschrift Materialdienst der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen bereits eingehend mit der Bewegung beschäftigt. In ihrer Einschätzung heißt es unter anderem: "Die Organisationsstruktur um die Zentralfigur Vishwananda herum und die Aussagen auf der offiziellen Internetseite von Bhakti Marga über seine bewusstseinsmäßige Verbindung zu vielen Heiligen sprechen in dieser Hinsicht eine eigene Sprache. Sie können Abhängigkeitsstrukturen Vorschub leisten."

Sektenberater Pöhlmann hat angekündigt, dass er am Samstag mit Kollegen nach Freising kommen wird, um sich ein Bild von der Veranstaltung und Bhakti Marga zu machen. Viele Gurubewegungen werden hierzulande als kritisch eingestuft, da es nicht vorwiegend um Glauben und Religion, sondern um seelische Abhängigkeiten und sektenartige Strukturen geht. Gerade in der westlichen Welt gibt es Gurus, die ihre Anhänger für den eigenen Profit ausnutzen. Auch Bhakti Marga und Paramahamsa Vishwananda sind kein ganz unbeschriebenes Blatt. Vor elf Jahren beispielsweise wurde er in der Schweiz verurteilt, in eine katholische Kirche eingebrochen zu sein und Reliquien entwendet zu haben. Seit 2015 machte seine Bewegung Bhakti Marga mehrmals Schlagzeilen, weil sie mit "Om-Chantings" Konzentrationslager der Nazis von ihren negativen Energien reinigen wollte.

Es stellt sich die Frage: Warum bekommt eine möglicherweise fragwürdige Glaubensbewegung wie Bhakti Marga von der Stadt Freising die Luitpoldhalle zur Verfügung gestellt? Nach welchen Kriterien vergibt die Stadt ihre Veranstaltungsorte? "Die Luitpoldhalle ist eine öffentliche Einrichtung: Grundsätzlich sind alle juristischen Personen des Privatrechtes, die ihren Sitz in der Kommune haben, berechtigt, deren öffentliche Einrichtungen im Rahmen der Widmung, hier Veranstaltungsraum, zu nutzen. Ebenso sind Vereine und Personenvereinigungen berechtigt, wenn sie einen Zweck verfolgen, für den die öffentliche Einrichtung auch gewidmet ist", so die Stadt Freising. Da Bhakti Marga unter dieses Prinzip fällt, können sie sich in der Luitpoldhalle einmieten. Inhaltlich ist das Kulturamt der Stadt bei der Vergabe der Luitpoldhalle oder des Lindenkellers außerdem an rechtsstaatliche Prinzipien und Grundrechte wie die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie an den Gleichbehandlungsgrundsatz gebunden. "Verboten ist deshalb jede unterschiedliche Behandlung, die nicht durch einen besonders zwingenden Grund gerechtfertigt ist. Dieser Gleichbehandlungsgrundsatz gilt für alle Mieter, die nicht verboten sind", führt die Stadt aus. Damit sei es dem Kulturamt nicht möglich, "einen Mieter von der Nutzung öffentlicher Räume nur deshalb auszuschließen, weil der Mieter möglicherweise eine andere Weltanschauung vertritt".

Der Veranstaltung liege außerdem ein "international bekanntes und geläufiges Konzept" zugrunde. Ähnliche Treffen fanden 2017 in Hamburg, Leipzig, Berlin oder Köln statt. In den vergangenen zehn Jahren sei Bhakti Marga sechs Mal im Münchner Raum gewesen. Am Samstag wird der indische Generalkonsul Sugandh Rajaram zum Grußwort erwartet.

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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