Freischankflächen:Nachtruhe oder Nachtleben

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Die Gäste wollen draußen sitzen bis Mitternacht, die Anwohner lieber in Ruhe schlafen: Über die Öffnungszeiten der Freischankflächen wird in München gerade hitzig diskutiert. (Foto: Florian Peljak)

Die einen wollen gern bis Mitternacht ihr Bier im Freien trinken, die anderen fühlen sich in ihrer Nachtruhe gestört: Anwohner wehren sich vehement gegen die Pläne des KVR, Freischankflächen im Sommer länger zu öffnen. Nun soll der Stadtrat die Entscheidung treffen.

Von Alfred Dürr

Hier diejenigen, die künftig gern bis Mitternacht beim Bier im Freien sitzen, dort die Anwohner, die sich in ihrer Nachtruhe gestört fühlen. Wie man diesen Interessenskonflikt lösen kann - daran scheiden sich nach wie vor die Geister. Die städtische Ordnungsbehörde will die Auflagen für die sogenannten Freischankflächen weitgehend liberalisieren, die Stadtviertel-Politiker laufen dagegen Sturm. Ein erstes Treffen von Bezirksausschuss-Vorsitzenden mit dem Chef des Kreisverwaltungsreferats, Wilfried Blume-Beyerle, brachte keine Annäherung.

Mehr Platz für Tische, längere Öffnungszeiten und freie Wahl des Mobiliars - das sind einige wesentliche Maßnahmen, mit denen die Stadt auf das Bedürfnis vieler Menschen nach mehr Freiluft-Gastronomie eingehen will. "Wer hier nicht reagiert, handelt am Lebensgefühl der Bürger vorbei", sagt Blume-Beyerle. Nach dem Gespräch mit den BA-Vorsitzenden seien die unterschiedlichen Auffassungen nicht beseitigt geworden: "Allen recht machen kann man es nicht."

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Die einen genießen ihre Sommerabende an der Isar oder am Gärtnerplatz, die anderen klagen über Müll und Ruhestörungen. Die Konflikte um die Nutzung des öffentlichen Raums nehmen von Jahr zu Jahr zu. Nun will die Stadt das Problem angehen - und eigene Mitarbeiter losschicken.

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Die Verwaltung wolle aber maßvoll vorgehen. Niemand müsse Sorgen haben, dass bald der große nächtliche Vergnügungssturm über die Stadt hereinbricht. So sei eine Testphase für die neuen Richtlinien geplant. Zumindest an den Wochenenden soll man in der warmen Jahreszeit bis Mitternacht draußen sitzen können. Bänke, Pflanztröge und Heizstrahler sind ohne umfangreiche Vorschriften erlaubt, der Kreis der für eine Freiluft-Gastronomie in Frage kommenden Betriebe wird erweitert.

Das letzte Wort hat allerdings der Stadtrat. Am 8. April soll die Vorlage des Kreisverwaltungsreferats im Rathaus diskutiert und verabschiedet werden. Der im März gewählte neue Stadtrat ist jedoch erst Anfang Mai im Amt, es müssen also noch die Vorgänger entscheiden. "Wir brauchen aber den Termin", sagt Blume-Beyerle, "sonst können die Richtlinien nicht rechtzeitig zum Sommer in Kraft treten."

Bis das Regelwerk gültig ist, müsse man noch sehr viel diskutieren, sagt Wolfgang Püschel (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel: "Wir dürfen nichts übers Knie brechen." Die Widersprüche seien nämlich zu groß. Wenn man anstrebe, dass die Innenstadt auch wieder verstärkt zum Wohnort wird, dürfe die Liberalisierung der Freiluft-Gastronomie keinesfalls zu Lasten der im Zentrum lebenden Menschen gehen. Vorstellen könnten sich die BA-Vorsitzenden zum Beispiel eine Differenzierung beim Regelwerk. Außerhalb des Mittleren Rings würden mehr Freiheiten erlaubt sein, in der dicht bebauten City sollte die Stadt entsprechend strenger sein.

© SZ vom 08.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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