Foto-Shooting für Spencer Tunick:Nackt unter vielen

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2000 Münchner wollen sich am Samstag nackt und in aller Öffentlichkeit von dem Künstler Spencer Tunick fotografieren lassen. Abiturientin Verena Steiger ist eine von ihnen. Warum die 19-Jährige das als Chance sieht - und was ihre Mutter dazu sagt.

Claudia Wessel

2000 Menschen haben sich angemeldet, um am 23. Juni auf den "Gruppenfotos" des amerikanischen Künstlers Spencer Tunick zu landen, dessen Bilder meist Hunderte von nackten Körpern im öffentlichen Raum zeigen. Doch Tunick, der eigentlich nur 1000 Leute braucht, kennt seine Modelle. Viele verlieren in letzter Minute den Mut. Daher sucht er bis zum Abend des 22. Juni noch Teilnehmer am Projekt "Der Ring in Farbe". Sie werden an drei Plätzen in München fotografiert, diesmal nicht ganz nackt, sondern mit den Farben Gold und Rot bemalt. Heimgeschickt wird niemand, selbst wenn 3000 Leute kommen. Anmelden kann man sich über www.staatsoper.de/Tunick. Die SZ sprach mit der Abiturientin Verena Steiger, 19, die sich für das Projekt gemeldet hat.

Foto-Shooting vor der Oper, diesmal aber noch nicht nackt: Abiturientin Verena Steiger. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Sie springen auf keinen Fall kurz vorher ab?

Nein, bestimmt nicht! Das ist doch eine einmalige Chance, bei so etwas mitzumachen, wenn es schon mal in München stattfindet. Ich finde das total spannend.

Wie kamen Sie auf die Idee, sich anzumelden?

Ich war unterwegs zur Schule und habe mit meinem Smartphone gesurft. So kam ich auf eine Website, die Events in Deutschland ankündigt. Ich habe es gelesen und mich ganz spontan angemeldet. Und es bis jetzt nicht bereut.

Nackt fotografiert zu werden, macht Ihnen nichts aus?

Alleine möchte ich das nicht, aber in der Masse ist es ja etwas ganz anderes. Ich freue mich sehr und bin sehr neugierig. Sicher lernt man dabei ganz viele nette Leute kennen und es wird ein großer Spaß.

Was sagen Ihre Freunde?

Sie haben Angst vor so vielen nackten Menschen. Meine Mama ist auch nicht so begeistert. Die meisten Mitschülerwissen es allerdings überhaupt nicht, nur meine besten Freundinnen. Aber ich bin bekannt dafür, dass ich verrückte Sachen mache.

Möchten Sie auch Künstlerin werden?

Nein, ich stelle es mir schwierig vor, damit Geld zu verdienen. Aber ich bin eine Kunstgenießerin, ich gehe gerne ins Theater oder in die Pinakotheken.

Wissen Sie schon, wie die Fotosession ablaufen wird?

Wir werden uns um 3 Uhr früh treffen. Ich überlege noch, ob ich vorher noch ein paar Stunden schlafen oder mit Freunden die Nacht durchmachen soll. Mitkommen kann niemand, denn die Plätze werden abgesperrt. Sobald die Sonne aufgeht, geht es los. Einer der Orte, wo wir fotografiert werden, ist vor der Oper. Dann geht es noch zu zwei weiteren Plätzen, ich weiß aber noch nicht, welche. Rund 1000 Farbdosen stehen bereit und 100 Helfer. Wir müssen uns aber auch gegenseitig anmalen, sonst werden wir nicht fertig.

Wie bringt Tunick die Massen auf das Foto?

Er steht erhöht und hat ebenso wie die Mitarbeiter ein Megafon. Damit wird er uns wohl sagen, wohin wir uns bewegen und was wir tun sollen.

Bekommen Sie einen Abzug vom Foto?

Ja, aber erst in ein paar Monaten. Dann wird jeder sicher erstmal nach sich selbst suchen, klar.

Stellen Sie es auf Facebook?

Ich bin nicht bei Facebook. Aber ich hebe es auf jeden Fall gut auf und bin stolz darauf, Teil einer so berühmten Kunstaktion gewesen zu sein, da bin ich sicher.

© SZ vom 16.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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