Forschung:Konzentrierter und glücklicher

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SZ-Grafik (Foto: N/A)

Eine Studie mit 200 Schülern in den USA hat gezeigt, wie viel bereits eine halbe Stunde mehr Schlaf am Morgen bringen kann

Von Melanie Staudinger, München

"Lass das", murrt der Kleine, wickelt sich wieder in die Decke ein und verkrümelt sich in das letzte Eck seines Hochbetts. Für die Eltern wird das Aufwecken jetzt immer schwieriger. Zum Rütteln kommen sie an den Sohn kaum mehr heran, so weit hinten hat er sich versteckt. Schlafen lassen können sie ihn aber auch nicht, schließlich muss er in die Schule. Es bleibt keine Zeit mehr, ihn so lange liegen zu lassen, bis er von selbst aufsteht - auch wenn er das gerne hätte.

Väter und Mütter kennen solche oder ähnliche Szenen zur Genüge. In manchen Familien kommen sie täglich vor: Das Kind will einfach nicht um sieben Uhr morgens aufstehen. Es nörgelt schon im Bett, quält sich durch das morgendliche Wachritual und schläft am Frühstückstisch fast wieder ein. Dabei müsste das nicht so sein. Eine halbe Stunde länger schlafen in der Früh täte den Schülern schon gut. Das haben US-amerikanische Forscher vor einiger Zeit in einer Studie ermittelt.

Dafür ließen sie 201 Schüler morgens länger im Bett liegen. Die Neunt- bis Zwölftklässler mussten statt um acht Uhr erst um halb neun in der Schule sein. Das Ergebnis: Die Jugendlichen konnten sich besser konzentrieren und schwänzten seltener. Und für Eltern interessant: Obwohl die Mädchen und Jungen länger schliefen, gingen sie abends wie gewohnt ins Bett. Entsprechend sank die Zahl der Schüler, die in der Woche weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht bekamen, um fast 80 Prozent. Die Hälfte der Jugendlichen blieb acht oder mehr Stunden im Bett. Zuvor gelang das nur jedem Sechsten.

Auch der allgemeine Gemütszustand der Versuchsteilnehmer verbesserte sich. Vor der Probephase bezeichneten sich 65 Prozent als nicht richtig glücklich oder sogar als deprimiert. Dieser Wert reduzierte sich auf 45 Prozent. Zudem meldeten sich wesentlich weniger Jugendliche auf der Krankenstation der Schule, weil sie sich zu müde für den Unterricht fühlten.

Die Resultate aus den USA decken sich mit deutschen Studien - auch hier sind Forscher der Ansicht, dass sich der Biorhythmus von Jugendlichen verändert und sich damit die Schlafphasen nach hinten verschieben. Dagegen ankämpfen lohnt sich nicht. Wer ein Eulentyp - also Langschläfer - ist, dem hilft es auch nicht, wenn er eher ins Bett geht. Während die "Lerchen" immer früh aufstehen und fit sind. Das ist biologisch so festgelegt.

In Bayern wie auch in ganz Deutschland beginnt der Unterricht aber in der Regel um acht Uhr. Vor allem im Osten der Republik trifft es die Schüler noch härter: In Sachsen und Sachsen-Anhalt erklingt der erste Gong um 7.30 Uhr oder noch früher. Allerdings haben deutsche Wissenschaftler herausgefunden, dass die Menschen im Osten tendenziell etwas eher aufstehen. Die innere Uhr tickt unterschiedlich. Konkret heißt das: Pro Längengrad in Richtung Westen sind die biologischen Uhren der Menschen vier Minuten später dran. Das ist genau die Zeit, die die Sonne braucht, um über diesen Längengrad zu streifen, wie der Chronobiologe Till Roenneberg erklärt. Menschen im Westen werden demnach später müde und sollten daher auch später aufstehen dürfen. Je weiter im Osten man wohnt, desto früher kann man folglich aufstehen - allerdings nur im Minutenbereich.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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