Förderung II:Früh die Karriere planen

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Die Informatikstudentin Anne Nyokabi und ihr Förderer Stephan Wolf skypen regelmäßig

Von Martina Scherf, München

Sie hat schon mehrfach Glück gehabt in ihrem Leben, sagt Anne Nyokabi. Aber sie hat auch eine Menge dafür getan, dass dieses Glück sie überhaupt finden kann. Als die Informatikstudentin damals in einem Hotel in Mombasa Zimmer reinigte, um sich ihren Traum von einem Aufbaustudium in Deutschland erfüllen zu können, da zweifelte sie noch, ob sie das je schaffen würde: der Flug, das Visum, der Aufnahmetest an der Uni, alles schien unendlich teuer zu sein. "Da lernte ich zufällig eine deutsche Familie kennen, die gerade in diesem Hotel Urlaub machte, und sie beschlossen, mir zu helfen", erzählt die Kenianerin. Sie unterstützten sie bei den ganzen Formalitäten und auch finanziell. Und so saß Anne Nyokabi im April 2015 im Flugzeug nach München.

Über ein Internet-Portal hatte sie ein WG-Zimmer gefunden - für 450 Euro im Monat. "Ich hätte nie gedacht, dass das Leben in Deutschland so viel kostet", sagt die 26-jährige Masterstudentin und seufzt. Doch dann hatte sie wieder Glück: Ein Student aus Äthiopien erzählte ihr vom Deutschlandstipendium, sie bewarb sich und wurde genommen. Später fand sie auch ein Zimmer in einem Wohnheim. Seither ist alles etwas leichter geworden.

Sie hat durch das Stipendien-Programm Freunde gefunden, war unlängst beim Schlittenfahren in den Bergen und findet es jedes Mal wieder beeindruckend, wie viele Freizeitaktivitäten die Menschen in München betreiben. Und seit sie ihren "Sponsor" Stephan Wolf kennt, fühlt sie sich auch mental gestärkt. "Ich kann ihn immer um Rat fragen, er hat dasselbe studiert wie ich", sagt sie. "Das hilft enorm, denn die Universitäten in Deutschland sind ganz anders als in Kenia." Auch als sie sich für den Studentenjob im IT-Bereich eines Versicherungskonzerns bewarb, half ihr Wolf bei der Bewerbung. "Er macht mir Mut", sagt Nyokabi.

"Ja, ich versuche Anne zu bestärken, dass sie an sich glaubt und ihr Talent ausschöpft", sagt Stephan Wolf, der Förderer. "Wir schreiben uns mindestens eine E-Mail pro Woche und skypen einmal im Monat." Wolf hat selbst als Informatikstudent an der TUM das Deutschlandstipendium erhalten, für ihn war klar, dass er etwas davon weitergeben wollte. Jetzt arbeitet er in einem großen IT-Unternehmen in Zürich. Er wollte gezielt eine Frau fördern. "Die Wirtschaft sucht ja händeringend nach gut ausgebildeten Frauen." Und so wie ihm selbst sein Förderer damals bei der Berufsentscheidung half, so unterstützt er jetzt auch seine Stipendiatin mit Rat und Tat. "Aber auch ich profitiere vom Kontakt mit den Studierenden bei unseren Treffen."

Anne Nyokabi will noch im Herbst ihr Studium beenden und dann einige Zeit in Deutschland als Informatikerin arbeiten. Sie will Erfahrung sammeln und Geld nach Hause schicken, damit auch ihre beiden jüngeren Schwestern studieren können. "Eine gute Ausbildung ist das einzige Geschenk, von dem man sein Leben lang profitiert", sagt sie. Und wenn dann noch ein bisschen Glück dazu kommt, umso besser.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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