Fluss, Heideflächen und Wälder:Münchner Biotope

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In der Stadt gibt es viele Orte, an denen bedrohte Tierarten leben

Von Thomas Anlauf

Isar: Ein Fluss im Freizeitstress

(Foto: Stephan Rumpf)

Es ist ein wahrer Naturschatz, den die Isar den Münchnern beschert. Der Wildfluss strömt auf etwa 13 Kilometern Länge durch die Stadt und bietet Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Mit der Renaturierung der Isar zwischen 2000 und 2011 wurden Brutgebiete für seltene Fische und Amphibien geschaffen. Mit dem naturnahen Fluss sollte aber die Isar auch für die Münchner attraktiver werden. Der Erfolg war so groß, dass er längst wieder zum Problem geworden ist. In den Isarauen lassen an warmen Wochenenden Feiernde tonnenweise Müll zurück, die Fischtreppen werden zum Teil als Kühlung für die Getränke verwendet, Plastik landet im Fluss. Zudem haben am Südrand der Stadt Mountainbiker und Querfeldeinläufer die streng geschützten Isarhänge entdeckt. Sie scheuchen wilde Tiere auf, setzen sie unter Stress oder überfahren sie, ohne es überhaupt zu merken. Martin Hänsel vom Bund Naturschutz appelliert an die Radler und Läufer, einfach auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben, nicht nachts mit Hochleistungslampen durch den Hangwald zu fahren und sich einfach an die Regeln zu halten. In der Isar leben dank des sauberen Wassers prächtige Fische wie der bis zu 30 Kilogramm schwere Huchen, am Ufer wohnen Biber und Flussregenpfeifer, an den Isarhängen gibt es noch Uhus und Schlingnattern und es blüht das Weiße Waldvögelein.

Heideflächen: Platz für Kröten und Enzian

Die Panzerwiese im Norden Münchens hat eine wechselvolle Geschichte. Heute ist sie Naturschutzgebiet. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Besonders prägend für München sind die Heideflächen, etwa die Panzerwiese und die Fröttmaninger Heide im Münchner Norden. Sie zählen zu den größten Heidegebieten in ganz Bayern und gehören damit zu den wertvollsten Naturschätzen im Freistaat. Hier wachsen noch die Graue Skabiose und Deutscher Enzian, insgesamt gibt es in der Fröttmaninger Heide 352 verschiedene Pflanzenarten. Dazu lebt hier die größte Population der vom Aussterben bedrohten Wechselkröte, mittlerweile selten gewordene Vögel wie die Feldlerche und die Heidelerche sowie Insekten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke und Tagfalter wie der Idas-Bläuling. Seit 2016 stehen die Heideflächen unter zum Teil strengem Schutz. In einigen zentralen Bereichen der südlichen Fröttmaninger Heide dürfen die Wege überhaupt nicht verlassen und Hunde nur an der kurzen Leine geführt werden, was bei einigen Anwohnern zu Protesten geführt hat.

Neben den Heideflächen sind für die Natur in München aber auch weniger auffällige Biotope bedeutsam. Entlang der Bahnachsen, etwa in Allach, leben Magerrasenpflanzen und viele Tierarten, die auf den Roten Listen stehen - etwa die Zauneidechse und der Rote Würfeldickkopffalter. Diese Gebiete sollen nun beispielsweise durch Grundstückskäufe besser miteinander verbunden werden.

Wälder und Parks: Alte Bäume und neue Blumenwiesen

Trotz seiner geringen Ausdehnung im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten gibt es in München noch wertvolle Waldgebiete im Stadtbereich. Besonders die Lohwälder im Westen und Nordwesten gelten als besonders schützenswert. Hier wachsen in den meist lichten Wäldern vor allem viele alte Eichen und Hainbuchen, die ursprünglich typische Münchner Bäume waren. Zudem gibt es zahlreiche Busch-Windröschen, Türkenbund und Gelben Eisenhut. Auch seltene und gefährdete Käfer- und Schmetterlingsarten sind in Lohwäldern heimisch. Der typische Lohwald, der aber von A 99 und Rangierbahnhof eingegrenzt wird, ist die Allacher Lohe im Münchner Nordwesten.

Zwar sind die Münchner Parks längst nicht so vielfältig wie die alten Wälder, doch auch hier kann einiges für die Artenvielfalt getan werden. In der Biodiversitätsstrategie, die der Stadtrat im Dezember beschlossen hat, soll nun verstärkt darauf geachtet werden, dass in städtischen, aber auch nichtstädtischen Grünanlagen größere Gebiete mit Blumenwiesen, Magerrasen und durchgängigen Hecken stehen bleiben oder entstehen. Im Riemer Park beispielsweise gibt es längst artenreiche Blumenwiesen. Auch bei Neubauprojekten sollen künftig Ecken mit mageren, extensiv genutzten Wiesenflächen entstehen, damit seltene Pflanzen und Tiere überleben können.

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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