Flughelfer:Die Überflieger

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Flughelfer wissen, wie man Hubschrauber richtig belädt. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Flughelferstaffel löscht Waldbrände - ein gefährlicher Job

Von Tobias Krone

Um das Wort "Eliteeinheit" drückt sich ein bodenständiger Feuerwehrmann wie Martin Schmid erst einmal herum, Ehrensache. Aber im Laufe des Gespräches muss es der Ingenieur dann doch zugeben: "Wir suchen uns unsere Leute exklusiv aus." Wer zu den Überfliegern der Freiwilligen Feuerwehr München gehören will, sollte die komplexe Physik beherrschen, die es braucht, wenn man einem Hubschrauber einen Sack mit 5000 Litern Wasser anhängen möchte. Einen Brand aus der Luft zu bekämpfen erfordert Zusatzqualifikationen. Die Flughelferstaffel ist eine relativ junge Einheit der Freiwilligen Feuerwehr München. Doch sie ist eine Investition in die Zukunft, denn wegen des Klimawandels steigt die Waldbrandgefahr in den Alpen.

18 Standorte für Flughelfer gibt es in Bayern. Seit knapp 50 Jahren kreisen Hobbypiloten über den Wäldern, um zu beobachten, wo es in trockenen Sommern brennt. Als 1975 eine Feuerkatastrophe in der Lüneburger Heide ein großes Waldgebiet verwüstete, rüstete der bayerische Staat seine Feuerwehren mit "Löschbomben" aus: große, stabile Kunststoff-Säcke an einem Seil, mit denen ein Hubschrauber Wasser dort auf die Flammen abwerfen kann, wo kein Löschfahrzeug hinkommt. Abteilungsleiter Schmid betont: "Wir steuern den Hubschrauber nicht." Die Lasten-Helikopter und die Piloten stellen die Bundespolizei in Oberschleißheim, die Landespolizei in Erding und die Bundeswehr in Laupheim. Für den Rest ist seine Gruppe zuständig. Die 30 Feuerwehrleute, die in verschiedenen Teilen der Münchner Region leben, befüllen die Außenlastbehälter - wie sie offiziell heißen - an ihren Löschautos über Schläuche mit Wasser. Ist das Feuer halbwegs unter Kontrolle, beginnen die Flughelfer mit der Feinarbeit: "Kein Waldbrand wird aus der Luft gelöscht", sagt Schmid. "Das Feuer frisst sich ja tief ins Wurzelwerk hinein." Also transportieren sie mit dem Heli Wassertanks auf den Berg - und spritzen dann mit Schläuchen auf das glimmende Holz. Auch mit Löschrucksäcken rücken sie gegen das Feuer aus. Da sei schon Lust am Abenteuer dabei, schwärmt der Abteilungsleiter. Während für normale Feuerwehr-Einsätze viele Dienstvorschriften existieren, zähle bei den Einsätzen im Gebirge vor allem die Intuition und Erfahrung: Jeder Berg, jeder Wald ist schließlich anders. Mit etwa 15 Übungen jährlich halten sich die Spezialisten fit.

Daher muss man in der Flughelferstaffel einen reichen Schatz an physikalischen Kenntnissen mitbringen. Denn einen Hubschrauber richtig zu beladen, ist gar nicht so einfach. Der promovierte Ingenieur Schmid kam zur Gruppe, als er in Garching bei der Freiwilligen Feuerwehr von Kollegen angesprochen wurde. "Viele von uns sind aber auch Piloten", sagt Schmid. Weil sie wissen, wie man Hubschrauber belädt, transportierten die Münchner auch Sandsäcke während des Hochwassers 2013 in Deggendorf. Und bei einer großen Katastrophe, wie etwa einem Anschlag auf das Oktoberfest, wüssten sie auch, wie man mehr als 50 Rettungshubschrauber aus ganz Deutschland koordiniert, um Hunderte Verletzte in umliegende Krankenhäuser zu fliegen.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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