Flughafenanbindung:"Die Debatte dreht sich im Kreis"

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Im Streit um eine bessere Flughafenanbindung verlaufen die Fronten quer durch die Parteien.

Dominik Hutter

Nur einen Tag nach der Vorstellung der ersten Ergebnisse einer Verkehrsstudie ist die Endlosdebatte um die beste Flughafenanbindung neu entbrannt - diesmal mit Frontlinien quer durch die Parteien. Michael Mattar, der Fraktionschef der FDP im Stadtrat, reagierte mit einem Plädoyer für eine Kombination aus Südring und einem neu zu bauenden Nordtunnel, durch den S-Bahnen und Fernzüge vom Hauptbahnhof aus fast in Luftlinie gen Airport kämen.

S1 und S8 bleiben wohl auf absehbare Zeit die einzige Verbindung zwischen München und seinem Flughafen - die beste Lösung ist noch nicht gefunden. (Foto: Foto: Heddergott)

Der Vorschlag ist heikel: Denn er beinhaltet den Verzicht auf den zweiten S-Bahn-Tunnel - der im Gutachten von Verkehrsminister Martin Zeil (ebenfalls FDP) völlig außer Frage steht. Seine Realisierung gilt sogar als Grundvoraussetzung für alle weiteren Überlegungen. Dazu kommt: Sowohl eine Nutzung des Südrings als auch der Nordtunnel wurden in der Studie explizit geprüft - und verworfen.

Es kann also kompliziert werden in der politischen Diskussion, zumal es auch in der CSU abweichende Meinungen zum Regierungskurs gibt. So fordert der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer den Verzicht auf sämtliche Planungen durch seinen Wahlkreis - und zwar "sofort und ohne jede weitere Diskussion". Mit Rücksicht auf die Anwohner dürfe weder die S1 noch die eigentlich schon aufgegebene Transrapidtrasse zum Airport-Zubringer werden. Eben diese Varianten will das Ministerium jedoch näher untersuchen lassen.

Einen äußerst schlechten Eindruck hat auch Franz Maget gewonnen: "Die Debatte dreht sich seit Jahren im Kreis", konstatierte der SPD-Fraktionschef im Landtag. Offenkundig stehe die Staatsregierung, die viel Zeit und Geld für ihre Transrapidträume vergeudet habe, "wie schon seit 1972 ratlos vor einer Vielzahl von Varianten". In Bayern regiere nun die Orientierungslosigkeit.

Tatsächlich steht der Staatsregierung noch viel Arbeit bevor, um die beste Variante herauszufischen - und auch zu finanzieren. Denn die Kosten der einzelnen Vorschläge haben in der bisherigen Bewertung nur eine kleine Rolle gespielt. Es ist durchaus möglich, dass dieser Aspekt noch vor dem Sommer die bislang positiv beurteilte "Zentral-Trasse" herauskegelt.

Diese vermutlich sehr kostspielige Variante, die nicht mit dem Nordtunnel identisch ist, beginnt mit einer unterirdischen Abzweigung der zweiten S-Bahn-Röhre - die anschließend parallel zur U6 verlaufende Strecke würde dann auf Höhe Fröttmaning die Oberfläche erreichen und schnurstracks entweder zur S1 oder zur S8 führen. In der Bewertungsskala der Gutachter, die von minus drei bis plus drei reicht, hat dieser Vorschlag 1,1 Punkte erreicht (diese Zahl sagt nichts über das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen aus). Die zweite S-Bahnröhre müsste dafür erneut umgeplant werden.

Am besten abgeschnitten im Punktesystem hat der Ostkorridor über Ismaning - 1,8Punkte beim Fernverkehr und 1,6im Nahverkehr. Problematisch wäre die dann erforderliche Verbindung zwischen Haupt- und Ostbahnhof: Da laut Studie auf dem Südring kein Platz mehr ist, müssten die Flughafenzüge die zweite S-Bahnröhre mitbenutzen.

Bisher sind in dem Bauwerk allerdings keine Regional- oder gar Fernzüge eingeplant, es ist allein auf die S-Bahn zugeschnitten. Auf der Weststrecke über Feldmoching liegen die Werte bei 1,5 (Fernverkehr) und 1,0 (Nahverkehr). Nah- und Fernverkehr wurden in der Studie bislang getrennt betrachtet. Erst in der anstehenden zweiten Untersuchungsphase sollen auch Kombinationen bewertet werden.

© SZ vom 30.01.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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