Flüchtlings-Busfahrt (1):Lob und Tadel für Dreiers Aktion

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"Ein Bus als Drohbotschaft" und Kommentar "Einfach nur widerwärtig", 15. Januar:

Druck auf die Kanzlerin

Die Aktion des Landshuter Landrats Peter Dreier, einen Bus mit anerkannten syrischen Flüchtlingen zum Kanzleramt nach Berlin zu schicken, war ein Alarmsignal und Protest gegen die Untätigkeit der Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik. Ihre Versprechungen beim Flüchtlingsgipfel im Herbst 2015, die Kommunen zu entlasten, lassen auf sich warten. Man hat den Eindruck unsere "Wir schaffen das"-Kanzlerin ist immer noch nicht wirklich aufgewacht. Um dem zunehmenden Mangel an bezahlbaren Wohnungen besonders in Ballungsgebieten entgegen zu wirken, ist ein Wohnungsbauprogramm dringend erforderlich. Hier wird die Konkurrenz mit der steigenden Zahl anerkannter Flüchtlinge stark zunehmen. Deswegen sind solche Aktionen im Grunde auch im Interesse der Flüchtlinge und keine "Instrumentalisierung von Schutzsuchenden". Diese Protestaktion als "ziemlich widerwärtig" zu bezeichnen, ist schon fast bösartig. Es sollten noch mehr ähnlich spektakuläre Aktionen durchgeführt werden, um den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen. Ewald Stahl, Markt Indersdorf

Erbärmlich

Billigster Populismus, die medienwirksame Bus-Tour mit den syrischen Flüchtlingen nach Berlin zum Kanzleramt. So peinlich, dass Mandatsträger mit diesem Handlungsniveau politisch große Verantwortung in unserer Gesellschaft tragen. Wer, wenn nicht das reiche Deutschland kann diesen armen, ärmsten Flüchtlingen wirkungsvoll helfen? Auf unangemessene Panik machen, Hände über dem Kopf zusammenschlagen und möglichst viele Journalisten mit Paukenschlag zusammentrommeln zur Abfahrt, ist wahrlich keine professionelle Lösung. 2 bis 3 Millionen Flüchtlinge in der Türkei, circa 2 Millionen in Jordanien, und hier bricht eine bequeme, dickbäuchige Wohlstandswelt zusammen, wenn mal paar Hunderttausend zu uns kommen? Mitmenschlichkeit, soziale Verantwortung, kreative Lösungen sind gefragt, nicht neue, kuriose Antragsformulare mit weiß-blauem Landkreiswappen vom wiehernden Amtsschimmel. Bin tief enttäuscht, wie erbärmlich der Landshuter Landrat Deutschland in der medialen Welt darstellt. Karl-Heinz Keilholz, Berlin

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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