Flohmarkt:Wie man Claims absteckt

Auf der Theresienwiese findet am Samstag der berühmte Flohmarkt statt. Die ersten Händler sind schon da.

Wenn man dran denkt, wie die Hunde, die auf der Theresienwiese sonst spazieren geführt werden, normalerweise ihr Revier markieren, dann muss man eigentlich ganz froh sein, dass die Menschen nur mit Kreide, Lack und Absperrbändern arbeiten. Am Samstag findet dort wieder "Deutschlands größter Flohmarkt" statt, so jedenfalls die Eigenwerbung, und wie alle Jahre wieder laufen die Vorbereitungen bei manchen Verkäufern schon Tage vorher an. Wilde Camper wurden zwar noch nicht gesichtet, die kommen frühestens Donnerstag. Aber die Claims für den Goldrausch mit altem Plunder werden jetzt bereits gesichert, obwohl das gar nicht erlaubt ist. In der Regel drückt der Veranstalter, das Rote Kreuz, ein Auge zu. Auf dem Platz kursieren Geheimrezepte für die haltbarste Kreidemarkierung. "Kreide, Wasser, Kreide, Wasser, Kreide", lautet eines davon für den Mehrschichtenauftrag. Angeblich hält die Markierung dann auch Regenwetter stand. Wer mehrere Standplätze für verschiedene Namen reservieren will, sagen Profis, solle unterschiedliche Farben verwenden. Sonst geht die Konkurrenz gnadenlos von Lug und Betrug aus und kapert den Platz. Grobe Naturen verwenden Lackfarbe, sollten sich aber nicht erwischen lassen, weil sie sonst für die Säuberung aufkommen müssen, und die kann schon mal den Ertrag eines Flohmarkttages auffressen. Lackfarbe ist nämlich erstaunlich hartnäckig. Fachleute behaupten, sie hielte auch noch bis zur nächsten Jubiläumswiesn. Und die ist doch erst 2060.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: