Fliegerbombe legt Verkehr lahm:Großalarm und S-Bahn-Chaos

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Nichts geht mehr: Nach dem Fund einer Fünf-Zentner-US-Fliegerbombe brach der S-Bahn-Verkehr in der Innenstadt komplett zusammen. Rund um die Baustelle Birketweg wurden Büros, Wohnungen und Geschäfte evakuiert.

Monika Maier-Albang und Dominik Hutter

Der Fund einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat den Verkehr im Münchner Westen für Stunden stark beeinträchtigt. Zahlreiche Anwohner in Laim mussten ihre Wohnungen zeitweise verlassen oder wurden über Rundfunk und Lautsprecherdurchsagen gebeten, in die hinteren Räume ihrer Wohnungen zu gehen.

Einige ältere Menschen mussten auf Tragen in von der Feuerwehr aufgestellte Großraumbusse gebracht werden. S-Bahnen und überregionale Züge konnten ebenfalls nicht fahren, bis die Fünf-Zentner-Bombe amerikanischer Herkunft entschärft war.

Die Fliegerbombe war gegen 12 Uhr mittags von Bauarbeitern im Neubaugebiet am Birketweg gefunden worden. Die Polizei schickte daraufhin Experten vom Sprengkommando nach Laim und sperrte gegen 16 Uhr im Umkreis von etwa einem Kilometer etliche Straßen.

Betroffen waren die Friedenheimer Brücke, Teile der Landsberger Straße, die Arnulfstraße bis zum Romanplatz sowie die Unterführung beim Laimer Bahnhof, 200 Polizisten waren im Einsatz.

Bands verlassen ihre Probenräume

Auch im Backstage-Club mussten zwei Bands ihre Probenräume verlassen, wo sie gerade für die Abendveranstaltungen aufbauten. Entwarnung konnte, nach mehreren Verzögerungen, erst um 16.30 Uhr gegeben werden.

Besonders unangenehm war die Sperrung für die Fahrgäste der Bahn - der komplette Gleisstrang zwischen Pasing und Donnersbergerbrücke wurde von 15Uhr bis 16.30Uhr gesperrt. Der S-Bahn-Verkehr in der Innenstadt brach komplett zusammen. Die Polizei räumte die Stationen Laim und Donnersbergerbrücke, sämtliche S-Bahn-Züge mussten peu-à-peu den gefährdeten Bereich verlassen.

Betroffen war die gesamte Stammstrecke: Weil die Kapazitäten der Wendeanlage begrenzt sind, fuhren auch im Tunnel zwischen Ostbahnhof und Hackerbrücke lediglich zwei Linien im Pendelbetrieb. Alle anderen S-Bahn-Züge mussten vorzeitig umdrehen - die meisten in Pasing oder am Ostbahnhof. Die Linie S7 fuhr ohne Halt von Mittersendling bis zum Holzkirchner Flügelbahnhof, die S2 endete in Allach, die S1 in Feldmoching.

Das durch die Sperrung angerichtete Durcheinander war so groß, dass die S-Bahn den Zehn-Minuten-Takt im Berufsverkehr ausfallen ließ - es war unmöglich, die zusätzlichen Lokführer in der kurzen Zeit zu den wild übers Netz verteilten Zügen zu bringen. Es dauerte mehrere Stunden, bis alle Züge wieder nach Fahrplan unterwegs waren.

Auch der Fern- und Regionalverkehr kam nicht ungeschoren davon. Der ICE 514 nach Münster verließ um 15.26 Uhr als letzter in Richtung Pasing die Halle des Hauptbahnhofs. Die Bahn schickte zudem zwei eigentlich erst für später eingeplante Regionalzüge vorzeitig gen Pasing - heraus aus dem Tabu-Bereich. Frei blieb nur die Strecke Richtung Ostbahnhof über den Südring.

Erst im April war an der Donnersbergerbrücke eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Damals mussten ebenfalls mehrere hundert Anwohner evakuiert werden.

© SZ vom 9.11.2006/sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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