Öffentliche Einrichtungen:Was die Zuschüsse ausmachen

Ein Buch in der Bibliothek leihen - für 3,63 Euro? Oder Operntickets um die 200 Euro? Einige Beispiele zeigen: Müssten sich alle Einrichtungen selbst tragen, wäre das teuer für die Bürger.

3,63 Euro für jedes Medium

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(Foto: Catherina Hess)

1,4 Millionen Medien stehen den Münchnern in der Zentrale der Stadtbibliothek am Gasteig sowie den 22 Filialen, sieben Krankenhaus-, fünf Fahr- und zwei Spezialbibliotheken zur Verfügung. Die eigenen Einnahmen, vor allem aus den Benutzergebühren, decken nur 8,5 Prozent des Jahresetats von 47 Millionen Euro. Wären die Preise für den Bibliotheksausweis kostendeckend, müssten Lese-, Musik- und Filmfans je ausgeliehenes Medium 3,63 Euro bezahlen. Stattdessen aber schießt die Stadt München jedes Jahr 43 Millionen Euro zu (Stand von 2017, aktuellere Zahlen stehen der Kämmerei nicht zur Verfügung). Aktuell kostet ein Bibliotheksausweis 20 Euro pro Jahr, ermäßigt lediglich die Hälfte.

192 Euro für ein Ticket

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(Foto: Tobias Hase/dpa/Architekten: Raue/Rollenhagen/Lindemann/Grossmann)

Die Philharmoniker mit Chefdirigent Valery Gergiev genießen Weltruf, wären ohne Zuschüsse der Stadt München aber nur für Spitzenverdiener erschwinglich. 106 Euro müsste jede Eintrittskarte mehr kosten, wenn das Publikum den gesamten Jahresetat von knapp 28 Millionen Euro aufbringen müsste. Macht Ticketpreise zwischen 119 Euro und 192 Euro - je nach Sitzplatzkategorie. Tatsächlich kosten die Plätze freilich nur zwischen 12,70 und 85,90 Euro. Diese Tarife (plus sonstige Erträge, aus Gastspielen etwa) decken rund 28 Prozent der Gesamtkosten für den Orchesterbetrieb. Die Stadt gönnt den "Phillies" Zuschüsse in Höhe von 20 Millionen, von Freistaat und Bund kommen weitere 104 000 Euro.

Schwierige Umrechnung

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die Münchner Kammerspiele, die zu den renommiertesten deutschen Sprechtheatern gehören, zählen neben der Stadtbibliothek zu den größten Zuschussnehmern im Kulturbereich. Fast 35 Millionen trug die Stadt zum Etat des Hauses bei, der bei 40 Millionen Euro liegt. Von Bund und Land kamen weitere 57 000. Die Eintrittspreise decken 14,8 Prozent der Kosten für den Theaterbetrieb ab, zu dem neben dem Schauspielhaus an der Maximilianstraße samt Nebenbühnen auch die Schauburg am Elisabethplatz und die Otto-Falckenberg-Schule gehören, an der Schauspieler und Regisseure ausgebildet werden. Eine Umrechnung der Zuschüsse auf den Eintrittspreis ist daher schwierig.

122 Euro Eintritt

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(Foto: Stephan Rumpf)

Etwa 122 Euro müsste jede Eintrittskarte fürs Stadtmuseum kosten, wenn die Tarife kostendeckend kalkuliert wären. Weil aber die Stadt München jährlich 16,3 Millionen zum Gesamtetat von 17 Millionen Euro beiträgt, reichen vier Euro für einen Blick auf die Kopie des berühmten Sandtnerschen Stadtmodells von 1570 oder die Moriskentänzer von Erasmus Grasser aus dem Tanzsaal des Alten Rathauses. Lediglich 4,1 Prozent der Kosten werden durch die Eintrittsgelder erwirtschaftet. Das Stadtmuseum hatte im Jahr 2017 fast 138 000 Besucher, 37 000 davon kamen ins dazugehörige Filmmuseum. In dem Gebäudekomplex am St.-Jakobs-Platz gab es 16 Wechselausstellungen und 1825 Veranstaltungen.

© SZ vom 05.01.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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