Finanzamt und Stattauto:Gemein nützliches Auto-Teilen

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Car-Sharing und Car-Sharing ist nicht dasselbe

"Finanzamt bremst Stattauto aus" vom 24. Februar:

Finanzamt richtet Schaden an

Stattauto und A24 schaffen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für mehr als 120 Menschen, denen der Eintritt in den ersten Arbeitsmarkt durch soziale, psychische und gesundheitliche Schwierigkeiten erschwert wird. Es geht nicht nur um die materielle Absicherung durch solche Arbeitsplätze, es geht auch ums gute Gefühl, sinnvolle, wertgeschätzte Arbeit zu verrichten. Zwei Mal erhielt dieses Modell das Gütesiegel "Soziale und Berufliche Integration der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern". Es ist die Kombination von sozialem Engagement und ökologischer, auf Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs zielender verkehrspolitischer Weitsicht, die Stattauto und A24 zu einem herausragenden Projekt macht. All dies wird nun in Frage gestellt. Plötzlich, nach Jahren der anerkannten Gemeinnützigkeit, entdeckt das Finanzamt München, dass Stattauto-Carsharing doch nicht gemeinnützig sein soll. Ob es das Finanzamt München will oder nicht: So wird soziales Engagement kaputt gemacht, so werden Versuche zerstört, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten, Menschen zu integrieren. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass in Zeiten, in denen unsere Gesellschaft auseinander driftet, dieser Prozess quasi von Amts wegen noch beschleunigt wird. Und versteht irgendjemand, warum der ADAC gemeinnützig ist und Stattauto dies nicht sein soll?

Karl Ischinger, München

Das ist nicht fair

Vor zwölf Jahren haben wir unser Auto abgeschafft. Seither sind wir Stattauto-Teilnehmer. Wir sind 2005 nicht nur deshalb zu Stattauto gegangen, weil wir fortan das passende Auto zur passenden Zeit an einem festen Parkplatz vorfinden wollten, sondern auch deshalb, weil wir wussten, dass Stattauto nicht nur Autos verleiht, sondern auch ein aktives Sozial-Unternehmen ist. Das sind "Auto-Teiler" wie Sixt oder BMW erklärtermaßen nicht. Es erscheint uns daher nicht logisch und nicht klug, dass das Finanzamt Stattauto mit Sixt gleichsetzen will.

Thekla Kastner und Konrad Franke, München

Entlastung mit Sozialeffekt

Ein schwarzer Tag für alle, denen umweltschonende Mobilität in der Großstadt München ein Anliegen ist: Das Finanzamt München hat dem Car-Sharing-Anbieter Stattauto die Gemeinnützigkeit aberkannt. Auslöser war wohl die Erkenntnis, dass Unternehmen wie "car2go" oder "Drive Now", die wie Stattauto unter Car-Sharing firmieren, den Status der Gemeinnützigkeit nicht verdienen. Es ist auch richtig: car2go, Drive Now und wie sie alle heißen, verwenden den Namen "Car-Sharing" zu Unrecht. Die Fahrzeuge dieser Firmen werden in der Regel zusätzlich zum eigenen Auto gebucht (Slogan: "Jetzt schnell ein Auto"). Dagegen bietet Stattauto echtes Car-Sharing: Stattauto-Nutzer besitzen in der Regel kein eigenes Auto und teilen sich mit vielen anderen den Fuhrpark. Stattauto-Nutzer entlasten den Verkehr in unserer Stadt. Es ist höchste Zeit, dass sich Politik und Verbände für den Fortbestand von Stattauto einsetzen.

Rudolf Lutter, München, Stattauto-Nutzer seit 20 Jahren

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