Filmhochschule:Der Kampf um die Bilder

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Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). (Foto: Robert Haas)

Bettina Reitz will die Filmhochschule neu ausrichten

Von Susanne Hermanski

Als Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) steht Bettina Reitz hinter dem Steuerrad eines Schiffs, das gerade harte Winde umtosen. Denn die Branche, für die dort junge Leute ausgebildet werden, befindet sich in einem massiven Umbruch. Die klassischen Einsatzgebiete der Absolventen, Kino und Fernsehen, kämpfen mit der Konkurrenz des Internets und mit dem Problem, dass alte erzählerische Rezepte, die jahrzehntelang als sichere Bank galten, ökonomisch plötzlich nicht mehr funktionieren. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, die Regisseuren, Produzenten und Autoren eine Art Grundauskommen fürs Leben sicherten - wenn sie halt doch nicht in Hollywood landeten -, sparen zudem massiv. Das wird sich in den nächsten Jahren auch nicht ändern.

Eine solche Großwetterlage verbrächten viele lieber im Trockenen unter Deck. Nicht Bettina Reitz. Sie wittert die Chance, die im Sturm liegt, kann er doch auch tollen Rückenwind bedeuten. Für die anderen - und für sich selbst: "Meine Aufgabe ist klar: Ich muss unseren Studenten eine Perspektive für die Zukunft geben", sagt sie mit jener Selbstsicherheit, von der sich ihre Studenten gleich mal eine Scheibe abschneiden können. Die Richtung, die sie für die HFF angibt, ist ebenso eindeutig: Die "neuen Verbreitungsformen und Serienformate" müssten auch an der HFF unterrichtet werden. Die Studenten sollten je nach Talent gefördert und zum "Träumen ermuntert" werden.

Damit die technische Umsetzung dieser Träume nicht zu kurz kommt, will Reitz die Zusammenarbeit mit der benachbarten Technischen Universität weiter intensivieren. Schließlich sitzen dort viele kluge Köpfe, die auch im immer wichtiger werdenden Bereich der Computeranimationen Bahnbrechendes austüfteln. Vor ihrem Amtsantritt an der HFF am 1. Oktober war die 53-Jährige an Bord des alten Tankers Bayerisches Fernsehen (BR) - zuletzt als Programmchefin. Begonnen hat sie als Regieassistentin, dann als Autorin und Regisseurin von Dokumentationen. Später war sie Fernseh-und-Kino-Redakteurin, Produzentin bei der von ihr mitgegründeten Firma Teamworx, wo sie unter anderem an Christian Petzolds "Toter Mann" mitarbeitete. Von 2003 bis 2011 war sie Fernsehspielchefin des BRs und als solche auch für Filme mit Oscar-Nominierungen verantwortlich: "Sophie Scholl - Die letzten Tage" und "Das weiße Band". Einer der Filme gewann den Preis sogar: "Das Leben der Anderen", der vom damaligen HFF-Studenten Florian Henckel von Donnersmarck an sie herangetragen wurde und an den viele andere hierzulande nicht glaubten.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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