Festnahmen:Trickdiebe in der Falle

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Die drei Täter bestahlen systematisch arglose Senioren

Von Martin Bernstein

Damit hatten die Trickdiebe nicht gerechnet. Weder mit der Findigkeit der Beamten in Konrad Raabs Kriminalkommissariat 65 noch mit den Möglichkeiten polizeilicher Telefonüberwachung. Und auch nicht mit der Hartnäckigkeit ostwestfälischer Streifenbeamter. Das Ergebnis der konzertierten Aktion: Die Falle schnappte zu, das falsche Handwerker-Trio wurde in Verl bei Bielefeld auf frischer Tat ertappt und muss jetzt mit Haftstrafen von vier bis fünf Jahren rechnen. "Die Aussicht hat den mutmaßlichen Tätern dann schon die Tränen in die Augen getrieben", sagt Erster Kriminalhauptkommissar Raab zufrieden.

Mitte November und Anfang Dezember hatte das Trio - die Männer sind 40, 41 und 45 Jahre alt - insgesamt neun Mal alte Menschen in München heimgesucht. Die in Nordrhein-Westfalen gemeldeten Männer gingen laut Raab auf den Straßen gezielt auf die Suche nach hochbetagten Menschen. Anschließend begleiteten sie sie nach Hause. Oder sie nutzten Telefonbucheinträge und suchten nach "alt" klingenden Vornamen. In einem Anruf gab sich dann einer der Täter als Mitarbeiter der Stadtwerke aus und erzählte etwas von einem angeblichen Wasserrohrbruch auf einer nahegelegenen Baustelle.

Er kündigte einen Mitarbeiter an, der den Wasserdruck überprüfen müsse. Kurz darauf klingelte einer der Täter an der Tür der alten Leute, stellte sich als "Herr Koch" vor, zeigte einen gefälschten Ausweis und dirigierte die Opfer ins Badezimmer. Sie sollten die Wasserhähne öffnen und schließen. Inzwischen betrat ein Komplize die Wohnung und stahl Bargeld und Schmuck. Der Gesamtschaden bei sieben erfolgreichen Taten beläuft sich auf eine fünfstellige Summe. Als das Trio nach ein paar Tagen seine Tätigkeit in heimatliche Gefilde verlegte, blieben die Münchner Polizisten dran. Und konnten schließlich ihre Verler Kollegen in das Gebiet dirigieren, in dem die drei Tatverdächtigen gerade im Auto ihren nächsten Coup planten.

Wie wichtig die Tipps der Polizei sind - keine Fremden in die Wohnung lassen, Ausweise vorlegen lassen und deutlich ankündigen, die Angaben jetzt per Rückruf zu überprüfen -, zeigte sich erneut am Dienstag in der Reichenaustraße in Neuaubing. Dort klingelte gegen 14 Uhr ein etwa 35 Jahre alter Mann mit weißem Hemd und dunkler Weste an der Wohnungstür eines Ehepaars und gab sich als Mitarbeiter der Wasserwerke aus. Am Ende fehlte das Schmuckkästchen aus dem Schlafzimmer. Hinweise an Konrad Raabs Ermittlerteam unter 089/29100.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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