Festivals in der Region:Der Sommer wird laut

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Wer will, kommt in den nächsten Monaten aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Fast schon unüberschaubar ist das Angebot an großen und kleinen Festivals, Kinonächten und Konzertabenden

Tore und Akrobaten

Während im geräumigen Andechser Zelt die wichtigen Spiele der Fußball-EM gezeigt werden, halten nebenan in der Lounge Liedermacher und Kabarettisten mit einem "Soccerblocker"-Programm dagegen. Solche Widersprüche kann sich nur ein Festival von der Größe und Eingesessenheit Tollwoods leisten. Treu ist sich das rest-alternative Sommer-Spektakel auf der Schotterebene des Olympiaparks von 29. Juni bis 24. Juli in seiner Vorliebe für Cirque Nouveau und Straßentheater, die von den australischen Beachboys und -girls der Kompanie Gravity & Other Myths gestillt wird. Bei den Groß-Konzerten in der schwül-dunklen Zeltarena geht es vom Austro-Pop (Wanda, Peter Cornelius) zum US-Blues (Warren Haynes), vom Hamburg-Rap (Jan Delay) zur Bayern-Salsa (Die Cubaboarischen), vom Teenie-Klamauk (Die Lochies) zu den Rock-Opis Deep Purple. Typisch Tollwood. zir

Große Orchester

Schon Rockkonzerte klingen unter freiem Himmel eher mäßig. In der klassischen Musik ist man da aber besonders empfindlich. Da gilt die Münchner Philharmonie als akustische Zumutung und trotzdem kommen jedes Jahr rund 16 000 Zuschauer zum Odeonsplatz, wenn die Münchner Philharmoniker und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks je einen Abend unter freiem Himmel spielen. Pompös ist das Programm der Philharmoniker, die das Mini-Festival am 16. Juli unter ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev eröffnen: Tschaikowskys erstes Klavierkonzert mit Daniil Trifonov trifft auf Ravels "Bolero" und eine Suite aus Strauss' "Rosenkavalier". Tags darauf geben sich die BR-Symphoniker mit Schumanns "Nachtlied" unter Daniel Harding erst noch verträumter, bevor sie ebenso donnernd mit Beethovens "Neunter" das Festival beenden. Zwei Wochen später, am 31. Juli, gibt es dann noch einmal Klassik draußen: Bei "Oper für alle" wird die Neuinszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" mit Jonas Kaufmann auf den Max-Joseph-Platz übertragen. arga

Das Oben Ohne Open Air gehört seit einigen Jahren fest zum Münchner Festival-Kalender. 2016 findet es wieder auf dem Königsplatz statt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Neuer Klang

Plus, Puls, Puch - puh! Man muss genau hinhören, will man sich mit Freunden zum Festival-Ausflug verabreden. Das Puls-Open-Air bringt einen neuen Klang und Ort in den Festival-Kalender. Die gleichnamige Jugend-Welle des Bayerischen Rundfunks lädt zum ersten Mal zum zweitägigen Freiluft-Spektakel mit Camping auf Schloss Kaltenberg: Wo sich sonst die Ritter prügeln, spielen am Freitag, 10. Juni, Crystal Fighters, Boy, Frittenbude und andere Lieblings-Bands des Senders, am Samstag die Kasseler Weltstars Milky Chance sowie Kakkmaddafakka, Mø und mehr. Beim Festival auf der Bio-Schweinewiese im Weiler Puch bei Jetzendorf trifft man am 17. Juli die urbane Szene auf ihrer Landpartie zu Indie-Bands wie Stereo Total, Main Concept und Schnipo Schranke. Beim Plus, dem "Prima Leben und Stereo" in Freising, stünde man heuer alleine auf der Baustelle der Umgehungsstraße, deretwegen das Open-Air pausiert. zir

Bunt metallic

Ein Mammut-Festival nur für Heavy Metal mitten in der Stadt - wäre das nicht zu lärmend, zu lästig, zu unlustig für München, wo es seit dem Auszug von "Rock im Park" 19 Jahre zuvor kein richtiges, dreitägiges Rock-Open-Air im Olympiapark gegeben hatte? Doch das schon vor Geburt totgesagte neue "Rockavaria" lebt weiter. In seinem zweiten Jahr zeigt es von 27. bis 29. Mai, wie bunt die dunkle Seite der Musik sein kann: Außer den britischen Metal-Weltmeistern Iron Maiden mit ihrem Nummer-eins-Album "Book of Souls" gibt es den Punk-Paten Iggy Pop, Power-Pop von Mando Diao, Alternative-Rock von Garbage, symphonischen Metal von Apocalyptica oder Beyond The Black, Mittelalter-Rock von In Extremo und sogar die Filmpremiere von Gutterdämmerung. Die Konzerte laufen ohne Umbaupausen auf zwei Bühnen im Stadion und einer schwimmenden Plattform im See - der Veranstalter hat aus den Anfangsfehlern gelernt. zir

Die Uni als Bühne

Ob die TU-Studenten die größten Feierbiester im akademischen Milieu Münchens sind, mag dahingestellt ein. Das Garnix-Festival auf dem Hochschulgelände der TU München in Garching bietet vom 13. bis 17. Juni jedenfalls jede Menge zum gepflegten Abrocken, kultivierten Headbanging oder Songwriter-Lauschen. Musikalisch ist die Bandbreite bei der 14. Auflage des Festivals, das zwischen dem Chemiegebäude und der Campuskneipe über die Bühne geht und auch als Plattform für Nachwuchsbands fungiert, wieder enorm: Von Melodic Death Metal (Burden of Life) über Soul Pop (Sweet Lemon), Indie Electro Rock (King the Fu) bis zu Ska Punk (Rafiki), Hip Hop und Reggae (PerQuist & DJ Buck), Balkan Beat (Donnerbalkan) und Liedermacher-Songs (Reiner Rumpf). Eröffnen wird das Open Air Festival traditionsgemäß das Garchinger Blasorchester. Das Garnix ist neben dem Tunix und dem Stustaculum das dritte von Studenten organisierte Festival im Münchner Raum. wat

Lena im Aquapark

Paul Kalkbrenner, Deichkind und dazu noch Lena Meyer-Landrut, 2010 Siegerin beim Eurovision Songcontest: Das Line-Up des "Utopia Island Festivals" vom 18. bis zum 20. August im Moosburger Aquapark im Landkreis Freising kann sich sehen lassen. Popsternchen Lena Meyer-Landrut kommt mit elektronischen Klängen nach Moosburg und einem neuen Stil, den sie im Album "Crystal Sky" präsentiert. Das finden zwar nicht alle der eingefleischten Utopia-Island-Fans toll, sorgt aber für Gesprächsstoff. Mit dabei ist in Moosburg auch die Band "Rudimental". Sie erhielt den Brit Award für die beste Single sowie den Mobo Award für das beste Album. Auch dem eigenen Nachwuchs wird ein Forum geboten. Aus dem Raum München, Freising und Landshut bespielen Affentheater, Enargy, Future Proof, Shesc und Tech & Schwefel die Bühne. bt

Heimspiel für Mittermaier

Das Marktleben des Sinnflut-Festivals entfaltet sich zum 22. Mal auf dem Erdinger Volksfestgelände. Und zwar zu einem Zeitpunkt, der Schülern sehr entgegen kommt: kurz vor Beginn der Sommerferien. Vom 22. bis 31. Juli gibt das Festival den Takt in Erding vor: entspannt und abwechslungsreich. Auf zwei Bühnen treten Bands auf, das kostet nichts. In der Eissporthalle setzen die Veranstalter auf Comedy mit Michael Mittermeier, Martina Schwarzmann und Kaya Yanar. ts

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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