Feierstunde:"Erfolgsgeschichte"

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MVV und SZ zeichnen die besten Busfahrer aus

Von Christian Krügel, München

Die Perspektive ist für die Busfahrer ziemlich ungewöhnlich: fast 100 Meter über den Dächern Münchens, von wo aus die Lichter des Straßenverkehrs nur wie schöne, bunte Leuchtspuren im Schnee wirken. Aber dieser Perspektivwechsel, dieses Herausheben von acht Busfahrern aus dem alltäglichen Grau der Straße ist wohl auch das Wichtige an dieser Aktion des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) in der Panorama-Lounge des SV-Hochhauses in Berg am Laim. Zum zweiten Mal nach 2014 ließ der Verbund die Fahrgäste und die Leser der Süddeutschen Zeitung abstimmen, wer 2016 die besten Busfahrer in den acht Landkreisen rund um München waren.

Mehr als 1000 Pendler beteiligten sich und kürten wahre Helden des Alltags, wie MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag bei der Feierstunde am Dienstagabend sagt. "Sie sind Fahrer, Auskunft, Kartenverkäufer und Fahrgastbetreuer in einem - und oftmals die Prellböcke für alles, was die Pendler aufregt", lobt Freitag die sieben Busfahrer und eine Busfahrerin. Es sei ein harter Job, mit dem man nicht sonderlich reich werden könne und der deswegen leider auch nicht allzu begehrt sei. 300 Euro Preisgeld pro Busfahrer und die öffentliche Anerkennung der täglichen Leistung sollten deshalb ein Ansporn sein.

Wie wichtig die ist, zeigt auch, dass mehrere Landräte zur Feier nach München gekommen sind. "Wichtige Repräsentanten unserer Landkreise" nennt Robert Niedergesäß, Landrat von Ebersberg und als solcher Sprecher der MVV-Landkreise, die Busfahrer. Sie hätten oftmals so nah wie niemand ihr Ohr bei den Sorgen der Bürger. So etwa Dirk Weber, Franz Baumgartner oder Skender Ademi, die in Erding, Starnberg und Freising gekürt wurden und oft auch für Touristen und Reisende persönliche Helfer in allen Notlagen sind. Oder Stefan Jädicke (Dachau), Helene Just (Bad Tölz-Wolfratshausen) oder Brazzo Hodzic (Fürstenfeldbruck), die besonders mit den (nicht immer einfachen und leisen) Schülern richtig und nett umzugehen wissen. "Er weiß von jedem Schüler, wann er aussteigen muss, und sagt uns Bescheid", hatte etwa ein Schüler auf seinen Stimmzettel für Sergio Rado geschrieben. Der gilt vielen Passagieren im südlichen Landkreis München als unverzichtbarer Begleiter an jedem Morgen.

Fahrer wie er machten auch erst möglich, was Landrat Niedergesäß als "unglaubliche Erfolgsgeschichte" bezeichnet: In den vergangenen 20 Jahren wurde die Zahl der Kilometer, die MVV-Buslinien in den Landkreisen rund um München zurücklegen, mehr als verdoppelt. Im Jahr 2015 fuhren Regionalbusse mehr als 33 Millionen Kilometer. 12 000 Busfahrten gibt es am jeden Werktag, 188 000 Menschen nutzen sie täglich. Das zeige, dass der Busverkehr inzwischen nicht mehr nur wichtig als Zubringer zur S-Bahn sei, sondern auch für die direkten Verbindungen zwischen den Gemeinden. Das lassen sich die Landkreise allerdings auch einiges kosten: 53 Millionen Euro zahlen Fahrgäste über Tickets, 44 Millionen Euro schießt der Steuerzahler zu. Doch alle Zahlen und Summen brächten nichts, wenn am Ende nicht auch Fahrer wie Sergio Rado, Helene Just und all die anderen arbeiteten - mit viel Engagement und noch mehr Herz.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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