Feier zum Tag der deutschen Einheit:Fest mit Stress

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Gesperrte Straßen, Massenansturm bei U- und S-Bahn, flanierende Politiker, linke Gegendemonstranten und natürlich der Wiesn-Rummel: Die Feier zum Tag der Deutschen Einheit stellt die Behörden vor extreme Herausforderungen.

Marco Völklein

2500 Polizeibeamte, mehrere hundert zusätzliche Fahrten bei U- und S-Bahn sowie eine Woche lang Komplettsperre der Ludwigstraße - der erwartete Besucheransturm zu den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit am 2. und 3. Oktober ist für München eine "logistische Herausforderung ersten Ranges", wie Staatskanzleichef Thomas Kreuzer am Donnerstag sagte.

An den zwei Tagen werden sich unter anderem Bundestag und Bundesrat, die Bundesländer, zahlreiche Vereine und Verbände sowie Unternehmen auf der Ludwigstraße, im Hofgarten und der Residenz präsentieren. Ein "fröhliches Fest in Schwarz-Rot-Gold unter weiß-blauem Himmel" mit mehr als 500 000 Besucher erwartet Kreuzer. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 2,5 Millionen Euro.

Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Verkehrsbetriebe bereiten sich seit Monaten auf die Feier vor - schließlich läuft nur wenige Kilometer entfernt auch noch parallel die Wiesn. Am 3. Oktober selbst findet in der Sankt-Michaels-Kirche ein Festgottesdienst statt.

Anschließend werden die 1500 geladenen Gäste, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie einige Ministerpräsidenten, zu Fuß in die Staatsoper gehen, um an einem Festakt teilzunehmen. "Wir tun alles Machbare, um die höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten", sagt Polizei-Vize Robert Kopp.

Die Auswirkungen der Sicherheitsmaßnahmen werden die Münchner bereits vom kommenden Freitag an spüren. Um frühzeitig mit dem Aufbau beginnen zu können, wird die Ludwigstraße zwischen Odeonsplatz und Siegestor bereits von kommenden Freitag, 28. September, an eine Woche lang komplett gesperrt. Lediglich Anwohner, Fußgänger und Radfahrer dürfen dort noch passieren.

Ebenfalls nur für Anlieger frei ist dann der südliche Teil der Leopoldstraße zwischen Giselastraße und Siegestor. Am 3. Oktober selbst wird die Festmeile komplett gesperrt - also auch für Anlieger und Radfahrer. Hinzu kommen weitere Straßensperren in der Innenstadt: Dort riegeln die Beamten am Feiertag zahlreiche Zufahrten vom Altstadtring ins Kreuzviertel nördlich der Neuhauser Straße sowie ins Graggenau-Viertel rund ums Nationaltheater ab. Auch Autos dürfen am 3. Oktober in diesem Bereich nicht geparkt werden.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sowie die Deutsche Bahn als Betreiberin der S-Bahn stellen sich auf einen Massenansturm in U- und S-Bahn ein - zusätzlich zu den Fahrgästen, die zum Oktoberfest wollen. Um die Situation zu entzerren, wird die MVG den U-Bahnhof Universität direkt unter der Feiermeile am 3. Oktober ganztägig zu sperren, je nach Andrang kann die Station auch am Vortag bereits zeitweise gesperrt werden, kündigte MVG-Chef Herbert König an. Die Züge der U 3/6 sollen durchgehend im 2,5-Minuten-Takt fahren. Auf der U 4/5 kommt Wiesn-bedingt ohnehin alle drei Minuten ein Zug.

Die Bahn setzt im Abschnitt zwischen Lochhausen und Trudering zusätzliche Pendel-S-Bahnen ein, die am 2. Oktober abends sowie am 3. Oktober ganztags im 20-Minuten-Abstand rollen. Auch auf den Außenästen sollen zusätzliche S-Bahnen bis Betriebsschluss Fahrten im 20-Minuten-Takt anbieten. Außerdem werden 18 Sonderzüge die Besucher unter anderem aus Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Mittenwald und Freilassing nach München bringen, kündigte Bahn-Manager Klaus-Dieter Josel an. Auf der ICE-Strecke von Mannheim über Stuttgart nach München stockt die Bahn die Kapazitäten auf.

Besonders aufmerksam werden die Sicherheitsbehörden zwei Demonstrationen aus dem linken Lager beobachten, die sich gegen die offiziellen Feiern, "gegen Deutschland, Nationalismus und Rassismus" richten, wie es in einem Aufruf im Internet heißt.

"Für uns gibt es keinerlei Gründe zu feiern", schreibt dort die Gruppe "Antifaschistische Aktion". Laut Polizei-Vize Kopp liegt bislang eine Anmeldung zu einer Demonstration am Sendlinger Tor am Abend des 2. Oktober vor, zu der etwa 100 Teilnehmer erwartet werden. Für den 3. Oktober ist laut einem Internet-Aufruf eine "antinationale Demonstration" um 14.30 Uhr am Stachus geplant.Laut Kopp wurde diese Veranstaltung bisher noch nicht angemeldet.

Die Polizei werde "freundlich und betont zurückhaltend auftreten", sagte Kopp. Sollte es erforderlich sein, werde man aber "rasch und konsequent bei Sicherheitsstörungen und Straftaten" vorgehen. Erkenntnisse zu "konkreten Bedrohungen aus dem terroristischen Bereich" lägen indes nicht vor.

© SZ vom 21.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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