Fehlerteufel:Betört von der Robbenzucht

Lesezeit: 2 min

(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Lokaljournalisten sind zwar gemeinhin als Wald- und Wiesenreporter bekannt, nicht aber als Spezialisten für Flora und Fauna. Da haben die Leser der Starnberger SZ in 40 Jahren schon einiges an Fehlern über sich ergehen lassen müssen.

Von Christine Setzwein, Starnberg

Jeder passionierte Hobbygärtner weiß das: Stiefmütterchen sind keine Vergissmeinnicht. Jeder, der in Biologie einigermaßen aufgepasst hat, weiß, dass ein Falke kein Bussard sein kann und ein Bussard kein Habicht ist. Gut, den Graureiher vom Kormoran zu unterscheiden, ist schon schwierig, wenn die Vögel auch so hoch fliegen. Aber ein Rapsfeld als Sonnenblumenfeld zu verkaufen, das ist schon ein starkes Stück.

Die Leser der Starnberger SZ haben einiges an Fehlern über sich ergehen lassen müssen in den vergangenen 40 Jahren. Denn auch wenn der Lokalredakteur gemeinhin als Wald- und Wiesenjournalist bekannt ist, von Fauna und Flora hat er nicht unbedingt so viel Ahnung. Auch mit Zahlen, Maßen, Gewichten oder Entfernungen steht er oder sie bisweilen auf Kriegsfuß. Zu peinlich, als 2008 bei der Sprengung eines scharfen Torpedos im Starnberger See aus einer 7,5 Kilogramm schweren Sprengladung gleich 7,5 Tonnen wurden. Wäre diese Ladung explodiert, wäre dort, wo sich heute Tausende Ausflügler tummeln, ein riesiger Krater und die Stadt Starnberg hätte keine Verkehrsprobleme mehr.

Apropos Krater. Die Ente aller Enten war ganz sicher der Meteoriteneinschlag von Andechs. Im März 1995 gab es einen gewaltigen Knall nahe dem Eglsee bei Andechs. Dem einzigen Augenzeugen, ein Landwirt, der eine Sprengung vermutet, glaubte man nicht. Es musste ein Meteorit gewesen sein, vermutete die Polizei Herrsching und informierte die ganze Welt von diesem kosmischen Ereignis. Nur einen Tag später stellte sich heraus: Es war tatsächlich eine kontrollierte, genehmigte Sprengung von Sprengmeister Eduard Reisch. Der Meteorit von Andechs wurde zu einer riesigen Lachnummer.

Köstlich amüsiert haben sich unsere Leser auch im Juli 1997. Nicht, weil ein Blitz in den Starnberger Maibaum gefahren war und ihn spaltete, sondern weil die Starnberger SZ den Kreisheimatpfleger zu einem echten Supermann machte. Willi Großer brachte nämlich den von der Spitze des Maibaums abmontierten Star, den Starnberger Wappenvogel, in Sicherheit. Eigentlich keine allzu schwere Aufgabe, zwei starke Männer konnten das etwa eineinhalb Zentner schwere Teil locker tragen. Aber der SZ war das nicht genug. Aus eineinhalb Zentnern wurden fix eineinhalb Tonnen - und der Kreisheimatpfleger zum Held.

Die Starnberger SZ-Redakteure ließen die Internationale Raumstation ISS in einer Höhe von 500 Metern schweben, und erlaubten auf dem Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen täglich 25 000 Starts und Landungen.

Eher verwirrt haben wir unsere Leser 1998 mit einem Bericht im Sportteil über den 14. Starnberger Landkreislauf. Es war die Zeit lange vor der Digitalisierung, als Reporter ihren Text noch der Redaktion durchtelefoniert haben. In dem Artikel wurden unter anderem die Teilnehmer des Landkreislaufs angekündigt, zum Beispiel die "Barbie-Girls Unterbrunn" oder die Laufgemeinschaft "Fitness-World" aus Berg. Nur die Mannschaft aus Aschering hatte einen merkwürdigen Namen. Darum hat ihn der Anrufer auch buchstabiert: "Theodor Schule Otto Gustav Gustav Emil Richard" hießen sie dann in der SZ. Tschogger wäre da wesentlich kürzer und richtig gewesen. Dafür hat der freie Mitarbeiter eine Zeile mehr Honorar kassiert.

Ein ganz besonderes Kunststück ist der Redaktion in der Frühlingsserie "Rosen, Radi, Rittersporn" im Jahr 2002 gelungen. Beim Besuch einer Rosenzüchterin in Gauting ließ sich die SZ-Mitarbeiterin vom Duft der "Joséphine de Beauharnais" betören. Schließlich war es auch die französische Kaiserin, die die Robbenzucht in Europa eingeführt hat. Wie bitte? Die Robbenzucht? Und was hatte es mit Goethes Tapetenrolle auf sich? Wer das automatische Rechtschreibprogramm auf seinem Computer kennt, weiß, was jetzt kommt. Als Alternative zur Rosenzucht schrieb es ungefragt Robbenzucht, statt Tapetenrose Tapetenrolle. Und niemand hat's bemerkt.

Fehler in der Zeitung sind manchmal lustig, manchmal peinlich, aber immer ärgerlich für Leser und Zeitung. Wir Wald- und Wiesenredakteure entschuldigen uns für alle Fehler der vergangenen 40 Jahre und schon mal prophylaktisch für die der kommenden. Eines kann dem Lokalredakteur jedenfalls nicht abgesprochen werden: das sichere Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: