FC Bayern und seine Geldforderung an den BR zur Double-Feier:Was für ein armselig reicher Verein

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Auf ziemlich hohem Ross... SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch (Foto: Dieter Hanitzsch)

"Der Anpfiff" und "Im Profil: Karl-Heinz Rummenigge" vom 24. Mai sowie "Fan-Gesänge und ein Missklang" vom 23. Mai:

Der BR sollte Geld fordern

Der FC Bayern feiert seinen Pokalsieg. 300 000 Euro kostet die Feier. Da der Bayerische Rundfunk die Feier übertragen würde, sollte er 150 000 Euro davon übernehmen. Der FC Bayern (FCB) ist einer der reichsten Fußballvereine. Weltweit kauf er die besten Spieler für Millionen von Euro. Aber bei seinen Feiern sollen andere mitzahlen. Die Berichterstattung kostet Geld und ist Werbung für den Verein. Angemessener wäre es daher, wenn der FC Bayern dem Bayerischen Rundfunk einen Geldbetrag zukommen ließe. Volker Seibt, Markt Schwaben

Da wär' noch mehr zu zahlen

In Anbetracht der vom FCB geforderten Kostenbeteiligung des BR für die Pokalfeier frage ich mich, inwieweit der FCB an den Kosten der Aufräumungsarbeiten auf dem Rathausbalkon beteiligt wird. Oder übernimmt das der Münchner Steuerzahler, auch wenn er nichts übrig hat für die armen Bayern? Hans-Peter Huber, München

Peinliche Marginalie

Die Vereinsführung des FC Bayern, die sich stets um schneidiges marktstrategisches Auftreten bemüht, verlangte für eine 30-minütige Übertragung vom Bayerischen Rundfunk (BR) 150 000 Euro. Ich gehe davon aus, dass diese "Feier" auf dem Balkon des Rathauses von der Stadtverwaltung München veranstaltet wurde und der FC Bayern diesen Balkon für die Feier nicht gemietet hat. Der BR verwies die Vereinsführung des FC Bayern in ihre Schranken mit dem Hinweis, dass das Geld der Beitragszahler bereits aus rechtlichen Gründen nicht für solche Zwecke verwendet werden darf. Darüber war der Vorstand des FC Bayern dermaßen beleidigt, dass er in für mich kindlich wirkendem Trotz die Senderechte für die Übertragung an den Sender Sport 1 vergab - gratis.

Wieder einmal hat der Vorstand des FC Bayern bewiesen, in welcher auf mich schon fast grotesk wirkenden Weise er manchmal die Bedeutung seines Vereins und seiner eigenen Funktion überschätzt. Gäbe es den FC Bayern nicht mehr, würde die Welt genauso weiterlaufen wie bisher. Die Vereinsführung handelte bei ihrer Anmaßung, vom BR für die Übertragung 150 000 Euro zu verlangen, recht kurzsichtig, da sie offensichtlich nicht damit gerechnet hat, dass der BR dieses auf mich einfältig wirkende Ansinnen ablehnt, ablehnen muss, weil er die Beitragseinnahmen seiner Mitglieder nicht verplempern darf. Dass das Ganze am nächsten Tag in der Zeitung steht und der Verein dadurch blamiert ist, überstieg offensichtlich ebenfalls das Vorstellungsvermögen der Wirtschaftsstrategen des FC Bayern. Ich bin kein Fußballfan, und der FC Bayern ist mir ziemlich gleichgültig. Aber welche Gesinnung der Vereinsführung hier zutage getreten ist, ist nicht vorbildgebend. Sie schätzte das Auftreten ihrer Spieler auf dem Rathausbalkon als so bedeutsam ein, dass der BR dafür im öffentlichen Interesse 150 000 Euro auszugeben hat. Eine Einnahme in dieser Höhe ist für den FC Bayern mit seinem Jahresumsatz von 523,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr nicht etwa eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern eine Marginalie, nachdem er für einen Spieler namens Götze eine Ablösesumme von über 30 Millionen Euro ausgegeben hat nur deshalb, um zu verhindern, dass er von anderen Vereinen eingesetzt werden kann. Hans-Jürgen Müller, Münchberg

Die Mia-san-Mia-Abzocker

Der FC Bayern ging mit seiner Forderung an den BR bezüglich der Übertragung der Pokalfeier mehr als dreist vor. Nicht genug, dass dieser - beileibe finanziell nicht am Hungertuch leidende Verein - bereits eine Woche zuvor die halbe Innenstadt lahmgelegt hat. Dies geschah an zwei aufeinander folgenden Wochenenden, und es gibt in der "Weltstadt mit Herz" auch Menschen, die nicht zur Fangemeinde des "Mia-san-Mia-Vereins" gehören. Im Übrigen hatten sicher auch ahnungslose Touristen mit der Problematik zu kämpfen, dass sie sich Münchner Sehenswürdigkeiten nicht ansehen können, weil die Innenstadt großräumig abgesperrt war.

Im letzten Jahr hatten wir zu Pfingsten Besuch aus dem Rheinland. In meiner Naivität kam ich am Sonntagmorgen auf die Idee, durch die Münchner Innenstadt zu spazieren. Wir fuhren also mit der S-Bahn zum Karlsplatz/Stachus und begegneten in der S-Bahn etlichen Fans des FC Bayern, da überkam mich schon eine Ahnung. Wir gingen in Richtung Marienplatz am Dom vorbei. Bald mussten wir feststellen, dass wir weder den Marienplatz noch den Marienhof betreten konnten.

Wir wurden großräumig bei Lodenfrey in Richtung Oper gelotst, der Alte Hof war ebenfalls gesperrt, und wir durften dann am Hofbräuhaus vorbei zum Isartor gehen, wo wir dann in die S-Bahn stiegen und zurück nach Höhenkirchen fuhren. Dieser Spaziergang durch die Münchner Innenstadt am Pfingstsonntag 2015 war für uns dank FCB alles andere als schön gewesen.

Der FCB sollte die steuerzahlenden Bürger dafür entschädigen, dass die Münchner Innenstadt an einem Sonntag im Frühjahr einem Großteil der Bürger nicht öffentlich zugänglich ist, statt auf die absurde Idee zu kommen, einen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender finanziell abzuzocken! Marie Luise Stindt Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Geld, Macht und Sieg

Die Forderung des FCB an den Bayerischen Rundfunk, 150 000 Euro für die Übertragung ihrer Double-Feier auf dem Marienplatz zu bezahlen, sagt viel über das Selbstverständnis des FCB aus. Dem FCB geht es inzwischen mehr um Geld, Macht und Sieg um jeden Preis als um das schöne Spiel des Fußballs selbst. Dies spüren bereits viele FCB-Fans, die mit dieser Entwicklung unzufrieden sind, und gehen gegenüber manchen Funktionären wie zum Beispiel Rummenigge auf Distanz. Das Zitat von Oliver Kahn, dass außer den FCB-Fans ganz Deutschland gegen den FCB sei, stimmt inzwischen nicht mehr so in dieser Totalität. Vielen FCB-Gegnern und auch mir ist der FCB inzwischen so gut wie egal geworden. Ja, ich bedauere inzwischen den FCB und seine Fans. Diese Entwicklung dürfte auch für den FCB gefährlich werden. Es sei denn, der FCB wacht rechtzeitig auf und erkennt, was für ein armselig reicher Verein er ist. Gute Besserung! Artur Borst, Tübingen

Den Freund verprellt

Die besondere Pointe an dem Gerangel zwischen dem FC Bayern und dem Bayerischen Rundfunk: Geld- und Machtgier der Bayern haben es geschafft, (wenigstens dieses eine Mal) den ansonsten untertänigsten FCB-Lakaien zu verprellen, der doch schon längst den Pfad der öffentlich-rechtlich gebotenen Neutralität zugunsten einer triefenden Schleimspur verlassen hat; der sich beispielsweise in der Rundfunk-Werbung nicht entblödet, sich unverhohlen als "offizieller Sponsor und Werbepartner des FC Bayern" zu brüsten - ein vor Jahren noch undenkbarer, geschweige denn akzeptabler Tabubruch eines durch Zwangsabgaben finanzierten Senders. Ist der BR nun Sponsor und Hofberichterstatter des FC Bayern - oder, wenigstens ein klein wenig, noch nicht? Dr. Stephan Rotter, Gröbenzell

Blamabel für BR und Stadt

Wegen läppischen 150 000 Euro weigert sich der BR, die Feier zu übertragen, und schiebt die Schuld auf uns Beitragszahler: Angeblich wäre das "Geldverschwendung"? - dass ich nicht lache. Aber für schlechte Programme, qualitätslose Filme und ewige Tatort-Wiederholungen ist unser Rundfunkgebühr gut genug? Dieses Theater mit der nicht übetragenen Feier am Sonntag ist kein Imageschaden für Rummenigge, sondern für den BR und für das Rathaus. Sylvia Beretta, München

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© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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