Faschingskostüme:Nicht witzig

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Verkleideter Mann mit Softair-Pistole löst Polizeieinsatz aus

Von Martin Bernstein

Horror-Clowns, Zwergenkönige mit Doppelaxt, falsche Polizisten und falsche Bombenleger: Irgendwie ist in München das ganze Jahr über Fasching. Die Polizei freilich findet bewaffnete Maskierte, die plötzlich im Straßenbild auftauchen, nur mäßig witzig. Immer wieder produziert so etwas große Aufregung, einen großen Polizeieinsatz - und für die Urheber derartiger "Scherze" danach großen Ärger. Wenn aber tatsächlich Fasching ist, wird für die Beamten die Frage oft noch verzwickter: Wo hört der Spaß auf? Einen solchen Fall haben Bundespolizisten am Sonntagvormittag am Ostbahnhof erlebt. Dort hatten Passanten einen Mann mit dunkler Pistole, schusssicherer Weste und schwarzer Kappe gesichtet. Bundespolizisten stellten den Mann kurz darauf.

Mit einer schwarzen Weste und einer täuschend echt aussehenden Softair-Pistole hatte ein Faschingsbesucher Aufregung ausgelöst. (Foto: Bundespolizei)

Es handelte sich um einen Ramersdorfer, der auf dem Weg zu einer Faschingsveranstaltung war. Er trug eine dunkle Softair-Pistole offen am Gürtel, die so täuschend echt aussah, dass auch die geschulten Augen der Bundespolizisten die Imitation nicht auf Anhieb erkennen konnten. Dazu trug der Mann auch noch eine schwarze Weste mit der Aufschrift "S.W.A.T." Laut Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner stehen die Buchstaben für "Special Weapons And Tactics" und damit für taktische Spezialeinheiten, "deren Mitglieder für polizeiliche Sonderlagen ausgebildet und ausgerüstet sind" - also etwa die Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei. Der Gaudi-Polizist erlebte dann zu seiner Überraschung am eigenen Leib, wie so ein Polizeieinsatz abläuft. Zwei Streifen sowie weitere Einsatzkräfte, die sich wegen der Sicherheitskonferenz am Ostbahnhof befanden, umringten den 26-Jährigen. Ihn erwartet nun eine Strafanzeige wegen des Führens einer Anscheinswaffe.

Immer wieder erschrecken solche Waffen arglose Passanten. Ende Juli bekam ein junger Mann Ärger mit der Polizei, weil er es für eine gute Idee hielt, nur drei Tage nach dem Münchner Amoklauf mit einer geschliffenen Doppelaxt, die zu seinem Kostüm gehörte, vor dem Perlacher Einkaufszentrum Pep herumzulaufen. Der Mann war Cosplay-Spieler - ein japanischer Verkleidungstrend, bei dem der Teilnehmer eine Figur aus Comic, Film oder Computerspiel durch Kleidung, Bewaffnung und Verhalten nachahmt. Und er beteuerte, niemanden erschrecken zu wollen. Andere Verkleidungskünstler dagegen legen es gerade darauf an, dass sie Angst und Schrecken verbreiten. So zieht die Polizei immer wieder Menschen aus dem Verkehr, die den von ihnen ausgelösten Wirbel auf sogenannten "Prank-Videos" im Internet zur Schau stellen wollen. Im Sommer zogen drei orientalisch gekleidete Männer mit einem Rucksack, aus dem Kabel heraushingen, durch die Fußgängerzone. Die Bombe war eine Attrappe - die Anzeige und die Rechnung der Polizei für den Einsatz waren echt.

Die Bundespolizei, die für die Sicherheit an Bahnhöfen und in Zügen zuständig ist, hat deshalb für die kommenden Tage einen dringenden Rat an alle Narren: "Legen Sie bitte bei der Verkleidung, insbesondere wenn es um Sicherheitsbelange geht, immer einen hohen Maßstab an, damit Verwechslungen ausgeschlossen werden können", sagt Wolfgang Hauner. "Verzichten Sie auf Waffen, die echten täuschend ähnlich sehen." Solche Waffen könnten gefährlich werden. Vor allem für denjenigen, der sie trägt.

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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