Fasching 2009:München, helau!

Lesezeit: 3 min

Es passierte natürlich um 11:11 Uhr - wann sonst? Oberbürgermeister Ude überreichte auf dem Marienplatz den Narren der Stadt den Schlüssel zum Rathaus.

Christina Warta

Damit einher geht die offizielle Inthronisation des Faschingsprinzenpaars Sandra II. und Peter III. - und der Beginn des Faschings 2009. "Wenn wir den Stadtschlüssel haben, werden wir mal in die Kasse schauen", sagt Narrhalla-Präsident Uli Kreuzer, "aber ich fürchte, dass da nichts drin ist."

11.11 Uhr - wann sonst? Der Fasching 2009 ist eröffnet. (Foto: Foto: Schellnegger)

Von diesem Wochenende an sind sie wieder in der Stadt unterwegs: vergnügungssüchtige Cowboys, Vampire und Clowns, stets auf der Suche nach Gleichgesinnten, mit denen sie über die Parketts im Hotel Bayerischer Hof, im Deutschen Theater, im Löwenbräukeller oder auch mal über das Pflaster des Marienplatzes schwofen können. Der Fasching hat begonnen, und anders als im vergangenen Jahr müssen sich die Feiernden diesmal nicht hetzen, um alle wichtigen Partys und Bälle besuchen zu können. 2008 blieben den Narren nur dreieinhalb Wochen, diesmal sind es sechseinhalb.

Laudator Stoiber

Und trotzdem könnte man den Eindruck gewinnen, es gebe keine Zeit zu verlieren. Schon am nächsten Wochenende drängen sich die Höhepunkte im Terminkalender wie die Menschen beim Weiberfasching auf dem Viktualienmarkt. Im Deutschen Theater ist am Freitag die Narrhalla zugange: Die Faschingsgesellschaft verleiht bei ihrer Soirée den Karl-Valentin-Orden. Im vergangenen Jahr ehrte die Narrhalla den damaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein für den schönen Satz: "In der Politik ist das Schöne, dass alles möglich ist, aber auch das Gegenteil." Womöglich sieht Beckstein das heute anders. Die Narren jedenfalls haben Gefallen gefunden an Ministerpräsidenten, amtierenden wie ehemaligen. In diesem Jahr bekommt Hape Kerkeling den Orden, als Laudator hat er sich Edmund Stoiber gewünscht. "Wir dachten, er sagt ab - aber nach zwei Wochen kam die Zusage", sagt Kreuzer.

Der aktuelle Ministerpräsident ist am selben Abend im Cuvilliés-Theater aktiv: Dort verleiht Horst Seehofer die Bayerischen Filmpreise. Die Ehrung ist der Auftakt für ein Wochenende mit erhöhter Prominenten-Dichte zwischen Promenadeplatz und Maximilianstraße, denn am Samstag treffen sich die Filmschaffenden zu einem der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse in München: dem Deutschen Filmball im Bayerischen Hof. In den vergangenen Jahren beklagte zwar so mancher, dass auf diesem Ball die internationalen Filmstars eher spärlich vertreten sind. Immerhin stand im vergangenen Jahr aber die italienische Schauspielerin Ornella Muti im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Diesmal wird Schirmherr Seehofer mit Gattin Karin den glamourösen Abend eröffnen.

Nach diesem geballten Eröffnungswochenende wird das Faschingstreiben seinen gewohnten Gang gehen - diesen Schluss lassen zumindest die Programme der Veranstalter zu. Im Bayerischen Hof, im Fasching traditionell ein Zentrum für Narren und Tanzbegeisterte, steigen der Chrysanthemenball (12. Februar) und der Rosenball (19. Februar) sowie eine ganze Reihe weiterer Faschingsbälle. Auch im Deutschen Theater, das derzeit in einen Ballsaal verwandelt wird, geht es rund: unter anderem mit dem Ball der Nationen (7. Februar), der Ballnacht mit Hugo Strasser (14. Februar) und dem Bal Classique (20. Februar). Auswirkungen der Finanzkrise beim Ticketverkauf bemerke man beim Deutschen Theater noch nicht. "Bei uns geht es eindeutig in Richtung elegante Schwarz-Weiß-Bälle", sagt Sprecherin Christina Zopp, "2009 gibt es bei uns nur zwei verkleidete Bälle."

Ein hartes Geschäft

Diesem Trend entspricht auch der Kaiserball (6. Februar), bei dem die Österreichisch-Bayerische Gesellschaft die Atmosphäre des Wiener Opernballs in das ICM in Riem zaubern will. Anders dagegen die "Weißen Feste" in der Max-Emanuel-Brauerei: Maskiert als Krankenschwester, Arzt oder Engel, können weiß verkleidete Münchner dort gleich an elf Abenden Fasching feiern.

Zum vierten Mal lädt die Faschingsgesellschaft der "Damischen Ritter" zum Münchner Faschingszug (15. Februar). Im vergangenen Jahr nahmen etwa 1000 Narren teil, weit mehr genossen das Spektakel vom Straßenrand aus. "In diesem Jahr haben sich bisher 800 Teilnehmer angemeldet", sagt Helmut Wollner, Pressesprecher der Damischen Ritter. Und auch für den Ritterball (20. Februar), den Hausball im Löwenbräukeller, hofft er auf viele Faschingsfreunde. "Das Faschingsballgeschäft ist ein hartes", sagt er, "nicht selten zahlt man als Veranstalter am Ende drauf." Seit Jahrzehnten beliebt sind dagegen die Faschingspartys unter freiem Himmel: der Tanz der Marktweiber am Viktualienmarkt (24. Februar) und das närrische Treiben rund um den Marienplatz (22. bis 24. Februar).

© SZ vom 10.01.2009/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: