Fallbeispiel 3:"Dann geht die Spirale los"

Immer wieder stand Helena Papas vor dem Nichts: kein Job, keine Wohnung.

Von Milena Hassenkamp, München

Es ist nicht das erste Mal, dass Helena Papas ohne Wohnung ist. Seit die gebürtige Griechin mit ihrem Mann 1988 nach Deutschland kam, hat sie viel kämpfen müssen, wie sie sagt. 2003 will sie gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Töchtern zurück nach Griechenland. Der Mann bleibt hier, um die Wohnung am Rotkreuzplatz auszulösen - und verschwindet. So kommt Papas 2004 das erste Mal in die Unterkunft in der Karlstraße. "Ich war am Boden", sagt sie, "tiefer ging nicht."

Nach der Trennung führt die 54-Jährige nie wieder eine Beziehung. Sie bleibt in Deutschland, kommt wieder auf die Beine. Im Nachtdienst sortiert die hübsche Frau mit den dunklen Locken Briefe. 20 Stunden in der Woche. "Es gab keinen anderen Job." Immer wieder geht sie in die Unterkunft Karla 51, um günstig Essen zu bekommen. Als ihre Mutter 2010 krank wird, fliegt sie nach Griechenland, um sie zu pflegen. 2015 zieht sie zurück nach Deutschland zur ältesten Tochter und deren Mann. Wieder an den Rotkreuzplatz. Eine Wohnung für sich allein zu finden ist schwer. Also geht sie zurück in die Karlstraße. Ihren Job als Pflegekraft hat sie vor kurzem verloren. "Dann geht die Spirale los. Job, Wohnung - das hängt alles zusammen." Nur wenige ihrer Freunde wissen, wo Helena Papas gerade lebt. Sie schämt sich.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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