Fachmann für Orientalistik:Araber lieben München

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Besucher aus den Emiraten bevorzugen alles, was glänzt und elegant ist. Das weiß Stefan Ovelgönne vom Münchner Tourismusamt.

Christian Mayer

Er spricht Arabisch, und er kennt sich aus in der islamischen Kultur. Stefan Ovelgönne, 42, arbeitet bei der Stadt München und ist im Winter als Reiseführer in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman freigestellt.

SZ: Welche arabischen Besuchergruppen kommen denn zur Tourismusinformation am Hauptbahnhof?

Ovelgönne: Momentan haben wir viele Gäste aus Saudi-Arabien, Kuweit und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Viele bleiben in der Regel bis zum Beginn des Oktoberfests, dann fängt auch bei ihnen die Schule wieder an.

SZ: Was für Fragen hören Sie besonders oft von Gästen aus den Ölländern?

Ovelgönne: Viele wollen wissen, was man mit Kindern unternehmen kann. Ich empfehle den Zoo, das Deutsche Museum, auch Ausflüge ins Umland, zu Freizeitparks und ins Legoland. Oder mal was Traditionelleres wie die Auer Dult.

SZ: Geben Sie auch praktische Shopping-Tipps?

Ovelgönne: Die Araber wissen sehr gut, wo man Einkaufen gehen kann, sie kennen die Maximilianstraße besser als viele Münchner. Kürzlich kamen zwei Frauen zu mir, die mit zehn Kindern auf Einkaufstour waren, in den Kaufhäusern der Innenstadt, in den Riem-Arkaden und in Outlet-Zentren.

SZ: Sie arbeiten auch als Gästeführer für die Stadt. Was wollen die Araber eigentlich sehen in München?

Ovelgönne: Alles was grün, blau und golden ist, das sind ihre Lieblingsfarben. Araber lieben die Amalienburg, Schloss Nymphenburg, auch die Schatzkammer in der Residenz, wenn die Führung nicht zu historisch ist. Die Dinge müssen glänzen, es muss elegant sein. Die Araber lieben aber auch die Natur, die Berge, das Grüne, was sie in ihrer Heimat vermissen. Insofern ist Bayern als Urlaubsziel natürlich ideal.

SZ: Was haben die Araber für ein München-Bild?

Ovelgönne: Sie lieben München, weil die Stadt so sicher und sauber ist - und etwas konservativer als andere Städte. Niemand belästigt sie, die Frauen können alleine einkaufen gehen und es gibt keine offene Prostitution.

SZ: Warum sieht man praktisch nie arabische Touristen in Biergärten?

Ovelgönne: Schweinsbraten und Bier geht ja nicht. Die Araber bevorzugen Lokale, die ein "Halal"-Schild an der Tür haben: Das Fleisch muss nach islamischem Ritus geschlachtet sein. Wenn ich Gruppen habe, bestelle ich einen Tag vorher im Restaurant Halal-Essen. Für gute Lokale ist das kein Problem. Die Araber schätzen auch den Viktualienmarkt, weil da die Waren so schön und frisch präsentiert werden. Die malaiischen und indonesischen Angestellten kaufen dort mit der Herrin des Hauses ein - gekocht wird im Hotel.

© SZ vom 1.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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