Experten befürchten::"Die Bierpreise drohen zu explodieren"

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Kostet die Maß bald acht Euro? Teure Rohstoffe, Mehrwertsteuer und EU-Richtlinien sorgen dafür, dass 2007 alle Sorten teurer werden - eventuell sogar erheblich.

Astrid Becker

Das Bier wird im nächsten Jahr teurer. Wegen gestiegener Energie- und Rohstoffkosten haben die meisten Brauereien eine Erhöhung ihrer Preise angekündigt. Besonders spürbar wird diese Steigerung wohl in der Gastronomie werden, weil die Erhöhung der Mehrwertsteuer im Januar von 16 auf 19 Prozent letztlich bis zum Endverbraucher durchgereicht wird.

Malz bis zu 100 Prozent teurer

Noch im Februar hieß es von Seiten der Brauereien, weitere Preissteigerungen würde der Markt nicht mehr vertragen. Doch nur wenige Monate später beklagten die Brauherren gestiegene Energie- und Rohstoffpreise. Jetzt könnte die bestehende Malzknappheit die Lage noch weiter verschärfen - in Brauerkreisen ist bereits die Rede von Preissteigerungen für das Malz von bis zu 100 Prozent.

Einige Brauherren haben diese Entwicklung kommen sehen und ihre Preise bereits zur Jahresmitte erhöht - wie der Direktor des Staatlichen Hofbräu, Michael Möller: "Wir haben unsere Preise bei allen Sorten bereits kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft um rund vier Prozent angehoben."

In Zahlen gesprochen: Für die Münchner Hofbräu-Biere müssen nun etwa fünf Euro mehr pro Hektoliter gezahlt werden. Etwas moderater ging die Paulaner-Gruppe vor: Sie erhöhte zur Fußball-WM ihre Preise für das Weißbier um zwei bis drei Prozent.

Harter Kurs in Sachen Biersteuer

Die anderen Brauereien ziehen nun nach: So muss für die Augustiner-Biere zum 1. Februar etwa drei Prozent mehr bezahlt werden - und auch die Hellen von Spaten und Löwenbräu werden teurer: "Unser Franziskaner-Weißbier haben wir bereits in der ersten Jahreshälfte erhöht, jetzt werden wir rund neun Euro mehr pro Hektoliter in der Gastronomie beziehungsweise etwa zehn Cent pro Flasche mehr im Handel verlangen", sagte auf Anfrage der Vorstand der Löwenbräu AG und Geschäftsführer der Spaten-Franziskaner Bräu GmbH, Karl-Heinz Knoll.

Ob damit vorerst das Ende der Preiserhöhungen beim Bier erreicht ist, bleibt ungewiss - denn noch scheint die so genannte Biersteuer nicht ganz vom Tisch zu sein. Wie berichtet, will die EU den Mindeststeuersatz für Bier vereinheitlichen, was für Deutschland - als eines der Länder mit der derzeit niedrigsten Biersteuer - deren Erhöhung um rund 30 Prozent zur Folge hätte.

Weil nun die Bundesregierung dieses Vorhaben ablehnt, wollen die Münchner Brauer nicht recht an eine Realisierung dieser Pläne glauben. Übersehen haben sie dabei offenbar, dass erst vor wenigen Tagen der EU-Steuerkommissar László Kovács den harten Kurs in Sachen Biersteuer bekräftigt und Ausnahmeregelungen für Deutschland oder auch Litauen und Tschechien ausgeschlossen hat.

"Wenn wir uns täuschen, und der Biersteuer-Angleich kommt auch noch, dann werden unsere Preise explodieren", sagt beispielsweise der Paulaner- und Hacker-Pschorr-Geschäftsführer Andreas Steinfatt.

Die Maß für acht Euro

Doch auch ohne Biersteuer steigen die Preise erheblich - im Handel, aber vor allem in der Gastronomie, wie neben den Brauern auch der neue Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG), Siegfried Gallus, prophezeiht. Allein wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Januar von 16 auf 19 Prozent werde die Halbe Bier in der Wirtschaft um bis zu 20 Cent teurer, schätzt Gallus.

Er hält es sogar für möglich, dass sich dadurch der Preis für die Maß Bier auf dem Oktoberfest "gewaltig" der acht-Euro-Grenze annähern könnte. "Das Ganze ist ein Wahnsinn", sagt er.

Dass der Bierkonsum angesichts der derzeitigen Entwicklung sinken wird, glauben jedoch weder Wirte noch Brauer. Allerdings könnte, so die einhellige Meinung, das Ganze zu einer Verschiebung auf dem Markt führen - weg von den Premium-Marken, hin zu den sogenannten Bierdiscountern.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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