Erzieher:Auf Männersuche

Lesezeit: 1 min

Noch immer ist in Kitas und Grundschulen das Personal vorwiegend weiblich, und das ändert sich nur ganz langsam

Von Anna Hoben

Dass es für Kinder gut ist, wenn sie im Kindergarten und in der Grundschule sowohl weibliche als auch männliche Rollenvorbilder erleben, darüber sind sich Erziehungswissenschaftler ziemlich einig. Die Realität sieht indes anders aus, nach wie vor entscheiden sich nur relativ wenige Männer für den Erzieherberuf oder den Lehrberuf für jüngere Kinder. An den Münchner Grundschulen etwa arbeiten 94,2 Prozent Frauen und 5,8 Prozent Männer. Das geht aus einer Antwort von Stadtschulrätin Beatrix Zurek auf eine Anfrage von Stadtrat Richard Quaas (CSU) hervor. Lässt man kirchliches Personal außer Acht, sinkt der Anteil der Männer sogar auf 3,2 Prozent.

Etwas besser sieht es an den städtischen Kindertageseinrichtungen aus. Derzeit sind 7,8 Prozent der Erzieher männlich. Und auch der Trend macht Hoffnung. So ist in den vergangenen fünf Jahren die Anzahl der männlichen Erzieher kontinuierlich gestiegen: von 201 auf 270. Allerdings ist auch die Gesamtzahl der Erziehungskräfte deutlich gewachsen, sodass der Anteil der Männer sich nur von 6,3 auf 7,8 Prozent verbessert hat. Bei Neueinstellungen ist er indes zwischen 2010 und 2016 um rund drei Prozentpunkte gestiegen. Noch erfreulicher haben sich die Zahlen bei den Auszubildenden entwickelt. Am Sozialpädagogischen Seminar stieg der Anteil von 14 auf 24,3 Prozent und bei den Berufspraktikanten von 12,4 auf 21,1 Prozent. Ein Arbeitskreis "Männer" bei der Stadt setze sich für eine weitere Erhöhung des Anteils ein, so Zurek.

Mehr männliche Kollegen an die Schulen zu bringen, das sei seit Jahren ein Anliegen der bayerischen Staatsregierung, so die Stadtschulrätin weiter. Die Möglichkeit der Einflussnahme sei aber begrenzt, weil über die Einstellung in den staatlichen Schuldienst allein Qualifikation und Leistung entschieden.

Darüber hinaus werde schon das Studium kaum von Männern absolviert, "weil die gesellschaftliche Wertschätzung von Berufen, die großenteils von Frauen ausgeübt werden, gering ist". Auch wegen der schlechten Bezahlung seien die Jobs für Männer unattraktiv. "Hier könnten seitens des Landes Kampagnen gestartet werden, das traditionell-hierarchische Rollenbild in Richtung eines gleichgestellteren Rollenbilds aufzulösen, durch das eben auch Männer gewinnen."

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: