Eric Clapton auf dem Königsplatz:Das (gute) alte Zeug

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Unverfälschtes Rockentertainment oder Konzert ohne Überraschungen: Das Konzert von Eric Clapton auf dem Königsplatz spaltet unsere Kritiker.

Unverfälschtes Rockentertainment

Konzentriert auf den Blues: Eric Clapton (Foto: Foto: ddp)

Er ist einer dieser letzten Mohikaner der Rockmusik, die es sich erlauben können, ohne großen Pomp auf die Bühne zu kommen, zur Gitarre zu greifen und einfach altes Zeug zu spielen: Eric Clapton, der Junge aus der britischen Provinz, den irgendwann in den frühen Sechzigern der Hafer stach, so dass er den möglichen bürgerlichen Lebensweg zugunsten einer zunächst alles andere als klaren Karriere als Musiker aufgab. Er ist der Mann, der den Blues für den weißen Europäer autorisierte, zahlreiche Welthits zustande brachte und, obwohl längst Großverdiener und Hall-of-Fame-Legende, es noch immer nicht lassen kann, die alte Botschaft von der süßen Traurigkeit und dem funky flirrenden Überschwang zu verkünden.

So kann Eric Clapton mit seinen 63 zuweilen turbulent durchlebten Jahren gelassen ins Scheinwerferlicht am Königsplatz treten, einmal kurz ins Publikum grüßen und dann knappe zwei Stunden faszinierend unverfälschtes Rock-Entertainment bieten, ohne auf irgendwelchen Schnickschnack zurückgreifen zu müssen. Seine Hits braucht er kaum, um die Menschen zu begeistern.

Sie kommen dann aber trotzdem gegen Ende des Konzerts, das kitschig schöne "Wonderful Tonight", die kraftvolle Variante von "Layla" oder das ein wenig routiniert wirkende "Cocaine". Der ganze Abend ist ein Streifzug durch die eigene Musikbiographie, leistet sich Ausflüge in die Ahnengalerie des Genres mit einem Song von Robert Johnson, macht mal bei Funk-Rhythmen oder Folk-Balladen Station, um dann wieder beim satten Blues-Rock von "Motherless Child" zu landen.

Konsequent vermeidet Eric Clapton musikalisch und dramaturgisch alles, was als Spielerei durchgehen könnte, konzentriert sich auf den wesentlichen, unalterierten Blues und gesteht noch am ehesten seinem Pendant an der Zweitgitarre, Doyle Bramhall II, ein paar stilistische Exaltiertheiten mit Wah-Wah oder Bottleneck zu. So gelingt ihm ein puristisch klares, rundum ausgewogenes Konzert mit viel Spaß für alle, die nicht nur den Mann der Gassenhauer, sondern auch den Künstler mit dem Gespür fürs Feine im Gewand des Schlichten erleben wollten.

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Ein Konzert ohne Überraschungen

Zugegeben, der Mann kann Gitarre spielen. Doch für einen, der einst auf allen Wänden mit dem Graffito "Eric is God"' gefeiert wurde, kann ein Auftritt wie der am Sonntag höchstens unter "auf Nummer sicher" laufen. Es mag keinen anderen geben, der auf der Stratocaster aus so wenig so viel machen kann, der so locker seine Saiten ebenso wie die Membrane im Brustbereich seiner Zuhörer in Schwingung versetzen kann - aber es hängt bei dem Perfektionisten Eric Clapton eben auch immer von Lust und Laune und seinem gerade aktuellen Geschmack ab. Nicht, dass er diesmal lustlos gewesen wäre, aber auf auch nur den kleinsten Hauch von Überraschung hatte er definitiv keinen Bock.

Wie spätestens seit seiner missglückten Robert-Johnson-Hommage üblich, war der Abend sehr Blues-lastig, mit einigen wenigen Slowrock- und R&B-Zugeständnissen. Ob Clapton seine "Weniger-ist-mehr"-Soli auf der elektrischen oder auf der akustischen Gitarre vorführte, stets wirkte der Vortrag lexikalisch.

Perfekt, wie in Stein gemeißelt, aber eben auch hundertmal so gehört. Genau wie das Repertoire: "Motherless Child", "Key To The Highway" oder - gute Güte - "Hoochie Coochie Man". Um einen damit von den harten Sitzen des Königsplatzes zu reißen, hätte schon etwas anderes daherkommen müssen als die routinierte Mixtur aus seifigem Background-Chor, unmerklichem E-Bass und der eher uninspirierten Schweineorgel von Keyboarder Chris Stainton.

Vielleicht ist es eben auch eine Wahrheit, dass - von Cream bis zum jüngsten Duett mit J.J. Cale, dem Besten, was Clapton seit Jahren abgeliefert hat - "Mr. Slowhand" schon immer ganz wesentlich von seinen Vorlagen und Kollegen lebte. Mit den Begleitern dieses Abends sprach Clapton kaum ein Wort, ebenso wenig wie mit dem Publikum.

So ging es vom völlig farblosen Jakob Dylan bis zu Claptons abschließenden, zwischen Opel-Werbung ("Layla") und müder Party-Animation ("Cocaine") changierenden Hitblock emotionslos dahin. Und ebenso geschäftsmäßig trollten sich die 18.000 nach der einzigen Zugabe "Crossroads" dann ohne viel Aufhebens nach Hause.

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