Ergebnisse der SZ-Leserumfrage:Eine Liebeserklärung an den Landkreis

Lesezeit: 3 min

Wer an Isar und Loisach lebt, hängt an seiner Heimat. Doch bei aller Idylle gibt es auch Probleme.

Von David Costanzo

Das Flimmern der Isar, das Glühen der Berge, das Schimmern der Seen: Wenn die Menschen zwischen Schäftlarn und Lenggries die Wanderstiefel schnüren oder die Fahrradreifen aufpumpen, die Sonnencreme auftragen und die Haustür hinter sich zuschlagen, dann geht ihnen das Herz auf. Jeder Zweite, genau 48 Prozent, lebt nicht nur gern in der Region, sondern liebt es sogar, hier zu wohnen. Und fast alle, nämlich 90 Prozent, schätzen die Freizeitmöglichkeiten in der Natur. Beides sind die Spitzenwerte im gesamten Münchner Umland - und die Menschen im südlichen Landkreis hängen sogar noch etwas stärker an ihrer Heimat als die im Norden. So schön ist es an Loisach und Isar.

Das ist das Ergebnis der Umfrage zum Jubiläum der Landkreisausgaben. Seit 40 Jahren berichtet die Süddeutsche Zeitung aus der Region, erst als Bad Tölz-Wolfratshauser Neueste Nachrichten, heute informiert die SZ Bad Tölz-Wolfratshausen über alles Wichtige in der Nachbarschaft, auf Papier, im Internet, via Facebook und Twitter. Zum Einzugsgebiet der Lokalausgabe gehören übrigens auch Penzberg und Schäftlarn.

Mehr als 6100 Menschen haben sich an der Befragung in den acht Kreisen des Münchner Umlands beteiligt. Die Zahlen gelten zwar nicht als repräsentativ, vermitteln aber einen guten Eindruck von dem, was die Menschen bewegt. Tatsächlich zeichnen die Teilnehmer ein Bild des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen, das die Gegensätze vereint - von der Landeshauptstadt bis zur Landesgrenze, vom Flachland bis auf die Gipfel und, ja, mit Laptop und mit Lederhose. Der Kreis bekommt viele Bestnoten im Vergleich mit dem Umland, aber auch einige Tiefstwerte.

Die Seen, die Berge, die Wiesen und Wälder - die schöne Natur im Landkreis wissen die Menschen zu schätzen, die hier leben dürfen. Über den Starnberger See reicht der Blick bis zur Zugspitze. (Foto: Manfred Neubauer)

So sehr die Menschen die Natur, die Idylle und die malerischen Ortschaften mögen, so sehr fürchten sie darum. Die Schlauchboote auf der Isar, die zugeparkten Ufer, die Schlangen an den Klettersteigen: Eine Mehrheit von 52 Prozent der Befragten im Kreis stört sich am Andrang aus Stadt und Umland an Bergen, Flüssen und Seen - die Jüngeren noch mehr als die Älteren und die Tölzer noch mehr als die Wolfratshauser.

Diesen Druck des immer geballteren Ballungsraums spüren sie auch bei einem anderen Thema: Beim Wohnen fallen die Ergebnisse genau so schlecht aus wie in allen anderen Kreisen. Vier von fünf Befragten sind die Kaufpreise zu hoch. Genau so viele kritisieren, dass Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen fehlen. Nur ein Drittel urteilt, dass ausreichend gebaut wird, kaum ein Fünftel hält die Mieten für moderat. Und praktisch niemand glaubt, dass Familien mit Kindern günstig vier Wände bekommen können. Der überhitzte Münchner Markt hat diesen Kreis genau wie alle anderen erfasst.

Gleichzeitig ärgern sich viele über Mängel in der hiesigen Infrastruktur. Nicht einmal die Hälfte der Befragten ist zufrieden mit dem Nahverkehr, nicht einmal ein Drittel mit den Einkaufsmöglichkeiten, nicht einmal ein Viertel mit dem Kulturangebot. In all diesen Punkten rangiert der Kreis am unteren Ende der Skala im Umland. Immerhin schätzt jeder Zweite seine Nachbarschaft und den Zusammenhalt in seiner Gemeinde.

Die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer ist täglich auf das Auto angewiesen, nämlich 51 Prozent, in Bad Tölz und Umgebung sind es sogar 55 Prozent. Die wenigsten Bewohner nutzen dagegen den Nahverkehr täglich, nur fünf Prozent, im südlichen Landkreis sogar nur drei Prozent. Beides stellen mit Abstand die extremsten Umfragewerte in der Region dar.

SZ-Grafik (Foto: jjh)

Überhaupt unterscheiden sich die Antworten in den Altlandkreisen Wolfratshausen und Bad Tölz: Rund die Hälfte der Befragten glaubt, dass Nord und Süd seit der Vereinigung von 1972 auch wirklich zusammengewachsen sind. Zwei von drei Teilnehmern fordern eine bessere Anknüpfung zwischen Bad Tölz und Wolfratshausen - und da sind sich die Bürger in Nord und Süd sogar einig.

Viel Lob gibt es dagegen für die Kinderbetreuung. Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten ist zufrieden mit dem Angebot an Schulen, Kitas und Krippen - einzig ein paar Spielplätze und Ganztagsklassen mehr dürften es sein. Auch an guten Ärzten mangelt es offenbar nicht: Neun von zehn Umfrage-Teilnehmern halten die medizinische Versorgung für gut, eine Mehrheit findet auch die Auswahl an Pflegediensten ausreichend. Einen Mangel an Fachärzten und Pflegeplätzen stellt bislang nur eine deutliche Minderheit fest. Gesamtnote in Lebensqualität: 1,9.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: