Erfolg:Den Nerv getroffen

"Du bist Faust" hieß die Ausstellung in der Kunsthalle München. (Foto: Robert Haas)

Zum Faust-Festival kommen 220 000 Besucher

Von Susanne Hermanski

Goethes Faust hat zwei Teile, das Faust-Festival hatte 600. Es war ein Versuchsballon, gestartet von Roger Diederen, dem Direktor der Kunsthalle, und dem Gasteig-Chef Max Wagner, und stieg so weit über den Münchner Horizont, dass es im November zur Europäischen Trendmarke des Jahres ernannt und in Berlin ausgezeichnet worden ist. Dabei gab es anfangs durchaus Skeptiker. Was hatte Faust mit München zu tun, und wie könnte ein Festival funktionieren, bei dem alle Kulturschaffenden, die Lust hatten, mitmachen konnten? Und das ganz ohne Kurator, der als Qualitätspolizei fungieren würde? Am Ende hatten die Ausstellungen, Konzerte, szenischen Aufführungen und Hunderte anderen Veranstaltungen wie Lesungen und Vorträge in diesem losen Rahmen 220 000 Besucher angezogen. Von der Katholischen Kirche bis zum Boxwerk, vom Harry Klein Club bis zum Residenztheater, von der Staatsoper bis zum Bierbrauer hatten alle mitgemacht. Das klassische Drama um den rastlosen Kopfmenschen Faust, den klugen Verführer Mephisto und das sich selbst betrügende Gretchen traf den Nerv des modernen Münchners im Jahr 2018 offenbar punktgenau. Nun hält man Ausschau nach einem Thema, das vergleichbare Zugkraft entwickeln könnte, um diese Art des basisdemokratischen Festivals in München vielleicht gar im Biennale-Takt fest zu etablieren.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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